Unmittelbar vor dem G-8-Gipfel in Italien veröffentlicht der Vatikan am Dienstag die erste Sozialenzyklilka von Papst Benedikt XVI.

Mit diesem Lehrschreiben wurde schon seit längerem gerechnet, es hatte sich allerdings verzögert, da das Oberhaupt der katholischen Kirche darin auch auf die weltweite Finanzmarktkrise und ihre Folgen eingehen wollte. In der Enzyklika «Caritas in veritate» (Liebe in Wahrheit) will der Papst eigenen Angaben zufolge für einen nachhaltigen Fortschritt werben, der vom Respekt der menschlichen Würde und der Bedürfnisse aller bestimmt sein müsse.

In den vergangenen Monaten hatte sich Benedikt mehrfach zur Wirtschaftskrise geäußert. Die Krise habe deutlich gemacht, dass die vorherrschenden wirtschaftlichen Lehren grundlegend überdacht werden müssten. Nur eine Wirtschaft, die sich am Gemeinwohl orientiere, könne als wirtschaftlicher und ziviler Fortschritt angesehen werden.

In einem am Wochenende bekannt gewordenen Schreiben an den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi als Gastgeber des Weltwirtschaftsgipfels mahnte der Papst die Regierungschefs, sich bei der Krisenbewältigung an ethischen Maßstäben auszurichten. Die führenden Industriestaaten sollten sich dafür einsetzen, Arbeitsplätze und Zugang zu Bildung zu schaffen, sowie die UN-Entwicklungsziele zu verwirklichen.

Das Lehrschreiben wird vorgestellt von vier Fachleuten, darunter der deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes. Er leitet seit 1995 den Päpstlichen Caritas-Rat «Cor Unum». Auch der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino, sowie der Sekretär dieses Gremiums, Giampaolo Crepaldi, und der Wirtschaftswissenschaftler Stefano Zamagni werden die Sozialenzyklika erläutern.

(Quelle: epd)