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„Große Sorgen“: Christliche Verlage kämpfen mit Umsatzrückgängen

Die christlichen Verlage und der christliche Buchhandel in Deutschland stecken in einer Umsatzkrise. Ulrich Eggers, Geschäftsführer der SCM-Verlagsgruppe, erklärt, welche Rolle Amazon dabei spielt und warum er christliche Verlage aus geistlichen Gründen für unverzichtbar hält.

Vor kurzem ging durch die Presse, dass die Alpha-Buchhandlungen sich reorganisieren und fünf christliche Buchhandlungen geschlossen werden. Ist der christliche Buchhandel in der Krise?

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Eggers: Ja, das muss man wohl leider so sagen. Viele christliche Buchhändler kämpfen um ihre Existenz und brauchen dringend die Unterstützung der Christen und Gemeinden in ihrer Stadt oder Region. Mit der demografischen Entwicklung, der Digitalisierung und den Rückgängen auch in Kirchen und Gemeinden kommen viele krisenhafte Entwicklungen zusammen, die den Buchhandlungen Probleme bereiten. Da ist dann manchmal trotz größten Engagements nichts mehr zu machen. Und das ist sehr schade für jeden Ort, denn jede Buchhandlung ist auch ein missionarischer Leuchtturm in der Gesellschaft – eine Anlaufstelle, wo Leute niederschwellig mit der christlichen Botschaft in Kontakt kommen können.

Manch einer kauft stattdessen vielleicht bei Amazon: Ist das nicht auch eine missionarische Chance, dass die Bücher dort präsent sind?

Jeder Kauf christlicher Medien ist natürlich besser als keiner – insofern ist es gut, dass christliche Verlage auch dort anbieten. Aber tatsächlich macht uns die Verlagerung Richtung Amazon viel mehr Probleme als Freude. Zum einen schwächt sie eben den Buchhandel und die Sichtbarkeit vor Ort – da geht die dringend nötige Unterstützung verloren. Zum anderen ist Amazon ein solcher Riese, dass er den christlichen Verlagen Konditionen diktieren kann, die finanziellen Druck auslösen. Unsere Präsenz dort geht für uns an die absolute Schmerzgrenze.

Also sollten Christen nicht dort kaufen?

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Es wäre zumindest sehr viel hilfreicher und solidarischer, im christlichen Buchhandel einzukaufen oder – wo nicht vorhanden – bei einem christlichen Internet-Buchhändler wie etwa unserem SCM Shop. Das lenkt mehr Anteile vom Ertrag in die christlichen Firmen – und nicht in die Hände der säkularen Riesen.

Wie geht es den christlichen Verlagen derzeit?

Da herrscht fast überall eine schwierige Situation. Viele Mitbewerber berichten von Umsatzrückgängen und haben mehr oder weniger Probleme. Und ich kann wohl stellvertretend für alle sagen, dass überall massiv gespart und in beste Qualität investiert wird. Aber wir müssen uns derzeit gegen einen starken Sturm bewegen – manchmal sogar noch zusätzlich gegen Vorurteile wie „euch geht es ja nur ums Geld!“.
Natürlich müssen wir Geld verdienen – Verlage sind keine Missionswerke, sondern Firmen mit einer Mission. Aber oft gehören sie Gemeindeverbänden oder sind – wie die SCM – gemeinnützig und machen niemanden reich. Im Moment aber würden sich viele Verlage freuen, wenn überhaupt Geld zu verdienen wäre. Viele kämpfen mit Verlusten und haben große Sorgen. Da besteht eine sehr reale Gefahr, dass uns etwas wegrutscht, was dringend zum Gemeindebauen und Christsein dazugehört.

Können E-Books oder Downloads den Rückgang stoppen?

