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Jesuitenpater Mertes: „Alle Katzen sind grau in der Nacht der katholischen Sexuallehre“

Der katholischen Kirche gelingt es nach Ansicht des Jesuitenpaters Klaus Mertes nicht, mit den Menschen offen über Sexualität zu sprechen

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. Strukturelle Probleme führten dazu, «dass wir in diesem Bereich auch innerkirchlich schwerhörig sind», sagte der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs am Sonntag im Deutschlandfunk-Interview. In seinen Gesprächen mit Missbrauchsopfern sei ihm klar geworden, daß es sich dabei um strukturelle Probleme handele.

 Es gebe zwar ein Reden über Sexualität «durch das Lehramt», zugleich aber eine «Sprachlosigkeit auf der Ebene der großen Menge», kritisierte Mertes. Sexuelle Praktiken oder Neigungen, die nicht der katholischen Sexualmoral entsprechen, würden mit Begriffen wie schwere Sünde oder Todsünde belegt. Jugendliche erlebten Sexualität daher häufig als schuldbeladen und angstbesetzt. Der 56-jährige Pater forderte, die Kirche müsse mit Jugendlichen über Themen wie Masturbation oder Homosexualität so reden, dass ein angstfreies Gespräch möglich werde.

 «Alle Katzen sind grau in der Nacht der katholischen Sexuallehre», sagte Mertes, der nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen an Schulen des Jesuitenordens im vergangenen Jahr eine grundlegende Aufklärungsarbeit angestoßen hatte. Dies zeige sich etwa am katholischen Katechismus: «Da steht Homosexualität direkt neben Prostitution, neben Ehebruch und vorehelichem Geschlechtsverkehr. Und das sind vier vollkommen verschiedene Dinge».

 Wegen des schweigens der Opfer sei es oft schwierig, den Missbrauch zu durchschauen, erläuterte der Jesuitenpater. Wenn sich missbrauchte Kinder offenbarten, würden sie zudem meist «abgewimmelt». Dass den Opfern sexualisierter Gewalt so wenig geglaubt und zugehört wurde, hängt für Mertes mit einem «spezifisch katholischen Geschmack», dem «Verhältnis zu sakraler Gewalt oder sakraler Macht» zusammen.

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 Es gebe jedoch «jenseits der Lagerdebatten in der Kirche zwischen konservativ und progressiv eine Opferperspektive auf uns Jesuiten und auf uns als katholische Kirche, die uns auch eine Chance zur Erneuerung gibt», sagte er. Diese Chance sollte genutzt werden. Ihm selbst sei klar geworden, dass er «als Christ mit der Schuld, die die Institution und Einzelne auf sich geladen haben, nur umgehen kann, indem ich mitarbeite an einer Versöhnungsperspektive».

(Quelle: epd)

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