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Scheiden tut weh: So gelingt trotzdem eine friedliche Trennung

Bei einer Scheidung spielen Schmerz, Enttäuschung, Wut und Trauer eine große Rolle. Sie sind jedoch schlechte Ratgeber. Wie eine Trennung respektvoll ablaufen kann, verrät Therapeut Hans-Arved Willberg mit fünf klaren Tipps.

Es ist schon schlimm genug, wenn die Ehe scheitert. Erst recht schlimm wird es aber, wenn dann auch noch die Scheidung scheitert. Dagegen hilft nur, dass beide Frieden miteinander schließen. Wenn schon die Ehe gescheitert ist, so sollten Sie doch alles dazu tun, dass die Scheidung gelingt; um Ihrer selbst willen und vor allem um der Kinder willen! Wie kann das praktisch aussehen?

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Segnen Sie Ihren Expartner!

Damit meine ich eine Haltung und Übung. Was in unseren Bibeln mit „segnen“ übersetzt ist, bedeutet im ursprünglichen Text „gute Rede“. Praktisch und ehrlich wird das Segnen des Expartners, wenn ich Gutes über ihn rede. Besonders,
wenn ich mit den Kindern über ihn spreche! Das mag im allergrößten emotionalen Chaos schwierig sein, aber ich kann mich neu dazu entschließen. Der Abstand erleichtert es. Ich muss nicht in den gewohnten Gleisen der Feindseligkeit bleiben. Ich kann endlich einüben, meinen geschiedenen Partner mit anderen Augen zu sehen. Sein Verhalten, mit dem ich so große Probleme bekam, als seine Not nachzuvollziehen. „Was mag sie dazu bewegt haben, mich zu verlassen?“ „Was ließ ihn so hart werden, dass mein Bedürfnis nach Liebe immer weniger Erfüllung bei ihm fand?“ Das sind gute Gedanken, mit denen das gute Reden beginnt.

Geben Sie die Opferhaltung auf!

Für die meisten Scheidungen sind beide Partner verantwortlich. Nach außen hin sieht das oft anders aus. Aber unser Eherecht verordnet aus gutem Grund nicht nur, dass die Getrennten ein Jahr warten, bis sie sich scheiden, sondern es räumt auch den Partnern für zwei weitere Jahre ein Vetorecht ein. Das heißt: wenn einer der beiden Partner die Scheidung definitiv ablehnt, unterstützt ihn das Gesetz, drei Jahre lang weiter für die Ehe zu kämpfen. Erst dann wird sie auch gegen seinen Willen aufgelöst. Warum wird dieser
Spielraum so wenig genutzt? Weil sich beide arrangieren. Selten sind die Partner glücklich über die Scheidung, aber oft halten beide sie für das geringere Übel. Und wenn sie
ehrlich sind, stehen sie auch dazu! „Ja, auch ich habe die Scheidung gewollt. Ja, ich habe nicht bis zum Äußersten um meine Ehe gekämpft, und ich hatte einen guten Grund dafür. Ich bin nicht nur Opfer, sondern auch Täter.“ In der Krise fühlen sich meist beide eine Zeit lang als Opfer: „Ich habe mich getrennt, weil es unerträglich war mit ihm!“, sagt die Verlassende. „Sie hat mich einfach sitzen lassen!“, sagt der Verlassene. Meist haben
beide Recht, aus ihrer Warte. Aber wer auch noch nach der Scheidung darauf beharrt, dass er das Opfer und der „Ex“ der Täter war, wird kaum wirklich Gutes über den anderen sagen können. Und er wird kaum aus seinen eigenen Fehlern lernen können.

Erkennen Sie Ihre Fehler und lernen Sie daraus!

