Die großen christlichen Konfessionen wollen Anfang 2011 einen Verhaltenskodex für christliche Missionare verabschieden.
Damit solle gezeigt werden, dass Christentum nichts mit körperlicher oder seelischer Gewalt zu tun habe, sagte der Direktor des Instituts für Religionsfreiheit der weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher (Bonn), am Mittwochabend auf der 3. Internationalen Lausanner Kongress für Weltevangelisation in Kapstadt.
Der Ethikkodex spreche sich für Mission aus, verdamme jedoch alle unmoralischen Formen wie psychologischen Druck oder materielle Anreize für Menschen, die ihre Religion wechseln wollen, fügte der Religionswissenschaftler Schirrmacher hinzu, der auch Sprecher für Menschenrechte der Evangelischen Allianz sowie Direktor von deren 2006 gegründeten Internationalen Instituts für Religionsfreiheit ist.
Das Dokument soll den Angaben zufolge vom Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen sowie der Evangelischen Allianz verabschiedet werden. Die Evangelische Allianz ist nach eigenen Angaben Plattform für weltweit mehr als 400 Millionen theologisch-konservativer Christen aus mehr als 120 Ländern. Der Weltkirchenrat, ein Zusammenschluss von protestantischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen, repräsentiert mehr als 500 Millionen Christen. Der Vatikan vertritt mehr als eine Milliarde Menschen. Alle drei Organisationen vertreten zusammen 97 Prozent aller Christen.
Über einen Verhaltenskodex für religiöse Bekehrung wird seit einigen Jahren beraten, auch unter Beteilung der römisch-katholischen Kirche. Bekehrungen sorgen nicht nur für Kontroversen zwischen den Religionen, sondern auch für innerchristliche Spannungen. Ursprünglich war geplant, den Verhaltenskodex in diesem Jahr zu vereinbaren.
Auch Peter Beyerhaus, emeritierter Professor für Missiologie an der Universität in Tübingen, unterstützt einen Ethikkodex für Missionare. Die Mission habe in der Öffentlichkeit oft einen schlechten Ruf, sagte er dem epd in Kapstadt. Nur wenn man genau definiere, wo die Freiheit und die Grenzen der Mission liegen, könne diesen Vorwürfen entgegengetreten werden.
Mehr als 4.000 evangelikale Führungskräfte und Missionsexperten aus 190 Nationen treffen sich bis zum 24. Oktober beim 3. Internationalen Lausanner Kongress für Weltevangelisation in Kapstadt. Christen aus aller Welt diskutieren dort über die Zukunft der Kirchen und Möglichkeiten der Mission.
(Quelle: epd)