Eine Jüdin, eine Muslima und eine Christin gestalteten am Samstag die Bibelarbeit (Matthäus 6, 19-34) im Kongresszentrum am Elbufer.
Sonja Guentner, Internationale Friedensschule und Rabeya Müller, Islamwissenschaftlerin und Pädagogin, beide aus Köln sowie Bärbel Wartenberg-Potter, Bischöfin im Ruhestand aus Lübeck, bekannten sich zu ein und dem gleichen Gott. „So verschieden wir sind, so glauben wir, dass wir zu dem selben Gott beten.“ Zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten habe Gott zu ihnen gesprochen. Die Schriften seien vergleichbar und es sei zu erkennen, dass auch die Vorfahren die gleichen seinen. Als „Schwestern“ bezeichneten sich die drei Frauen, die, im Trialog dieser Bibelarbeit, „miteinander ein Friedensreich aufbauen und ein jüdisch-christliches Lehrhaus besuchen wollten.“
In unser aller Herzen sei der Wunsch nach Frieden, so Bärbel Wartenberg-Potter. Auch Freude habe einen Platz in einem gerechten Herzen. „Wir überspringen den hässlichen Graben der Geschichte. 2000 Jahre sind es gewesen, in dessen Gräben viele blutige Geschichten liegen.“ Gemeinsam, in allen drei Religionen, könne man das Licht suchen, das von dem biblischen Text ausgehe und niemand brauche den Nächsten wegen seiner Religionszugehörigkeit abzulehenn oder zu verlegungen. „Gemeinsam wollen wir eine Kraft zum Frieden werden“.
„Die Vergänglichkeit der Welt ist uns bewusst“, sagte Rabeya Müller. Die Welt scheine oftmals unser Schatz zu sein und der Mensch werde nach dem beurteilt, was das Herz voraus schicke. Der Verstand aber sei ein ebenso großer Schatz. Das Herz und der Verstand mögen uns herausfordern, am emotionalen und sozialen Ausgleich mitzuwirken. „Unsere Welt ist nicht der Himmel auf Erden.“ Die Welt, so Rabeya Müller, sei weder Gottes Reich noch Gottes Staat. Man könne Gott darum bitten, die Herzen und die Augen zu öffnen und an der gerechten Verteilung der Liebe mitwirken zu wollen. Den Schatz vermehren könne man, indem die Schrift eingesetzt werde und der Weg bis ins Jenseits barmherzig miteinander gegangen werde.
Gleich sei den drei Religionen die Lehre, dass Gott die Herzen erforsche. „Das Herz ist der Ort von Gottes Betroffenheit: es brennt, trachtet, zerreißt und hofft. Es bewahrt, verzagt, birgt Böses, bekehrt sich und springt vor Freude in uns herum.“ Es brauche beherzte Menschen, so Frau Wartenberg-Potter, die dem Weltverschwendungsmechanismus trotzen. Der Platzhalter Nummer eins, der Mammon, müsse vom Thron gestoßen werden. Dabei komme es auf die Unterschiede im Glauben nicht an, sondern allein darauf, dass die Menschen ein Herz haben. Von den Lilien auf dem Feld, von denen im Bibeltext die Rede ist, könne man lernen, „in das gute Gewebe des Lebens eingeebnet zu sein.“ Jesus weite in diesem Gleichnis den Blick über das Alltägliche hinaus. Die Erkenntnis, mehr wert zu sein, dürfe nicht missbraucht werden. Der Mehrwert des Menschen begründe sich im Vertrauen auf Gott und im Glauben, Gottes Gegenüber zu sein. „Das darf nicht auf Kosten der Lilien und auch nicht der Rassen und Völker gehen. Der Mensch muss den herrischen Platz verlassen und lernen, für das Leben zu sorgen.“