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Mittelmeer: 218 Tote in drei Tagen

Seit knapp einem Monat gehen Italien und Malta gegen private Seenotretter im Mittelmeer vor. Laut Helfern hat dies tödliche Folgen. Im Juni starben fast 700 Menschen auf See. Vorwürfe gibt es von allen Seiten, Lösungen scheinen nicht in Sicht zu sein. Und immer mehr Afrikaner planen laut Umfragen, ihr Glück in Europa zu suchen.

Das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer spitzt sich zu: Während Italien und Malta die private Seenotrettung verhindern, starben innerhalb von drei Tagen 218 Menschen während der Überfahrt. Bei Unglücken von Flüchtlingsbooten seien vor der libyschen Küste am Freitag 104 und am Sonntag 114 Menschen ums Leben gekommen, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf. Der Monat Juni, in dem Italien die Häfen für private Rettungsschiffe schloss, war laut Helfern der Monat, in dem seit fünf Jahren die meisten Menschen im Mittelmeer umkamen. Insgesamt verloren dort nach UN-Angaben im Juni 692 Geflohene ihr Leben. Damit stieg die Zahl der Toten in diesem Jahr auf mindestens 1.405 Menschen.

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Die privaten Seenotrettungsorganisationen kritisierten das Vorgehen gegen sie durch Italien und Malta, und dass die Seenotrettung der libyschen Küstenwache überlassen werde. Die privaten Rettungsschiffe würden am Auslaufen gehindert, das habe direkte Auswirkungen auf die Zahl der Ertrunkenen im Mittelmeer. „Dass nicht das Sterben sondern die Seenotrettung aktiv verhindert wird, ist nicht nur beschämend, das ist kriminell,“ sagte Pia Klemp, die Kapitänin des Schiffes der deutschen Organisation Sea-Watch, das derzeit in Malta festgehalten wird. Auch das Rettungsschiff „Seefuchs“ der Regensburger Organisation Sea-Eye darf nicht auslaufen. Der Kapitän des deutschen Rettungsschiffes „Lifeline“, das von Malta beschlagnahmt wurde, Claus-Peter Reisch, sagte, die Einsatzkräfte der libyschen Küstenwache seien nicht professionell ausgestattet, um die Menschen aus überfüllten Booten in Seenot zu retten. So verfügten deren Schiffe nicht über Schwimmwesten.

Vorwurf: Küstenwache im Menschenhandel involviert

Kritiker der privaten Seenotretter argumentieren, sie würden durch ihr Handeln Schleppern und Menschenhändlern zuarbeiten. Im Vorjahr hatten mehrere EU-Politiker den Helfern sogar unterstellt, teilweise direkt mit Schlepperbanden zu kooperieren. Zurzeit obliegt die Rettung der Flüchtlinge vor allem der libyschen Küstenwache. Migrations-Expertin Nicole Hirt hält davon nichts. „Die Küstenwache besteht aus unterschiedlichen Warlords, die sich den Namen Küstenwache gegeben haben, um Geld von Europa zu kriegen“, sagte die Wissenschaftlerin am Giga Institut für Afrika-Studien in Hamburg dem Evangelischen Pressedienst. „Sie sind selbst im Menschenschmuggel involviert, retten die Flüchtlinge also, damit sie verkauft werden.“ Die EU legitimiere mit der Finanzierung und Unterstützung der libyschen Küstenwache Personen, die Menschenrechtsverbrechen begingen.

Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Und angesichts der dramatischen Situation in zahlreichen afrikanischen Staaten – seien es Hunger, Arbeitslosigkeit oder Bürgerkrieg – ist auch nicht anzunehmen, dass sich künftig weniger Menschen in Richtung Europa aufmachen werden. Im Gegenteil, ihre Zahl dürfte eher zunehmen, wie aktuelle Umfragen nahelegen. In Ländern wie Senegal oder Ghana gibt fast die Hälfte der Befragten an, in den kommenden fünf Jahren nach Europa auswandern zu wollen. Und: Bis 2050 wird sich Afrikas Bevölkerung laut UN-Projektionen auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln.

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