- Werbung -

Religionssoziologe wirft katholischer Kirche Visionslosigkeit vor

Mehr als eine halbe Million Menschen sind 2022 in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Religionssoziologe Michael Ebertz beobachtet einen „Teufelskreis“.

Nach Einschätzung des Freiburger Religionssoziologen Michael Ebertz befindet sich die katholische Kirche in einem Teufelskreis. Die Gründe dafür, dass die Mitglieder in Scharen wegliefen, verstärkten sich gegenseitig und führten zu einer Abwärtsspirale, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Mitgliederschwund beginne mit immer knapper werdenden personellen und finanziellen Ressourcen, wodurch die Qualität der kirchlichen Angebote leide.

- Werbung -

Die Führungsriege habe keine positive Idee, wie die Kirche in der Zukunft aussehen solle, sagte Ebertz. Stattdessen bekämpfe man sich gegenseitig auf offener Bühne und spreche sich das Katholischsein ab. Zudem schaffe es die katholische Kirche nicht, die Menschen, die ein Interesse an ihren Angeboten haben, einzubinden, sagte er. Sie würden durch die schlechte Qualität kirchlicher Angebote und den Personalmangel sogar zurückgewiesen. Beispiele seien Sammeltaufen, unpersönliche Beerdigungen oder Requien für ein anonymes Kollektiv von Verstorbenen.

Diese Probleme allerdings sehe man in der katholischen Kirche gar nicht, weil sie sich nur mit sich selbst beschäftige. Ein Blick von außen, der dringend notwendig sei, sei unerwünscht, kritisierte Ebertz. Die Kirche sei wie ein Karussell, das sich immer weiterdrehe, und niemand sehe die Menschen, die draußen stünden und mitfahren oder es erneuern wollten. Die Kirche enttäusche die Erwartungen der Menschen zwar immer wieder, könne aber noch gegensteuern. Die Menschen hätten noch Erwartungen an die Kirche.

Quelleepd

11 Kommentare

  1. Jeder ist zur Stille und Andacht willkommen

    Lieber Günter Hess, das halte ich für eine etwas abwegige Betrachtung. Leider sind ja meine evangelischen Kirchen meist verschlossen, aber nicht alle, und leider gibt es oft nicht so viel zu sehen. Katholische Kirchen sind fast immer offen, auch wenn dies häufig ein Problem darstellt bereits aus Versicherungsgründen eben wegen jener Kunstschätze und denkmalgeschützten Gegenstände, die nicht selten auch demoliert oder beschädigt werden. Es gibt auch offene evangelische Kirchen und beispielsweise Kirchenhüter, die sogar dafür sorgen dass die Besucher*innen etwas über die Geschichte des Kirchenraumes erfahren. In offenen Kirchen ist man immer zur Stille, Andacht und Gebet willkommen und keinesfalls sind Kirchen im allgemeinen zum Museum geworden, weder wirklich noch sinnbildlich. In Kirchen, vor allem für Kasualien und bei Gottesdiensten kann und darf allerdings grundsätzlich kein Eintritt genommen werden, höchstens für Führungen oder Konzerte. Es stellt sich ein umgekehrtes Problem: In meiner Mittelstadt mit 100.000 Einwohner wurde die Anzahl der Kirchen nach dem Krieg mindestens verdoppelt oder sogar verdreifacht. Heute stehen, auch aufgrund anderer Gründe, viele Kirchen leer und können auch aus finanziellen Gründen kaum noch bewirtschaftet werden. Wie eine Burg würde sich niemand eine Kirche schenken lassen, alleine die Unterhaltung in einem Jahr würde jeden ruinieren. Aus diesen Gründen kann man nicht mehr notwendige Kirchen nur in Ausnahmefällen verkaufen bzw. umnutzen. Vom Denkmalschutz, der eingehalten werden muss, ganz abgesehen. Aber das sind nicht die wichtigsten Probleme aller Kirchen aus allen Konfessionen. Uns Christinnen und Christen sei angeraten, nicht aus der Kirche auszutreten wegen der bekannten Skandale und Probleme, sondern an ihrer Veränderung und Reformierung mitzuwirken. Sonst sind wir die Matrosen die das sinkende Schiff verlassen, bevor der Kapitän die Notfallpläne ausgibt. Bei Kirchen sind selbstverständlich weder die Institution noch unsere Gotteshäuser ausschließlich relevant , sondern alles was dort oder auch an anderen Orten mit christlichen Netzwerken geschieht. In frommer Sprache ist ein christliches Netzwerk der Leib Christi, die Gemeinde und die kann sich in Notzeiten auch in Wohnzimmern oder unter freiem Himmel treffen. Heute gibt es für Gehbehinderte oder -unwillige auch wunderbare Fernseh- und Internetgottesdienste, bei denen man sogar manchmal mitwirken darf. Beten kann ich aber an jedem Ort in dieser Welt und es gibt auch stille Wälder wo niemand das Gespräch mit dem Schöpfer stört.

  2. Da die Kirche eher aus gescheiterten Gutmenschen, äh Heiden besteht, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Kirche den Menschen nur wenig zu bieten hat.

    Z.B. Volker Rahn ist Pfarrer und Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sagt: „Glaube und Diakonie gehören zum Kerngeschäft. Erstens die Verkündigung – dass wir in die Welt tragen, wie wichtig es ist, menschlich miteinander umzugehen und füreinander da zu sein. Und daraus ergibt sich der zweite Punkt, nämlich soziale Arbeit zu leisten.“

    Menschlich miteinander umgehen ist die – Kernbotschaft – der Humanisten und der Linkspartei! Dafür braucht es wirklich keine Kirche!

