Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind
Die Kolumne von Tom Laengner

Ja, schläfst du denn auch gut?

Corona und Chemotherapie haben Tom Laengner große Sorgen bereitet. Eine Rede Jesu half ihm, damit umzugehen.

Der Schlaf ist ein undurchsichtiger Verwandter. Ich selber schlafe ja, seit ich denken kann. Und bevor ich denken konnte, muss es wohl auch so gewesen sein. Doch macht mich das keineswegs zum Champion meiner Nächte. Dabei heißt es doch, Übung mache den Meister.

Wenn es um die Kunst des guten Schlafes geht, sollten schon Jugendliche sich wohlwollend auf die Schulter klopfen dürfen. Noch bevor der Bartwuchs sprießt, ist für sie die 5k Marke geknackt. Wenn ich eine Sache tausendfach gemacht habe, sollte ich da nicht in deren Ausübung abgeklärt sein? Ist aber leider oft nicht so. Bevor der Schulabschluss in die Tasche gefaltet wird, beklagen etwa 25 Prozent der Jugendlichen Schlafprobleme. Das berichtet das Journal of Health Monitoring in seiner Ausgabe von Juni 2022.

Was würde während der Chemo schlaftechnisch auf mich zukommen?

Ist das nicht seltsam? Da empfehlen mir findige Versicherungsleute und Banker, ich könne meine Zukunft absichern und den Sonnenschein gleich dazu buchen. Im Premiumpaket. Dabei habe ich nicht einmal die Qualität meiner Fahrt durch die Schatten der nächsten Nacht unter Kontrolle.

An all das dachte ich vor ein paar Wochen mit etwas Besorgnis. Was würde während der Chemo schlaftechnisch auf mich zukommen? Ich konnte es nicht wissen. Es war Neuland und ich Pionier in eigener Sache.

Einen Kompass für meinen unbefestigten Pfad durch die Wildnis der Nacht fand ich in einer Rede. Sie ist legendär. Dabei hatte der Redner weder studiert, noch genoss er Sonderrechte einer gesellschaftlichen Elite. Aber er lebte seine Worte. Sie waren sozusagen er selbst. Und die Zuhörenden kauften ihm diese Worte ab. Auch, wenn es um Sorgen ging. Damit kannten sie sich aus.

Im Elend geboren

Niemand war krankenversichert und die Mehrheit lebte von der Hand in den Mund. Immer wieder gingen sie hungrig zu Bett. Ihre Kinder starben oft früh. Eine arrogante Besatzungsregierung arbeitete mit den religiösen Führern Hand in Hand. Sie lebten von den Leuten, nicht für sie. Es gab für sie kaum eine Zukunft. Sie waren im Elend geboren und würden dort auch ihren letzten Atemzug aushauchen.

In dieser dramatischen Lage erhebt dieser Redner seine Stimme und sagt: „Macht euch keine Sorgen!“ Na, der Mann muss ja Nerven gehabt haben! Das wäre für mich der Moment, um den Saal zu verlassen. Doch das taten die Menschen nicht. Wie konnte es sein, dass die Menschen dadurch getröstet waren? Sie konnten ja nicht wissen, wie berühmt dieser Mann einmal werden würde.

In der Corona-Zeit hatte ich diese schlichte Aufforderung in der Ansprache von Jesus brandneu wahrgenommen. Und mir ging auf, dass ich handlungsfähig blieb und nicht von nebelartigen Ängsten weggespült wurde. Auf einmal konnte ich der unsichtbaren Gefahr zum Trotz wieder recht ruhig schlafen. Daran erinnerte ich mich jetzt.

Absurd oder doch vernünftig?

Allerdings war ja Jesus kein Verfechter positiven Denkens. Der Befreiung von Sorgen schickt er einen Schritt voraus. Ohne den würde das Leben unverändert weiter plätschern oder der Militärparade eines totalitären Staates gleichen.

Jesus sagt: „Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen“. Klingt nach Geschäft, nicht wahr? Dienst für Sorgenfreiheit oder so ähnlich. Es geht aber eher um einen Wechsel der Perspektive. Und was auf den ersten Blick nahezu absurd erscheinen mag, wurde auf einmal vernünftig und wirksam. Hätte ich nicht gedacht, das wäre aber eine neue Geschichte.

Und jetzt ist es nach meiner schlimmen Diagnose wieder so. Da sehe ich den Mann aus Nazareth, wie er mir sagt: „Mach dir keine Sorgen!“ Sozusagen auf Befehl. Meinen Ärzten würde ich bei diesen Worten in den Hintern treten. Jesus nicht mehr. Mir keine Sorgen machen? Das hilft mir auch heute wieder, gut zu schlafen. Und wie ergänzte er damals: „Du kannst doch dein Leben nicht um einen einzigen Tag länger machen, bloß weil du dir Sorgen machst.“ Da hat er einfach recht und ich schlafe weiter gut. Manchmal wie im Urlaub. Für mich ist das ein Wunder.

Ach übrigens: So eine Chemo hat auch positive Nebenwirkungen. Ich werde in der Sonne schneller braun. Ein paarmal wurde ich gefragt, wo ich denn im Urlaub war.

Out of the box - weil wir wunderbar gemacht sind

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Tom Laengner

Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen.

In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind" schreibt er alle 14 Tage über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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1 Kommentar

  1. So ist das mit der Wahrheit und der Realität.Nur wer den kennen gelernt hat, dem er sein Vertrauen schenken soll ,kann so unfassbare Forderungen kindlich glauben.
    Wenn Du so nicht glauben kannst, kennst Du ihn nicht. Wenn Du IHN nicht so kennst, solltest Du Ihn so kennen lernen .Liebe Grüße

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