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Debatte um Papstamt: Bedford-Strohm begrüßt Chance für Ökumene

Der Vatikan hatte Mitte Juni ein Dokument vorgestellt, das die Stellung des Papstes verändern könnte. Heinrich Bedford-Strohm sieht darin eine Chance für die Einheit unter Christen.

Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, hat Reformvorschläge des Vatikans zur Rolle des Papstamtes innerhalb der Christenheit grundsätzlich begrüßt. «Der Bischof von Rom als ein synodal verwurzeltes Ehrenoberhaupt der Christenheit erscheint als Möglichkeit am Horizont», heißt es in einem Gastbeitrag des früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der «Herder Korrespondenz» (August-Ausgabe).

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Zugleich dürfe nicht verschwiegen werden, dass der prinzipielle Ausschluss von Frauen von dem möglichen Ehrenprimat auf absehbare Zeit ein Streitpunkt bleibe. «Aber die Tür ist aufgestoßen.»

Thema: Vormachtstellung des Papstes

Der Vatikan hatte Mitte Juni ein Dokument vorgestellt, das die Stellung des Papstes innerhalb der christlichen Kirchen in Ost und West verändern könnte. In dem Studiendokument mit dem Titel «Der Bischof von Rom», das mit Zustimmung von Papst Franziskus veröffentlicht wurde, geht es vor allem um die Vormachtstellung des Papstes gegenüber anderen Kirchenoberhäuptern. In dem Text wird vorgeschlagen, dass diese den Papst als «Ehrenoberhaupt» akzeptieren.

Das 150-seitige Studiendokument ist eine Zusammenfassung der theologischen Reaktionen auf die Enzyklika «Ut unum sint». In dem Lehrschreiben hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1995 eine andere Art der Ausübung des Papstamts in Aussicht gestellt und die anderen christlichen Kirchen dazu eingeladen, im Dialog mit Rom nach einem gemeinsamen Verständnis des Amts zu suchen.

Vertreter im Dialog zwischen den christlichen Kirchen sähen grundsätzlich einen Sinn darin, dass das Christentum weltweit durch eine einzelne Person repräsentiert wird, fügte Bedford-Strohm hinzu: «Denn sie erhält dadurch Gewicht und wird in der Weltöffentlichkeit auch gehört.» Gerade im Hinblick auf den massiven Orientierungsbedarf angesichts von Zukunftsfragen wie wirtschaftliche Gerechtigkeit, Überwindung von Gewalt und Sorge um die Natur brauche es eine solche Stimme, die medial Aufmerksamkeit «und im besten Falle auch die Herzen der Menschen erreicht».

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Studien zeigten, wie wichtig Personen für die Kommunikation des Evangeliums in der medialen Öffentlichkeit sind. Ein neues Verständnis des Papstprimats und eine veränderte Ausübung dessen sollten zur «Wiederherstellung der Einheit der Christen beitragen».

Primat des Papstes: Haupthindernis für Einheit

Das Primat des Papstes gilt als Haupthindernis für die Einheit der christlichen Kirchen. Es werde der ökumenischen Diskussion um das Papstamt sehr helfen, wenn das Unfehlbarkeitsdogma nun unverkennbar in seinen historischen Kontext gestellt wird, schreibt Bedford-Strohm. Vieles in dem Dokument müsse jedoch mit konkreten Inhalten gefüllt werden, «gerade auch im Hinblick auf Synodalität», wünscht sich der frühere bayerische Landesbischof. Seit dem 19. Jahrhundert hatten sich die Befugnisse des Papstes und Bischofs von Rom in Glaubensfragen durch das 1870 beschlossene Unfehlbarkeitsdogma innerhalb der Kirche ausgeweitet.

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12 COMMENTS

  1. Tja, die „Oberhäupter“ – ich darf mal wieder das Neue Testament zitieren:
    „Wenn jemand meint, etwas zu sein, obwohl er nichts ist, macht er sich selbst etwas vor.“ (Gal 6,3)
    Das Haupt der christlichen Gemeinde ist Jesus und sonst niemand …

    • Und wie interpretiert du dann die Stelle mit Jesus und Petrus, auf dem er seine Kirche baurn wollte?

