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Jude, aber kein Zionist: Meir Hirsch kämpft mit einer ultra-orthodoxen Partei gegen den Staat Israel

Meir Hirsch lebt seit über fünfzig Jahren in Jerusalem. Ein Visum hat der 54-jährige amerikanische Staatsbürger nicht. Streng genommen ist er illegal im Land, obwohl er das nicht müsste.

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Das israelische Rückkehrrecht garantiert allen Juden automatisch mit der Einreise die Staatsbürgerschaft. Doch der ultra-orthodoxe Rabbiner weigert sich. Er will keinen Pass von einem Staat, dessen Existenz er nicht akzeptiert.

Israel Meir Hirsch gehört der Partei Neturei Karta an, den "Wächtern der Stadt", einer Splittergruppe innerhalb der ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinde Israels. Die kleine, jedoch lautstarke Gruppierung ist radikal antizionistisch und betrachtet die Gründung des Staates Israel 1948 als Unrecht. "Das ist absolut gegen die Thora", sagt Hirsch auf Jiddisch. Weil auch das moderne Hebräisch eine Erfindung des Zionismus ist, hat er die Sprache nie gelernt.

 Die Errichtung des Staates Israel sei ein Vorgriff auf das messianische Zeitalter, sagt er. Erst wenn der Messias wieder komme, dürfe im verheißenen Land ein jüdischer Staat entstehen – durch göttliche Fügung und nicht durch Menschenhand. Israel Meir Hirsch folgt in der Leitung der Partei seinem am 2. Mai im Alter von 86 Jahren verstorbenen Vater Mosche Hirsch nach. Ein schwieriges Erbe, denn Mosche Hirsch war eine schillernde Figur.

 Geboren im New Yorker Stadtteil Brooklyn, immigrierte Mosche Hirsch 1957 nach Israel. In den 1980er Jahren trat er mit Palästinenserführer Jassir Arafat in Kontakt, der sich damals im tunesischen Exil befand. Der PLO-Chef ernannte Hirsch zu seinem "Berater für jüdische Angelegenheiten". Nach dem Oslo-Abkommen von 1993 und der Errichtung der Autonomiebehörde war Hirsch Arafats "Minister für jüdische Angelegenheiten" und nahm an Kabinettsitzungen teil. Zu Hirschs Tod schickte Palästinenserpräsident Mahmut Abbas einen Beileidsbrief an die Familie. Die enge Verbindung der antizionistischen Partei mit den Palästinensern wird religiös begründet. "In der Thora heißt es, dass das jüdische Volk unter den anderen Völkern im Heiligen Land leben darf", sagt Nachfolger Israel Meir Hirsch. "Die Juden haben also kein Recht, das Land der Palästinenser gegen deren Willen zu bewohnen."

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 Ebenso wie sein Vater trägt auch Israel Meir Hirsch seine Gesinnung öffentlich zur Schau. Neben der Klingel an seinem Haus im ultra-orthodoxen Jerusalemer Stadtviertel Mea Schearim stellt ein Schild auf Hebräisch, Arabisch und Englisch klar: "Ein Jude, aber kein Zionist". Die Hirschs lehnen jedes Zusammenwirken mit dem jüdischen Staat ab. Sie wählen nicht, sie nehmen keine Sozialleistungen an, sie haben keine Krankenversicherung und ihre Kinder gehen auf privat finanzierte Religionsschulen. Größe und Einfluss der Gruppierung lassen sich nur schwer beurteilen. Während Rabbiner Hirsch von weltweit 100.000 Sympathisanten ausgeht, schätzt die israelischen Zeitung "Haaretz", dass der Partei weltweit nur "einige Dutzend Familien" angehören.

 Auch Yehuda Goodman, Ethnologieprofessor an der Hebräischen Universität in Jerusalem und Experte für strenggläubige Juden in Israel, hält den Einfluss der Partei für sehr gering. "Neturei Karta ist eine Sekte, die traditionell schon immer mit den Feinden Israels zusammenarbeitet", sagt er. "Innerhalb der ultra-orthodoxen Gemeinde sind sie aber eine Minderheit."

 Israel Meir Hirsch will das Erbe seines Vaters unverändert fortsetzen. "Wir fahren nach Ramallah und planen gemeinsame Aktionen gegen die Mauer im Westjordanland und für die Rechte der Araber in Ostjerusalem", sagt Hirsch. "Wenn die Palästinenser auf die Straße gehen, dann gehen wir mit." Mit linken Israelis, die sich ebenfalls für die Palästinenser einsetzen, will Hirsch nicht zusammenarbeiten. "Die Linken wollen eine Zweistaatenlösung", sagt er. "Unsere Ideologie ist: Ein Staat für zwei Nationen." Das Heilige Land könne man nicht trennen.

 Auch den Kontakt der Partei mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad will Rabbiner Hirsch weiter pflegen. 2006 hatte für Schlagzeilen gesorgt, als eine Delegation der ultra-orthodoxen Juden an einem Kongress in Teheran teilnahm, auf dem der Holocaust geleugnet wurde. Israel lässt die staatsfeindliche Splittergruppe trotzdem gewähren. Neturei Karta stelle keine Bedrohung für die Sicherheit des Staates dar, erklärt Ethnologieprofessor Goodman die Passivität. In der israelischen Öffentlichkeit werde viel toleriert, fährt er fort, "so lange es sich dabei um das Judentum handelt."

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(Quelle: epd)

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