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Experte: Religiöse Trump-Wähler sehen Identität der USA bedroht

14 Prozent der US-Bevölkerung bezeichnen sich als weiße evangelikale Protestanten. Laut dem Amerika-Experten Jan Stievermann sieht die Bevölkerungsgruppe Trump als „göttliches Instrument“ bei der kommenden Wahl.

Von Christine Süß-Demuth (epd-Gespräch)

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Viele konservative, überwiegend weiße Wähler seien überzeugt davon, dass die Vereinigten Staaten als christliche Nation gegründet wurden, sagte der Heidelberger Amerikanistikprofessor im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Daher empfänden sie die zunehmende Säkularisierung der US-amerikanischen Gesellschaft als «absolut identitätsbedrohend».

Dies könne ihrer Ansicht nach nur der Republikaner Donald Trump aufhalten, der bereits von 2016 bis 2020 US-Präsident war.

Statistiken zufolge bezeichnen sich etwa 14 Prozent der US-Bevölkerung als weiße evangelikale Protestanten. Von ihnen wählten traditionell mehr als 80 Prozent republikanisch, sagte Stievermann, der an der Universität Heidelberg zur Geschichte des Christentums in den USA lehrt.

Ein Teil der Radikalisierung innerhalb der republikanischen Partei sei auch eine religiöse Radikalisierung. Gemäßigte, religiös-liberale Stimmen seien in der Partei verschwunden. Selbst traditionell konservative Kirchen wie die Südlichen Baptisten verlören zunehmend an Einfluss. Dem USA-Experten zufolge sind es vor allem charismatische, neu-pfingstlerische Kirchen, die das 200 Jahre alte, amerikanische Modell der Trennung von Staat und Kirche grundlegend infrage stellten.

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Trump als „göttliches Instrument“

Diese «christlichen Nationalisten» wünschten sich einen starken Mann, der den Kampf gegen diejenigen führe, die Amerika ihrer Ansicht nach zu einer gottlosen, säkularen Gesellschaft machen wollten. Dabei spiele es keine Rolle, ob Trump ein «guter Christ» sei, erläuterte Stievermann. Er sei für sie ein «göttliches Instrument», das ihren Interessen diene.

Bereits in seiner ersten Amtszeit habe Trump «geliefert». Indem er drei konservative Richter an den Obersten Gerichtshof der USA, den Supreme Court, berufen habe, sei die Rücknahme der umstrittenen Abtreibungsregelung «Roe vs. Wade» erreicht worden, erklärte der Experte. Jetzt soll es mithilfe des 78-jährigen Trumps gelingen, dass die christliche Religion im öffentlichen Raum und Bildungsinstitutionen wieder eine größere Rolle spiele. Dabei gehe es etwa darum, die Zehn Gebote in Gerichtssälen und Klassenzimmern aufzuhängen.

Ein „geistlicher Krieg“ gegen den politischen Gegner

Die Bestrebungen richteten sich gegen eine «moderne liberale, pluralistische Demokratie», wie sie auch von der demokratischen Kandidatin, Vizepräsidentin Kamala Harris, vertreten werde. Die neo-charismatischen Bewegungen sähen sich in einem «geistlichen Krieg» gegen einen politischen Gegner, der das säkulare Amerika vorantreiben wolle, so Stievermann. Sie verunglimpften die Baptistin Harris, die ihr multireligiöses Aufwachsen betone und mit einem Juden verheiratet ist, als eine von dämonischen Kräften besessene Person.

Quelleepd

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5 Kommentare

  1. Im gründe hat die Band „Bad Religion“ mit ihrem Song „American Jesus“ das alles sehr Kompakt schon vor Jahren besungen.
    Wie wir aus unserer eigenen jüngeren Geschichte wissen ist die „Verklärung“ von Nationalismus und Rassismus mit der christlichen Tradition eine
    sehr unheilvolle und Antichristliche Theologie. Die US Amerikaner verklären mit ihrer nicht aufgearbeiteten Geschichte die aus Völkermord bestand einen Nationalismus der sehr Fragwürdig ist. Da Christen immer Teil der Gesellschaft sind sind sie herausgefordert ihre Identität ganz in Christus zu finden, ansonsten gehen sie Ideologien nach.
    Der Glaube ist aber kein Ideologie sondern eine Gotteskraft ( 1. Korinther 1.,18).
    Wäre Jesus ein Nationalist gewesen hätten seine Diener gekämpft ( Vgl. Joh 18. 33 -38) aber genau das taten sie nicht
    Jesus spricht vielmehr davon, das sein Reich nicht von dieser Welt ist.. Genau das ist der Schlüssel zu dem beschriebenen Problem im Artikel.
    Wir sind in der Welt, aber nicht mehr von Ihr, und damit erlöst von Ideologien die auf Menschenweisheiten beruhen und das gilt insbesondere für die politischen Ansichten.

