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Fußball-WM: EKD kritisiert Verzicht auf „One Love“-Binde

Die deutsche Nationalmannschaft verzichtet auf die „One Love“-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM in Katar. Der Sportbeauftragte der EKD spricht von einem „fatalen Signal“.

Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thorsten Latzel, sprach auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) von „einer einzigen Farce“. „Das fatale Signal ist: ‚Wir treten für ethische Werte ein – wenn es uns die Fifa erlaubt'“, kritisierte Latzel: „Macht bricht Moral.“ Gerade mit Blick auf die Funktion des Fußballs, Werte an junge Menschen zu vermitteln, halte er das für desaströs, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Beim Weltfußballverband Fifa brauche es dringend Veränderung, und die europäischen Verbände hätten auch Macht dazu. Eugen Eckert, Mitglied im Arbeitskreis Kirche und Sport der EKD sowie Frankfurter Stadionpfarrer, sagte dem epd, er habe sich eine andere Entscheidung gewünscht.

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Die Fifa hatte dem Deutschen Fußballverband (DFB) und anderen nationalen Verbänden am Montag das Tragen der „One Love“-Kapitänsbinde untersagt. Nach einer Androhung sportlicher Strafen erklärte der DFB, dass Manuel Neuer anders als zunächst geplant die Binde beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft gegen Japan am heutigen Mittwoch nicht tragen wird. Zuvor hatten der englische und der niederländische Fußballverband ihren Verzicht bekannt gegeben.

Die Spieler der deutschen Mannschaft hielten sich vor dem Anpfiff des Spiels gegen Japan beim Mannschaftsfoto symbolisch die Hand vor den Mund.

Das Problem mit der Doppelmoral

Die iranische Mannschaft hatte die Hymne ihres Landes demonstrativ nicht mitgesungen, um ein Zeichen im Blick auf die anhaltenden Proteste im Iran zu setzen. Den Spielern könnten bei ihrer Rückkehr heftige Konsequenzen drohen. Daneben seien die von der Fifa für das Tragen der Binde angedrohten Strafen „nur eine Marginalie“, sagte Eckert. Er verstehe jedoch, dass der DFB diese Angelegenheit nicht auf dem Rücken der Spieler austragen wolle, die teilweise nur ein Mal in ihrem Leben zu einer WM fahren könnten.

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Die Gesellschaft insgesamt stehe nun vor einem Problem der Doppelmoral, sagte Eckert. Einerseits wolle man Katar für die Menschenrechtslage im Land kritisieren, andererseits nehme man gern das Erdgas aus dem Golfstaat. Schon bei der Vergabe der WM an Katar im Jahr 2010 hätte man protestieren müssen. „Wir alle sind zwölf Jahre zu spät dran“, sagte Eckert.

„Sport gerät ins Hintertreffen“ – „Alles wird politisch gedeutet“

„Man hätte die vielen Jahre nutzen können, einen anderen Austragungsort zu finden – oder, auch gegen die Fifa, ein alternatives Event zu organisieren“, bedauerte auch der Queer-Pastor der hannoverschen Landeskirche, Theodor Adam. Auf diese Weise hätte der Fußball ein „mutiges Signal für eine Sportlichkeit setzen können, die Werte wie Fairness und Gleichberechtigung“ einschließe. „Das Bittere ist, dass der Sport und die Begeisterung für ihn ins Hintertreffen geraten. Stattdessen wird alles, was auf dem Platz geschieht, politisch gedeutet“, sagte Adam.

Die „One Love“-Binde steht für Menschenrechte, Diversität und Frauenrechte sowie für den Kampf gegen Diskriminierung, Rassismus und Homophobie. Sie zeigt den Slogan „One Love“ und ein buntes Herz. Das WM-Ausrichterland Katar steht wegen der Verletzung der Rechte vor allem von Frauen, Homosexuellen und Arbeitsmigranten in der Kritik.

Quelleepd

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3 Kommentare

  1. Geht es nur mir so, oder erkenne ich beim Slogan „One Love“ und den etwas abgewandelten Regenbogenfarben in erster Linie die LGBTQ- Lobby und ihren medialen Feldzug für die Akzeptanz dieses von der Norm abweichenden Lebensstils ?
    Wer denkt dabei an Religionsfreiheit oder Antirassismus?
    Und weil es mir so geht, geht, kann ich da nicht mit und finde es seltsam, dass eine Kirche in der Tradition der Reformation sich berufen fühlt diese Kampagne mit voller Kraft zu unterstützen. Die Verwendung des Begriffes „Moral“ in diesem Zusammenhang ist allerdings deutlich provokativ !

    • Genau darum geht, es gäbe nur „eine Liebe“ zwischen Menschen. Egal zwischen welchen Geschlechtern oder wie vielen, es sei die gleiche Liebe wie zwischen Mann und Frau.

  2. Gute Seite einer schlechten Angelegenheit

    „Die „One Love“-Binde steht für Menschenrechte, Diversität und Frauenrechte sowie für den Kampf gegen Diskriminierung, Rassismus und Homophobie“! Da kann ich diesem Aufsatz von Kirchenpräsident Thorsten Latzel nur voll zustimmen. Wie gut, dass unsere Deutsche Elf bei ihrem ersten Fußballspiel sich ihre Münder zugehalten haben – die Geste sagt alles und ist im rechten Moment erfolgt. Viel mutiger und möglicherweise mit fatalen Folgen ist das Verhalten der iranischen Fußballmannschaft. Sie haben bekanntlich ihre Nationalhymne nicht mitgesungen. Nicht ganz einverstanden bin ich mit der Forderung, Länder wie Katar oder schlimmere, erst gar nicht mehr zu besuchen bzw. dort Sportveranstaltungen durchzuführen: Die Isolation und das Wegblicken macht es nicht besser und führt keinesfalls dazu, dass dort die Menschenrechte plötzlich vom Himmel fallen. Wie die Auswahl dieses Wüstenstaates erfolgte, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Wenn alle Bananenrepubliken mit größeren sozialen und politischen Defiziten gemieden werden, kann man kaum noch irgendwo hinreisen. Der jetzige Diskurs ist die gute Seite einer bösen Angelegenheit, und vielleicht höhlt doch der stets Tropfen auch die harten Köpfe der Mullahs. Erzkonservativ ist nicht nur islamisch, sondern auch christlich keine Herzensgläubigkeit. Die Menschenrechte haben ursprünglich Christen formuliert, auch wenn sie so nicht bezeichnet werden.

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