      Auch in dem Paulusbriefen lesen wir meines Erachtens von Leitungen

      • Petrus sah sich selbst niemals als Basis für die Kirche. Er verwies immer auf Jesus als einzigen Fels, als Eckstein. Doch Petrus war in seiner Funktion als Leiter innerhalb der Gemeinde allgemein anerkannt. Darüber habe ich auch mit Ulrich Wößner schon mehrmals diskutiert.
        Die Position der Leiter wird auch in der Apostelgeschichte ausführlich dargestellt.

      • Jesus hat überhaupt keine Kirche gebaut. Er hat seine Ekklesia, seine Gemeinde, auf den Inhalt des Bekenntnisses von Petrus gebaut, nämlich dass er der Messias ist. Jesus ist der Eckstein, auf dem das geistliche Haus der Gemeinde gegründet ist.
        Wenn man die richtige Übersetzung hat, liest man im ganzen NT nichts von Leitungen. Man liest von Älteren, Verantwortlichen, Führenden, Vorbildern, aber von niemandem, der sich als „Leiter“ über die Gemeinde erhebt und die Geschwister zu „Laien“ degradiert.
        Aber da du, wie ich es verstanden habe, gar kein Christ bist, brauchst du dich für diese Sache ja eigentlich nicht zu interessieren …

        • Wenn man sich nur für Sachen interessieren darf, denen man angehört, wäre das Leben etwas trist, oder?

          Ich interessiere mich für viele Dinge. Ich schaue z.b auch Olympia, obwohl ich daran nie aktiv teilgenommen habe.

          Ganz nebenbei: Ich persönlich glaube, dass Jesus das ganze Christentum nicht im Sinn hatte.

            • Eben. Jesus war Jude und wirkte innerhalb des Judentums.

              Etwas, was die christlichen Kirchen Jahrhunderte verdrängt oder verleugnet haben und auch heute die meisten Christen meiner Ansicht nach immer noch nicht verstanden haben.

  2. Sind das Anzeichen einer „Welteinheitskirche“ die im endzeitlichen Kontext eine unrühmliche Rolle zu spielen hat?
    Als junger Christ, groß geworden in freikirchlichen Kreisen wurde die Katholische Kirche als die „Hure Babylon“ gehandelt.
    Das mag zu spekulativ und einer regen Phantasie entspringen, aber als Evangelikaler kann ich diesen Einheitsbestrebungen nichts abgewinnen.
    Zu schräg empfinde ich die Lehren der Katholischen Seite, so bleibt es bei, not my Pope !

  3. Der Papst als Ehrenoberhaupt der Christenheit ist eine gute Idee

    Der Bischof von Rom als ein synodal verwurzeltes Ehrenoberhaupt der Christenheit erscheint als Möglichkeit am Horizont», heißt es in einem Gastbeitrag des früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der «Herder Korrespondenz» (August-Ausgabe). Damit hat der jetzige Vorsitzende des Weltkirchenrates vollkommen recht. Ein solcher Zusammenschluß auf höchster Ebene würde die Ökumene dabei vorallem sehr befördern. Natürlich ist es notwendig, dass unsere katholischen Geschwister, vorallem jene in Amt und Würden, vorher ihre Hausaufgaben machen. Auch würde der dortige Synodale Prozess in eine neue Startfunktion mit Stufe zwei zünden. Was nicht sein kann – und auch nicht so bleiben dürfte – wäre (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) vorallem folgendes: 1) Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung sind keine Sünder, sondern Menschen wie wir. 2) Die andere Hälfte der Menschheit – die Frauen – dürfen was alle Ämter und Befugnisse in der Katholischen Kirche betrifft, nicht benachteiligt werden. 3) Das Pflichtzölibat sollte abgeschafft werden. 4) Die Trennung der katholischen Christen und der landeskirchlich evangelischen Christen beim Abendmahl ist und bleibt ein Skandal und muss unbedingt gestrichen werden. Gastgeber ist beim Abendmahl immer nur Jesus Christus selbst, nicht die Institution Kirche oder der katholische Priester. 5) Die bei uns Evangelischen schon lange selbstverständliche Demokratie in der Kirche, (die Ämter sind Wahlämter), muss auch im katholischen Raum einziehen. 6) Dass der Papst selbst, oder das Kirchliche Lehramt, die in Sachen der Verkündigung des Evangeliums „ex catedra“ irrtumsfrei sind – ein neues Dogmar aus dem 19. Jahrhundert – ist (eigentlich) absurd und verträgt sich auch keinesfalls mit der Selbsteinschätzung des Papstes als Person, dass er wie jeder andere Christ ein Sünder ist und bleibt. Der folglich auch mit dem Apostel Paulus bekennen müsste, dass wir die Wahrheit heute auf Erden nur wie in einem dunklen Spiegel sehen können.