Die gravierendsten Fehler, die zum Scheitern von Ehen führen, sind missverständliche Kommunikationsweisen und ein nachlässiger Umgang mit den eigenen Bedürfnissen. Es
gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht heiratet, um geliebt zu werden. Normalerweise ist den Partnern auch klar, dass sie selbst etwas dafür tun müssen, und sie wollen das auch. Aber dann kommen die Enttäuschungen: „Was habe ich nicht schon alles für dich getan und in unsere Beziehung investiert! Und was ernte ich dafür? Nichts als Vorwürfe!“ Aber warum ist die Partnerin so kritisch und skeptisch geworden? Weil sie genau dasselbe denkt! Unser Bedürfnis, geliebt zu werden, kommt zu kurz! Und zugleich fühlen wir uns mit unseren Bemühungen, Liebe zu geben, unverstanden und abgewiesen. Wenn wir jetzt in eine Opferhaltung rutschen und sie sich verfestigt, kann die Ehe daran kaputtgehen. Und wenn das tatsächlich geschehen ist, kommt es entscheidend darauf an, dass ich die alten Fehler nicht wieder mache! Wenn ich die Opferhaltung verlasse, fange ich an, anders zu
kommunizieren. Dann wird mir auch der eigene Anteil am Scheitern unserer Ehe im Rückblick immer klarer. Ich werde barmherziger: meinem geschiedenen Partner und mir selbst gegenüber. Ich muss nicht mehr gegen ihn sein und ich muss mich nicht mehr selbst verteidigen und rechtfertigen.

Regeln Sie sachlich, was geregelt werden muss!

An erster Stelle stehen dabei die Kinder. Es ist ganz einfach Unrecht, wenn die Eltern ihre Streitigkeiten auf dem Rücken ihrer Kinder austragen. Für kleinere Kinder sind zum Beispiel
gute und friedliche Besuchsregelungen sehr wichtig. An zweiter Stelle steht das Geld. Hier ist Vorsicht geboten: Allzu leicht wird das Geld zum Zankapfel. Wenn es schwierig ist, sollte man es nicht allein versuchen. An den offiziellen Eheberatungsstellen gibt es gut ausgebildete Mediatoren, die zur Moderation zur Verfügung stehen. Suchen Sie auf jeden Fall nach friedlichen Lösungen, auch wenn Sie dabei den Kürzeren ziehen sollten. Das heißt ja nicht, dass Sie sich über den Tisch ziehen lassen. Aber Friede ist allemal der höhere Wert als Geld!

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Akzeptieren Sie, was nicht zu ändern ist!

Horst ist zum schwarzen Schaf geworden. Seine Herkunftsfamilie hat ihn dazu abgestempelt. Er hatte in seiner unglücklichen Ehe Trost und Verständnis bei einer alten Freundin gefunden. Aus der neuen Freundschaft wurde Liebe. Horst trennte sich von seiner Frau und heiratete die Freundin. Seine Eltern verziehen ihm das nicht. Die neue Schwiegertochter lehnten sie ab, die alte unterstützten sie im Übermaß. Bei jeder Gelegenheit ließen sie Horst spüren, zu wem sie hielten. Er musste auch noch hilflos zusehen, wie seine Ex-Frau die Situation weidlich zu ihrem Vorteil nutzte und gegen ihn intrigierte. Doch dann sah er ein, dass er weder seine Eltern noch seine geschiedene Frau ändern würde. Er erkannte, dass ein letzter Schritt des Ablösens von den Eltern für ihn herangereift war. Das tat weh, aber er kam zur Ruhe dadurch. Ideal wäre, nach der Scheidung eine Reihe von Gesprächen zur Verständigung zu führen – mit dem Ziel einer
tiefen Versöhnung. Aber das ist selten. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die große Wunde der Trennung lange schmerzt und viel Kraft raubt. So ein Weg würde aber an
die Wunde rühren und viel Kraft erfordern. Doch auch ohne die ideale Lösung kann die Wunde heilen. Und darum geht es letztendlich: Dass sie sich schließt und vernarbt. Wenn beide das erleben, können sie wieder gute Freunde werden – und manchmal sogar bessere als zuvor. Wenn sie aber Feindseligkeit pflegen, reißen sie dadurch die alten Wunden immer wieder neu auf.


Hans-Arved Willberg ist Theologe, Verhaltenstherapeut (www.life-consult.org)
und Autor von „Der Scheidungs-Ratgeber: Hilfen – bevor und wenn es zu spät
ist“ (J.F.Steinkopf). Er schrieb diesen Artikel zuerst für die Zeitschrift Family. Family ist ein Magazin des SCM Bundes Verlags, zu dem auch jesus.de gehört. 

Anregungen, wie Sie Ihre vielleicht doch noch retten können, finden Sie hier

Tipps, einer christlichen Scheidungsanwältin, wie man das Formale gut regelt, finden Sie hier aufgelistet. 

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