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DDR-Heimerziehung: Studie legt Beteiligung der Kirchen offen

Die Kirchen waren in der DDR stärker an der Heimerziehung beteiligt als bislang bekannt. Laut einer aktuellen Studie betrieben sie zeitweise bis zu einem Viertel der Einrichtungen. Der Sozialethiker Karsten Laudien rief als einer der beiden Autoren der Studie die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas zu einer offensiven Aufarbeitung auf.

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Auch wenn sich die kirchlichen Heime den staatlichen Vorgaben widersetzten, ändere das nichts an der kirchlichen Mitverantwortung, fügte der Professor der Evangelischen Hochschule Berlin hinzu. Die Berliner Diakoniedirektorin Susanne Kahl-Passoth kündigte in einer ersten Reaktion an, die Ergebnisse genau zu prüfen. «Das ist unsere Pflicht und Schuldigkeit», sagte sie dem epd. Am 40-Millionen-Euro-Hilfsfonds für ehemalige DDR-Heimkinder haben sich die Kirchen bislang mit Verweis auf das damals geltende staatliche Monopol im Erziehungs- und Bildungswesen nicht beteiligt.

 Laut der Studie befanden sich in den 50er Jahren von rund 700 DDR-Heimen mindestens 152 mit knapp 9.300 Plätzen, möglicherweise sogar 184, in kirchlicher Trägerschaft. Da sie als politisch unzuverlässig galten, kam es zur Schließung vieler Einrichtungen. «Aber noch in den 60er Jahren dürfte es mehr als 100 gegeben haben, in den 80er Jahren hingegen wahrscheinlich nur zwei Dutzend», sagte Laudien.

 Zwischen 1949 und 1989 waren insgesamt rund 435.000 Kinder und Jugendliche in DDR-Heimen untergebracht, ein Drittel davon in den besonders berüchtigten Jugendwerkhöfen und anderen Spezialheimen. Wieviele Kinder in kirchlichen Einrichtungen lebten, lasse sich derzeit nicht beziffern, sagte Laudien.

 Einen hohen Forschungsbedarf sieht Laudien noch beim Erziehungsalltag. Dort hätten sich die kirchlichen Heime in der DDR sicher von den staatlichen unterschieden, wahrscheinlich jedoch nicht von westdeutschen Einrichtungen, gerade in der Nachkriegszeit nicht. Nach Aufdeckung von Missständen in der dortigen Heimerziehung hatten sich die Kirchen an einem 120-Millionen-Hilfsfonds beteiligt.

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 «Die Kirchen haben nichts zu verlieren, wenn sie sich auch hier der Vergangenheit stellen», betonte der Theologe. Möglicherweise stelle sich dabei auch heraus, dass die kirchlichen Einrichtungen trotz Fällen von Misshandlung und repressiver Erziehung eine «Oase» im Vergleich zu staatlichen Heimen gewesen seien.

(Quelle: epd)

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