    • Jesus Freak hat recht

      Jesus Fraek hat recht: „Die Verklärung von Nationalismus und Rassismus mit der christlichen Tradition ist eine sehr unheilvolle und antichristliche Theologie“. Dabei ist gerade auch die fundamentalistische Strömung der Christen auch ein eigenständiges Problem. Ein anderes ist, dass hier ein hundertprozentiger Faschist als Donald Trump ein religiöses Vorbild wird, wobei dieser selbstredend keinen seiner Gedanken an Christlichkeit und Gottvertrauen verschenkt. Dortige «christlichen Nationalisten» wünschen sich einen starken Mann, der den Kampf gegen diejenigen führt, die Amerika ihrer Ansicht nach zu einer gottlosen, säkularen Gesellschaft machen wollten. Ich bin hundertprozent ein überzeugter Christ, aber kein Fundamentalist und ich würde mich nicht gerne in Klischees bzw. Glaubensschubladen pressen lassen. Aber trotzdem – oder gerade deshalb – kann es einen christlichen Staat und eine christliche Politik nicht geben, aber einen sozialen Staat. Staat und Kirche können sich in kritischer Art in einer Partnerschaft befinden und liegen dann richtig. Evangelikale neigen wohl insbesondere in den USA dazu, dass nur sie selbst sich als wirklich christlich betrachten. Im Staat gibt es aber ganz viele Bürger:innen die wohl überwiegend gute Menschen sind, und von Gott erschaffen sind, aber die nicht alle in diesem engen Sinne fundamentalistisch oder evangelikal ticken. Dem ganzen liegt in den USA ein Grundproblem zugrunde: 1) Werden, insbesondere von den Republikanern, nur absolute Wahrheiten verkündigt und dann muss die zweite andere Partei zwangsläufig ein Lügner sein 2) Das Zweiparteien-System ist problematisch, weil man nicht alle Menschen in zwei Parteien mitnehmen kann. Das Gegenteil kann man – wie in Israel – auch niemand wünschen – nämlich über 30 Parteien im Parlament zu haben. Als Lutheraner glaube ich, dass die staatliche Gewalt von Gott gewollt wird, aber nur wenn sie ethischen Grundsätzen entspricht, nämlich Menschenrechte berücksichtigen und nach Kräften die 10 Gebote. Die Bergpredigt ist jedem einzelnen Mensch als Aufgabe aufgegeben und Jesus allein ist das Heil. Indirekt heißt dies: Es ist niemand, auch nicht Trump, alles erlaubt. Alles erlaubt sich nur ein Antichrist, insbesondere weil er sich wie ein Wolf im Wolfspelz (nicht im Schafspelz) als christlich versteht. Aber leider kann man auch geistlich erblinden. Dann werden christlich-republikanische Kreuzzüge veranstaltet.

  2. Etwas heterogener ist die evangelikale Bewegung der USA doch wie hier beschrieben. Aber es stimmt, die Mehrheit der Frommen ist für Trump.
    Die politische Schlagseite der Bewegung war schon immer stärker ausgeprägt als bei uns und neocharismatische Gruppen träumen von der „Eroberung“ des Landes auf allen Ebenen , Politik, Kultur, Wirtschaft usw. Hat man „erobert“ kommt Jesus wieder. Eine ziemlich schräge Theologie und leider schwappt die auch ins christliche Abendland rüber. Da gefällt mir das Prinzip, Trennung von Kirche und Staat viel besser, die Kirchen sollten sich um das Seelenheil der Menschen kümmern, das ist unser Kerngeschäft.
    Um der Ausgewogenheit Genüge zu tun muss aber auch erwähnt werden, dass vor allem die EKD diese Tugend ebenfalls aufgegeben hat und sich gerne ums politische Geschäft kümmert, nur eben eher linkslastig!
    Über den Charakter von Trump ist alles gesagt, dass konservative Wähler ihm dennoch ihre Stimme geben ist ja gut beschrieben, er hat eben auch Dinge durchgesetzt die der frommen Seele schmeicheln. Die Hoffnung allerdings mit einem Trump die Säkularisierung der Gesellschaft zu stoppen wird sich nicht erfüllen, die Weichen sind gestellt, dorten und auch bei uns, echter Glaube wird zur Ausnahmeerscheinung, ernsthafte, bekennende Christen zur Minderheit werden. Sich gegen die Säkularisierung zu stemmen, deucht mir ein Kampf gegen Windmühlen zu sein und macht auch etwas mit den „Kämpfern“, wie man in den USA sehen kann nimmt die Seele Schaden. Plötzlich werden Christen zu Gewalttätern, das geht natürlich gar nicht. Aber wie eingangs erwähnt, es gibt durchaus konservative, bibeltreue Leute die Trump aus den bekannten Grüden ablehnen, die dann aber nicht zwangsläufig demokratisch wählen sondern sich entscheiden nicht wählen zu gehen. eine Art Notlösung um das Gewissen nicht zu belasten. Und was das „göttliche Instrument“ anbelangt, weiß man immer wie Gott im Himmel über die Sache denkt?

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