Gefangene begleiten und einen Weg zurück ermöglichen: Diese Idee brachte einen Juristen dazu, 1925 die christliche Straffälligenhilfe zu gründen.
Das Schwarze Kreuz feiert am 28. Juni sein 100-jähriges Bestehen. In Celle gründete der Jurist Johannes Muntau den heutigen Verein „Schwarzes Kreuz Christliche Straffälligenhilfe“. Ehrenamtliche sollten Gefangene begleiten und ihnen helfen, einen Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Eine gezielte Förderung des Ehrenamts in der Justiz – was heute selbstverständlich erscheint, war damals eine Pionierleistung.
Arbeitsbereiche
Das Schwarze Kreuz unterstützt Menschen, die straffällig geworden sind. Das Anliegen ist es, Inhaftierte auf ihrem Weg in ein Leben ohne Straftaten zu unterstützen und so neues Leid und neue Opfer zu verhindern.
Ein Schwerpunkt sind Briefkontakte zwischen Ehrenamtlichen und Inhaftierten. Sie sollen den Inhaftierten Stabilität und Lebensmut geben, damit sie es nach der Haft leichter haben, „draußen“ wieder Fuß zu fassen. „Mit dem Briefkontakt kann ich in meinem kaputten Leben aufräumen“, schreibt ein Inhaftierter aus Sachsen-Anhalt.
Darüber hinaus gibt es regionale Arbeitskreise in verschiedenen Städten. Zur Arbeit gehören auch verschiedene Projekte wie eine Weihnachtspaketaktion oder ein Kalender für Inhaftierte. Die Geschäftsstelle in Celle begleitet und berät aktuell rund 640 Ehrenamtlichen und Mitglieder sowie die Inhaftierten. Besonders wichtig ist dem Schwarzen Kreuz die überwiegend digitale Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen: „Wer die Besonderheiten der Gefängniswelt nicht kennt, kann unter Umständen mehr schaden als helfen“, so Ute Passarge, Ehrenamtskoordinatorin, in einer Pressemitteiung.
Zum Schwarzen Kreuz gehört auch die Celler Anlaufstelle „Projekt Brückenbau“. Sie betreut straffällig gewordene Menschen in der Region. Das Schwarze Kreuz arbeitet konfessionsübergreifend und ist Mitglied in den Diakonien in Niedersachsen und Sachsen, ebenso in der EBET. Die Arbeit wird überwiegend durch Spenden ermöglicht.
Seit Januar 2025 ist Daniel Gröger neuer Geschäftsführer. Am 28. Juni wird er in einem Gottesdienst in sein neues Amt eingesegnet. Der evangelische Theologe hat in Hamburg studiert und lebt in Uelzen. Zuvor war er als Bildungsmanager für Soziale Arbeit, Pädagogik und Gesundheitsmanagement an einer privaten Hochschule tätig. Am Schwarzen Kreuz schätzt er besonders die enge Verzahnung von Theorie und Praxis des Glaubens: „Für mich muss Glaube in der unmittelbaren Hilfe für Menschen sichtbar sein.“
Stimmen von Inhaftierten:
„Ich spüre am eigenen Leib, wie wichtig diese Institution ist und sein kann. Wenn man wie ich zu denen gehört, die schwere Fehler begangen haben, ist es meist die letzte Hoffnung, wenn da plötzlich eine Hand in der Dunkelheit erscheint. Zeile für Zeile kommt man so ein Stück weiter aus diesem Loch in Richtung Tageslicht.“ Aus Österreich
„Ich bin nach wie vor sehr dankbar, dass es euren Verein gibt. Für Menschen, die alles verloren beziehungsweise niemanden mehr haben, seid ihr eine Bereicherung. Es gibt mir Kraft und Mut, zu wissen, ich bin nicht allein! DANKE DANKE DANKE.“ Aus NRW
„Meine Briefpartnerin gibt mir das Gefühl, dass auch mein Gefangenenleben wertvoll ist und dass ich wertvoll bin.“ Aus Brandenburg
„Mit dem Briefkontakt kann ich andere Sichtweisen sehen und auch umsetzen.“ Aus NRW
„Es ist gut, dass man sein Herz ausschütten kann.“ Aus Niedersachsen.
„Der Briefkontakt ist wie ein Fenster in die echte Welt für mich.“ Aus Bayern
Jeder hat eine zweite Chance
Die Hilfe für Inhaftierte und auch dass sie nach ihrer Entlassung nicht ins Bodenlose fallen, sondern soziale Kontakte haben, halte ich für enorm wichtig. Vorallem deswegen, weil bereits unser Strafrecht von der Idee lebt, daß in der Regel jeder Mensch eine zweite Chance haben muss. Wir alle haben eine zweite Chance, weil Jesus für die Sünde aller Menschen am Kreuz starb, damit alle Menschen erlöst werden – und letztlich deswegen, weil Gott jeden einzelnen Menschen auf dieser Welt liebt.