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Ebooks sind ein stark wachsender Markt, aber ein sehr kleiner. Klar, fast jedes neue christliche Buch kann heute auch als Ebook bezogen werden, die Auswahl ist da sehr groß geworden – manche wissen das noch gar nicht. Und auch im Musikbereich bedienen wir alle Download-Formen. Das ist eine Chance – aber die digitalen Zuwächse heben die Umsatzrückgänge in den anderen Bereichen leider nicht auf.
Auch Gemeindebüchertische sind ja ein wichtiges Standbein für christliche Medien.

Wie sieht die Situation da aus?

Ähnlich schwierig. Natürlich gibt es auch dort überall sehr engagierte Leute und zum Teil ganz großartige Angebote. Aber auch da ist der Trend negativ. Manche Gemeinden verstehen auch nicht mehr richtig, wie wichtig ein Büchertisch ist. Manchmal beklagen sich Pastoren oder Älteste über mangelnde geistliche Reife oder Engagement ihrer Leute – und sehen gar nicht, dass Reife eben ein ganzheitlicher Prozess ist, der mit einer Predigt allein nicht in Gang gehalten werden kann. Pastoren, die selbst lesen und von Büchern oder guter Musik ermutigt werden, erzählen das in ihrer Predigt weiter, geben Tipps für gute Autoren oder Musik – und sorgen vorher dafür, dass diese Produkte dann auch am Büchertisch vorrätig oder im Gottesdienst sichtbar gemacht werden. In der engen Zusammenarbeit mit einem Büchertisch liegt eine geradezu strategische Chance für Gemeindewachstum und Engagement…

…strategische Zusammenarbeit – ist das nicht ein bisschen übertrieben?

Nein, kein bisschen: Immer wieder berichten mir Pastoren oder Ehrenamtliche darüber, wie ein bestimmtes Buch, eine bestimmte Musik, ein guter Tipp entscheidende Spuren hinterlassen hat in ihrem Leben. Manche Leute können ihre Umkehr oder einen Neustart im Glauben direkt zurückführen auf bestimmte Bücher oder Lieder, die sie tief berührt haben. Manche Ehe oder Beziehung wird geheilt oder verbessert. Mir selbst geht das ganz ähnlich: Wo wäre ich ohne bestimmte Bücher, die mein Leben entscheidend geprägt haben? Buch und Predigt, Predigt und Lied oder Film – das wirkt zusammen. Und das müssen wir anbieten und weitergeben am Büchertisch. Dazu muss man eng zusammenarbeiten – allzu oft vergisst man einfach, gezielte Tipps zu geben und dann auch die Produkte rechtzeitig vor Ort zu haben. Und wenn es die Leitenden vergessen, vergessen es auch die Leute.

Mal etwas ketzerisch gefragt: Brauchen wir überhaupt christliche Verlage? Säkulare Verlage bedienen in der Sparte „Religion“ schließlich auch christliche Themen.

Andere Verlage gibt es, um damit Geld zu verdienen – das ist nun mal das Geschäftsmodell. In den USA haben säkulare Verlage fromme Labels, weil sie damit Umsatz machen. Dafür sind sie auch genau auf die Weise fromm, wie es sich gut verkauft. Wenn man allerdings damit kein Geld mehr verdienen kann, wird der Bereich eingestellt. Und genau das ist es, was wir als Verlage, die aus inhaltlicher Überzeugung existieren, besser gewichten können. Wir müssen nicht Geld verdienen, um Aktionäre reich zu machen, sondern wir brauchen genug Geld zum Erhalt der Vision und des Auftrags – mehr nicht. Aber eben auch nicht weniger! Deswegen ist das eine Frage unseres Selbstverständnisses und auch unserer geistlichen Vision als Gemeinden und Christen, christliche Verlage zu haben. Es geht um unsere Identität und Zukunft. Es geht um prägende, begeisternde, ermutigende Produkte für uns und unsere Kinder. Um Inhalte, denen wir vertrauen können. Das ist ein sehr hohes Gut.
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QuelleJesus.de

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