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Liebe to go

Es sollte ein klassischer Paar-Abend in der Gemeinde werden, doch Corona kam dazwischen. Stattdessen entstand daraus ein Spazierweg für Paare – mit bemerkenswerten Rückmeldungen.

Von David Dengler, Gemeindepfarrer in Birkenfeld bei Pforzheim

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Betreten schauten wir zu Boden. Gerade eben hatten wir erfahren, dass unser Referenten-Ehepaar sich nicht vorstellen kann, unseren Paar-Abend per Videokonferenz durchzuführen. Und eine romantische Präsenzveranstaltung wie in den letzten Jahren mit schöner Dekoration und leckerem Snackbuffet konnte es dieses Jahr coronabedingt ohnehin nicht geben. Was nun? Sollten wir dieses Jahr also keine Veranstaltung für Paare anbieten können?

Die Idee aus der Not geboren

„Und wie wär’s, wenn wir einfach in den Wald gehen?“, dachte plötzlich eine Mitarbeiterin laut. „Wir stellen einfach ein paar Schilder auf und machen einen Spazierweg für Paare. Und das Ganze nennen wir dann „Liebe to go!“ Und damit war die Idee geboren. Hochmotiviert machten wir uns an die Vorbereitung – und eine Idee jagte dabei die nächste. „Wir könnten doch noch ein Gewinnspiel mit einbauen!“ „Und was, wenn die Paare zu ihrem Spaziergang auch noch ein Carepaket mit auf den Weg bekommen?“

Auf jeden Fall sollte unser Angebot so einladend und wertschätzend wie möglich gestaltet sein, da waren wir uns alle einig. Und inhaltliche Impulse in Anlehnung an Gary Chapmans bekanntes Buch „Die 5 Sprachen der Liebe“ sollten dabei auch nicht zu kurz kommen, zum Beispiel: „Was ist für euch wertvolle Zeit? Bin ich in unserer Beziehung eher der Gebende oder der Nehmende? Welches Kompliment hab ich meiner Partnerin/meinem Partner schon lange nicht mehr gemacht?“

Pünktlich zum Valentinstag

Die Aufgaben waren schnell verteilt, schließlich hatten wir als evangelische und evangelisch-methodistische Kirche schon einige Veranstaltungen zusammen organisiert. Und so wurde in den nächsten Tagen eifrig gebacken, laminiert und formatiert. Und pünktlich zum Valentinstag konnten wir unseren Spazierweg für die Öffentlichkeit dann freigeben.

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Natürlich waren wir gespannt und auch ein bisschen aufgeregt, wie dieses Angebot wohl ankommen würde, zumal wir die Zielgruppe denkbar weit gefasst hatten: Paare jeden Alters, egal ob frisch verliebt oder jahrzehntelang verheiratet, egal ob fromm oder kirchenfern. Die Impulse an den einzelnen Stationen sollten einerseits humorvoll und unterhaltsam sein, andererseits aber auch ernsthaft und tiefgründig. Ob uns dieser Spagat gelingen würde?

Das Startschild für den Spazierweg für Paare.
Das Startschild für den Spazierweg für Paare. (Foto: David Dengler)

Wow-Effekte für den Alltag

Die Rückmeldungen haben uns ehrlich gesagt selbst überrascht. Beinahe täglich erreichten uns E-Mails und WhatsApp-Nachrichten von unterschiedlichsten Personen. Ein Ehepaar schrieb uns zum Beispiel: „Mit sehr viel Vorfreude und gespannt darauf, was uns erwartet, sind wir am Freitagnachmittag ‚euren Weg‘ gelaufen. Wir müssen sagen … WOW! Das hat jede Vorstellung übertroffen. Liebevoll ausgesuchte Zitate, Lieder, die man gemeinsam anhören konnte, Gespräche, die durch den Alltag mit vier Kindern verloren gehen, wenn man nicht aufpasst. Ideen, Impulse für den Alltag. Einen Termin am kommenden Freitag, mal wieder zu tanzen wie früher, mit guter Musik im Wohnzimmer bei einem Gläschen Wein, oder ‚Was wünsche ich mir von dir in der nächsten Woche‘ haben uns inspiriert. Wir wollen Danke sagen für diese wunderbare Idee, für die Mühe, die ihr euch gemacht habt, für die Schilder, die gebastelt und hergestellt wurden.“

Bewegende Rückmeldung

Die bewegendste Rückmeldung erhielten wir allerdings von einem Ehepaar, bei dem beide schon über 80 Jahre alt waren. Sie schrieben uns: „Animiert von unserer Enkelin begaben wir (64 Jahre verheiratet) uns gestern auf den Paar-Parcours im Birkenfelder Wald. Die uns ausgehändigte Wundertüte weckte schon mal Vorfreude. Für den Besinnungsweg nahmen wir uns dann so viel Zeit, dass es schon besorgte Anrufe gab, wo wir denn blieben. Gleich an der ersten Station begegnete uns ein vertrautes Bibelwort: ‚Alles hat seine Zeit‘, geeignet, Kommunikation in Gang zu bringen. Wir merkten: Das geht immer noch gut bei uns, wenn auch die jeweilige Schwerhörigkeit öfter zu Missverständnissen führt. Auch stellten wir in unserer Beziehung einige Defizite fest: kein gemeinsames Lieblingslied, Komplimente erhält nur die Frau (für ihr gutes Essen), kleine Geschenke außer der Reihe sind selten. Angeregt und positiv gestimmt kehrten wir wieder zurück. Dieser Pfad ist liebevoll ausgedacht und solide und wetterfest gestaltet, sodass er hoffentlich für Birkenfelder Paare noch lange erhalten bleibt.“

Obwohl wir unsere „klassischen“ Paar-Abende in den letzten Jahren immer sehr geschätzt haben, müssen wir sagen, dass wir – gezwungen durch Corona – mit „Liebe to go“ ein ganz neues Format entdeckt haben, mit dem wir niederschwellig viel mehr Menschen erreichen konnten als durch eine Abendveranstaltung. Ach ja, und: Kurz bevor wir die Stationen wieder abgebaut haben, erreichte uns die Nachricht, dass auch unser Referenten-Ehepaar auf unserem Spazierweg unterwegs war. Gottes Wege sind eben unergründlich.

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Dieser Artikel ist im Kirchenmagazin 3E erschienen. 3E wird vom SCM Bundes-Verlag herausgebracht, zu dem auch Jesus.de gehört.

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