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„Mensch Jesus“: Frauenversteher, Anstachler oder Diätberater?

In der sonst dunklen Kirche leuchtet es ungewöhnlich hell. Normalerweise sehen Besucher hier nur ein paar Kerzenflammen, die vor einer Ikone flackern. Doch wer dieser Tage die katholische Kirche St. Franziskus in Witten betritt, der erblickt großflächige Foto-Wände. Sie gehören zur Wander-Ausstellung „Mensch Jesus“ des Erzbistums Paderborn. Wir haben sie uns angesehen.

Von Laura Schönwies

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„Jesus, der Häuslebauer“, „Jesus, der Stinksaure“ oder „Jesus, der Diätberater“ ist auf den großformatigen, leuchtenden Bildern zu lesen. Häuslebauer? Diätberater? Dazu gehören Fotos eines brüchigen Gemäuers, das wohl mal eine Tankstelle war, ein Schalter, der blitzschnell umgelegt eine orangene oder eine rote Lampe zum Leuchten bringen würde, und eine große Eiswaffel aus Plastik, wie sie üblicherweise vor Eisdielen steht. Insgesamt sind es 43 Motive, die verschiedene – menschliche – Seiten des Jesus von Nazareth präsentieren sollen.

Gemeindereferentin Sabine Banaschewitz hat ein persönliches Lieblingsmotiv: „Jesus, der Korbleger“. Die weiße Schrift vor dem Baskettballkorb einer Turnhalle erinnere sie an die Zeit, als sie selbst diesen Sport betrieben hat. Darunter steht der Vers: „Er ließ sich auf die Spielchen seiner Zeitgenossen ein. Sie wollten ihm den Ball abluchsen. Aber bevor ihnen das gelang, hatte er ihn schon versenkt. Markus 12,18-34„. Moment, da dürfte sogar „Bibel-Fremdlingen“ auffallen, dass es sich dabei wohl nicht um Originalverse handelt. Aber was steht wirklich an dieser Stelle im Markus-Evangelium?

„Wow, auch da steckt Jesus drin“

Praktischerweise liegen auf einem Stehtisch drei Bibeln parat, in denen Besucher direkt nachblättern können. Eine Besonderheit für katholische Christen: „Für uns Katholiken ist es viel weniger üblich als in anderen Konfessionen, die Bibel einfach mal zur Hand zu nehmen“, so Banaschewitz. „Wenn die Ausstellung allein auslösen würde, dass man mal wieder in der Bibel nach einer Textstelle sucht und sich damit auseinandersetzt, dann wäre schon viel erreicht.“ Für Banaschewitz ist diese moderne Übersetzung in Bild- und Textsprache eine besondere Entdeckung: „Ich schaue mir die Bilder an und denke: Wow, auch da steckt Jesus drin und auch da kann er vorkommen.“

Bibel nicht nur mit „religiöser Brille“ lesen

Genau diesen „Aha“-Moment möchte die Ausstellung auslösen. „Ich bin der Meinung, dass man das Menschliche und das Göttliche bei Jesus gar nicht trennen muss, weil Jesus nun mal wahrer Gott und wahrer Mensch ist“, sagt Banaschewitz. Allerdings seien die Geschichten von Geburt, Tod und Auferstehung Jesu besonders präsent, da komme das Alltägliche nicht so zum Vorschein. „Wir nehmen daher die menschliche Seite Jesu oft nicht wahr. Wenn man die Bibel allerdings aufmerksam liest, wird man immer mehr Stellen entdecken, die uns ihn ganz einfach als Menschen zeigen. Wir überlesen sie nur leicht mit unserer religiösen Brille.“

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Sind die Interpretationen in der Ausstellung manchem Besucher zu „salopp“? Banaschewitz antwortet mit einer Textpassage über die Fotografin und Designerin Eva Jung, die die Motive für die Ausstellung geliefert hat: „Sie liebt es zu kommunizieren, weil sie sich von einem Gott geliebt und unterstützt weiß, der die Kommunikation erfunden hat, der vor Ideen sprudelt und aus dessen grenzenlosen Quellen sie schöpfen darf.“ Banaschewitz ergänzt: „Wenn man sich diese Kreativität zugesteht, dann ist viel mehr aus diesem Menschen Jesus herauszuholen, als man so denkt. Manche Sätze sind sehr humorvoll, aber auch sehr tiefsinnig.“

„Jesus, der Frauenversteher“ neben dem Beichtstuhl

Die Wirkung der Ausstellung geht aber noch über die Bildmotive und Bibelverse hinaus: Im Kontext der denkmalgeschützten Kirche komme ein „spannender Kontrast zwischen Altem und Neuem“ zustande. So leuchten die Bilder direkt vor den traditionellen Kreuzwegstationen. Sie ergänzen sogar einander: Jesus, der am Rande seines Leidensweges mit klagenden Frauen spricht, ist ein vertrautes Motiv, aber auch „Jesus, der Frauenversteher“? Hier wird der Schriftzug mit sündhaft teuren Handtaschen in einem Schaufenster dargestellt – direkt neben dem Beichtstuhl. „Die Platzwahl für dieses Motiv ist kein Zufall“, verrät Banaschewitz. „Nur das erste und das letzte Motiv stehen fest. Die Anordnung der Bilder dazwischen darf jeder Aussteller frei variieren. Bei uns haben sich die ehrenamtlichen – männlichen – Helfer, dafür entschieden, den Frauenversteher neben den Beichtstuhl zu setzen, weil man diese Gabe dort besonders haben müsse“, lacht Banaschewitz.

Wer ist die Zielgruppe für die Ausstellung? „Wir hoffen, nicht nur Gottesdienst-Besucher mit unserer Ausstellung zu erreichen, sondern viele verschiedene Menschen mit tollen Aha-Momenten zu überraschen“, so Banaschewitz. Die Gemeindereferentin ist überzeugt: „Selbst die größten Atheisten ahnen, dass mehr hinter Jesus steckt.“

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Von September 2017 bis Dezember 2019 wandert die Ausstellung „Mensch Jesus“ durch das Erzbistum Paderborn.

Link: Ausstellung Mensch Jesus

Die Fotomotive von Eva Jung sind als Postkarten in drei verschiedenen Paketen käuflich zu erwerben.

 

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