    • Welche Existenzberechtigung hat denn eine Kirche, die keine Menschlichkeit zu bieten hat?

    • Was sollen diese Behauptungen ?

      Lieber Andres J: Ich halte das für absichtlich oder unabsichtlich beleidigend. Wieso besteht die Kirche aus gescheiterten Gutmenschen? Meinen Sie da bestimmte ? Im übrigen hat Volker Rahn vollkommen recht wenn er schreibt „Glaube und Diakonie gehören zum Kerngeschäft. Erstens die Verkündigung – dass wir in die Welt tragen, wie wichtig es ist, menschlich miteinander umzugehen und füreinander da zu sein. Und daraus ergibt sich der zweite Punkt, nämlich soziale Arbeit zu leisten.“ Das sagte schon Jesus nicht nur in der Bergpredigt, sondern dass wir unseren Gott und den Nächsten lieben sollten. Im übrigen bin ich überzeugt, würde man die Bergpredigt sprachlich, aber nicht inhaltlich, etwas umarbeiten: Dann würde sofort behauptet, dies sei eigentlich das Parteiprogramm der Linkspartei, der Grünen oder eine Betrachtung der Humanisten. Oder aber das Godesberger Programm der CDU aus den 1950er Jahren, das fast linker war als das der SPD heute. Wem würden Sie die Katholische Soziallehre zuordnen? Also was sollen diese Behauptungen ? Natürlich finden wir in der Bibel auch Formulierungen, die man gerne der CDU oder der FDP zuschreiben kann. Ich will ja ungern einseitig parteiisch verstanden werden (meine ich humorvoll).

      • Die Kernbotschaft von Jesus ist doch nicht, dass wir menschlich miteinader umgehen sollen.
        Dafür brauchen wir keinen Jesus, dafür hätte Jesus nicht Mensch werden und schon garnicht für uns sterben müssen!!!

        Das Jesus das selber ähnlich erwähnt hat, ändert daran nichts.

        Diese Kernbotschaft ist so menschlich (und überheblich) da kommen wir auch selber drauf, das war auch – vor – Jesus schon bekannt!!
        Oder sehen Sie das anders??

      • Wenn die Kernbotschft nicht mehr Jesus ist sondern die Menschlichkeit, dann geht es um ein Gutmenschentum ohne Jesus.
        Der natürlich nicht zum Ziel führt, wie wir das auch in der Welt so wahrnehmen.
        In der biblischen Lehre reicht ein guter Vorsatz nicht aus, sondern ein Neuwerden aus Einsicht – die fehlt allerdings oft(in der Kirche).

        Und eine Kirche, in der im Wesentlichen nicht Jesus gepredigt wird, ist aus meiner Sicht nicht auf einem biblischen sondern auf dem Weg in’s Heidentum – und da sind viele Kirchen schon gut weit gekommen.

        Und warum soll ich Mitglied in einer Kirche sein, die sich von den Leitlinien atheistischer Vereine nicht unterscheidet?

        • > Wenn die Kernbotschft nicht mehr Jesus ist sondern die Menschlichkeit,

          Menschlichkeit und Glaube an Jesus scheint für dich ein entweder-oder‘.

          ich denke, viele Christen wie Bernd sehen eher ein ‚gehört zwingend zusammen‘.

          • Menschlichkeit und Glaube an Jesus – je nachdem, wie man das meint, kann man es so oder so sehen.

            Die Kern-Botschaft von Volker Rahn ist aber eindeutig anders – eben nur Menschlichkeit! Das halte ich für verkündeten Humanismus, der gehört nicht in die Kirche.

            • Das Christentum hat lange Zeiten seiner Geschichte, wo es den Humanismus verneint hat. Es waren Zeiten voller Gewalt und Machtstreben. Stellst Du Dir die Kirche so vor?

              Die christlichen Kirchen im Westen sind am Schrumpfen. Dein Rezept führt auch nicht dazu, dass das endet.

              Wer sich von der Welt abwendet, der bleibt in seinem kleinen Dunstkreis. Und irgendwann wird er bedeutungslos, weil er die Welt nicht mehr versteht und die Welt ihn nicht mehr versteht. Der kleine Rest mag dann ein Märtyrergefühl haben als die letzten Aufrechten, aber letztlich schütteln über solche Menschen alle anderen nur den Kopf. Zu Recht.

  3. Geld ist nicht das Problem, für vieles braucht man kein Geld. Es fehlt die Bereitschaft gerade auch beim Personal etwas zu ändern.

  4. Zum Kirchenaustritt: Besucht man die Insel Reichenau mit ihren drei altehrwürdigen Kirchen, freut sich auf eine kurze , stille Zeit im geheiligten Raum – dann steht man vor verschlossenen Türen. Eintritt nur zu Führungen und gegen Bezahlung! Ein alter Herr auf dem Gelände darauf angesprochen, erwidert: „Ja, da sind eben Kunstschätze drin!“ Ich denke: Die sind schon Jahrhunderte in diesen Kirchen, und jetzut behandelt man die Heiligenfiguren, Altäre und den ganzen Raum wie ein Museum. Ich erlebe das als sinnbildlich: Wo ich nichtz mehr zu Stille, Andacht und Gebet willkommen bin, gehe ich, „trete ich aus“! (Vielleicht gäbe es ja noch einen Jugend- oder Seniorenkreis, der sich stundenweise für eine Präsenz in der Kirche begeistern ließe – wenn denn Begeisterung zu wecken noch Aufgabe chritlicher Kirchen und Existenz gehören sollte!)

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Zuletzt veröffentlicht