    Ich weiß, dies sind alles Zumutungen, aber die meisten der hier genannten Punkte stehen auf schwachen Füßen und werden in vielen Gemeinden eher nicht geteilt. Wie schön wäre es auch, wenn in Deutschland Kirchen- und Katholikentage nur noch als Gesamtpaket stattfinden. Viele Gemeindeveranstaltungen könnten ökumenisch sein, Kirchen gemeinsam benutzt werden und die sowieso oft ökumenisch singenden Kantoreien könnten noch mehr miteinander vernetzt werden. Es geht nicht um Vereinheitlichung oder Vermischung, sondern Vernetzung – als eine Einheit in der Vielfalt. Das weitgehend philosopisch begründete katholische Verständnis von Abendmahl bzw. Messe steht dem entsprechend anderen Verständnis evangelischer Sichtweise nicht entgegen, da es sich nicht um Mathematik handelt, sondern wie Gott im Mahl unter uns anwesend ist. Und eben dies kann, darf und soll ein Geheimnis bleiben, genauso wie eine Weltformel, die es nicht gibt. Gott ist nicht beschreibbar – aber sein Messias Jesus Christus ist die in die Welt gekommende Liebe Gottes.

    • Deine Vorstellung der Evangelisierung der r.-kath. Kirche ist allerdings noch unrealistischer als ein Ehrenpapst für die Evangelen.

      Und letztlich eine sehr deutsche Diskussion. Die Weltkirche RKK wird sich kaum auf solche deutschen Befindlichkeiten einlassen. Das merkt man ja schon beim synodalen Weg.

  4. Eine Chance für die Ökumene? Das glaube ich erst, wenn ich es erlebe!
    Zu oft hat die römisch-katholische Kirche in den vergangenen Jahrzehnten angedeutet, sie sei „offen für eine Annäherung“. Immer wieder lief es darauf hinaus, dass sie „in ihrer großen Barmherzigkeit“ bereit sei, uns „Abtrünnige“ wieder aufzunehmen, „wenn wir in die Arme der wahren Mutter Kirche zurück kehren“ wollten. Zu häufig gab es am Ende bei Christen weltweit nur Enttäuschung und Frust.

    Das Papstamt an sich ist eine Erfindung der römischen Gemeinde, die sich zu dessen Legitimierug auch nachweislichen Fälschungen bediente. Die ersten, die in der Ahnentafel als Päpste geführt werden, waren sich ihres „Amtes“ offenbar nicht bewusst. Wieso sollte also aus einem erfundenen Amt der Anspruch auf eine symbolische Führungsposition erwachsen?

    Die römisch-katholische Kirche muss akzeptieren, dass sie nur eines der verschiedenen Glieder des Leibes Christi repräsentiert. erst dann ist Ökumene wirklich möglich!

  5. Ich denke, die meisten evangelischen Christen werden heute keinen Papst als wie auch immer bezeichneten Oberhaupt akzeptieren.

    Und ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass die katholische Kirche bei ihrem Eucharistieverständnis Kompromisse macht.

    Mir ist eh nicht klar, was denn gegen ein friedliches Nebeneinander spricht.

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