Die Wohltäterin und Stiftungsgründerin Sabine Ball ist tot. Die als „Mutter von Dresden“ bekannt gewordene Gründerin des Netzwerks „Stoffwechsel“ verstarb heute Vormittag im Alter von 83 Jahren in ihrer Wohnung an den Folgen eines plötzlichen Herzinfarkts. Herbeigerufene Sanitäter konnten nur noch ihren Tod feststellen.
In den Fokus der Öffentlichkeit geriet die bekennende Christin und Millionärserbin hierzulande durch ihr Engagement für das 1993 von ihr gegründeten Sozialprojekt „Stoffwechsel“ in Dresdner Problemvierteln. Die offene Jugendarbeit unterhält heute mit 20 hauptamtlichen und etwa 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern Kreativwerkstätten, einen Schulclub und ein mobiles Kinderprogramm, das wöchentlich rund 250 bis 280 Kinder und Jugendliche besuchen.
Das Leben von Sabine Ball ist durchzogen von Brüchen: 1925 in Königsberg in Ostpreußen geboren muss sich im Zweiten Weltkrieg die Bombardierung Dresdens miterleben. Nach dem Krieg zieht es sie in die USA, wo sie den Sohn eines Multimillionärs heiratet und fortan den Jet-Set kennenlernt. Nach nur zehn Jahren Ehe verlässt sie mit ihren Mann mit den beiden Kindern und zieht nach Kalifornien. Dort investiert sie das Vermögen ihres Ex-Mannes in die Gründung einer Anlaufstelle für drogenabhängige Hippies. Zum Christentum bekehrt sich die Ex-Millionärin 1971 im Zuge der Jesus-People-Bewegung.
Erst nach der Wende kehrt sie 65-jährig nach Deutschland zurück, bleibt in Dresden und reagiert mit der Gründung von „Stoffwechsel“ auf die wahrgenommenen Nöte der Jugendlichen.
Sabine Ball ist für ihr christliches Engagement mit einer Reihe namhafter Auszeichnungen ausgezeichnet worden. So überreichte ihr Richard von Weizäcker 2003 den Erich-Kästner-Preis. Das angebotene Bundesverdienstkreuz lehnte Sabine Ball im Jahr 1996 mit der Begründung ab, allein Gott komme der Verdienst zu. Außerdem befürchte sie, dass die „Kinder und Jugendlichen der Neustadt diese Auszeichnung nicht verstanden hätten“.
Eine Biografie über Sabine Ball ist im vergangenen Jahr unter dem Namen „Mehr wert als Millionen“ im Brunnen-Verlag erschienen. (ISBN: 978-3-7655-4000-4)
