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USA: Zoff bei den Südlichen Baptisten

Der Südliche Baptistenverband, größte protestantische Kirche in den USA, steht vor einer Zerreißprobe. Liberale und Konservative sind sich uneins beim Umgang mit Frauenordination und Rassismus. Für Streit sorgt auch die Aufklärung von Missbrauch.

Von Konrad Ege (epd)

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Die Spannungen zwischen liberalen und den zurzeit tonangebenden konservativen Christen im Südlichen Baptistenverband, der größten protestantischen Kirche der USA, sind nicht neu. Doch nun stehe die Southern Baptist Convention (SBC) vor „beispiellosen Herausforderungen“, warnte der Präsident des SBC-Exekutivkomitees, Ronnie Floyd. Einige warnten vor einem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit, schrieb Floyd im Mai im Informationsdienst der Kirche. „Wir werden uns gegenseitig zerstören“, meinten andere. Der Umgangston ist gelegentlich rau.

Mehr als 15.000 Delegierte werden in dieser Woche, am 15. und 16. Juni, in Nashville in Tennessee zur Jahreskonferenz erwartet. Die Teilnehmer müssen sich mit den brisanten Themen sexueller Missbrauch, Frauen im Pastorenamt, Umgang mit Rassismus sowie den weiteren Umgang mit Ex-Präsident Donald Trump beschäftigen. Die überwiegend weißen und evangelikal orientierten südlichen Baptisten sind Trumps Zielgruppe. Ex-Vizepräsident Mike Pence hatte die Mitglieder auf der Jahresversammlung 2018 als „Grundstein“ der Gesellschaft bezeichnet.

Der Präsident des Südlichen Baptistenverbandes, der 48-jährige J. D. Greear, macht bei der Konferenz turnusgemäß Platz für einen Nachfolger. Zum Abschied mahnte er: Ein Verband, der ständig mit sich selbst im Krieg ist, könne Gottes Auftrag zur Verbreitung des Evangeliums nicht erfüllen. Baptisten müssten daher aufhören, über Anliegen zu streiten, die sie wegbringen von dem, „was wichtig ist für die Ewigkeit“.

Mitgliederzahlen sinken seit Jahren

Es ist noch nicht lange her, dass die Südlichen Baptisten als Vorbild für „bibeltreue“ Christen galten. Sie gewannen durch ihre Verkündigung Mitglieder, angeblich im Gegensatz zu den eher liberal-gemäßigten Mainline-Protestanten. Mit dem Wachstum ist es jedoch vorbei. Laut dem jüngsten Jahresprofil der Kirche ging die Zahl der Mitglieder im Zeitraum von 2019 auf 2020 um drei Prozent auf vierzehn Millionen zurück.

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Die Daten werden jährlich von der baptistischen Forschungsgruppe „LifeWay Research“ ermittelt. Möglicherweise habe auch die Corona-Pandemie dazu beigetragen, sagte Lifeway-Exekutivdirektor Scott McConnell. Es war allerdings der vierzehnte Rückgang in Folge. 2006 lag die Mitgliederzahl noch bei 16,3 Millionen.

Frauen sind vom Pastorenamt ausgeschlossen

Die Südlichen Baptisten sperrten sich bislang in zentralen Bereichen gegen Reformen. So sind Frauen vom Pastorenamt ausgeschlossen. Doch nicht alle Mitglieder halten sich daran. Eine der größten SBC-Gemeinden, die Saddleback Kirche in Kalifornien, ordinierte im Mai drei Pastorinnen. Das sei „bestenfalls unklug und verwirrend“, kritisierte der Theologe Al Mohler, in Nashville voraussichtlich ein Kandidat für das Präsidentenamt. Liberale Theologie sei der „Todeskuss für Kirchen“.

Die Bibellehrerin Beth Moore, eine Publizistin mit vielen Millionen Leserinnen und Lesern, verließ den Baptistenverband vor wenigen Monaten. Sie wurde wegen ihrer Kritik an Trump angefeindet.

Missbrauch vertuscht?

Auch der Umgang mit sexuellem Missbrauch in Kirchengemeinden steht auf der Tagesordnung. Es war ein Schock für viele in der Kirche, als der Informationsdienst Religion News Service Anfang Juni einen geleakten Brief des Präsidenten der SBC-Kommission für Ethik und Religionsfreiheit, Russell Moore, veröffentlichte. Moore warf dem SBC-Exekutivkomitee in dem Schreiben vom Februar 2020 Vertuschung von Missbrauch vor. Moore hat seinen Posten im Mai verlassen.

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Massive Missbrauchsvorwürfe sind spätestens seit Berichten in den Zeitungen „Houston Chronicle“ und „San Antonio Express-News“ von Anfang 2019 bekannt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten seien 380 Pastoren und Kirchenhelfer beschuldigt worden, hieß es. Die Zeitungen sprachen von insgesamt 700 Missbrauchsopfern.

Der Südliche Baptistenverband wurde 1845 durch die Abtrennung von anderen Baptisten gegründet, die die Sklaverei ablehnten. Seit Jahren bemüht sich die mehrheitlich weiße Kirche um Vielfalt. Die Führungsriege bleibt jedoch weitgehend weiß und männlich. Bei den von Schwarzen angeführten Kundgebungen im vergangenen Jahr gegen Polizeigewalt und Rassismus hielten sich die südlichen Baptisten weitgehend zurück.

Einige schwarze Pastoren haben den Baptistenverband in den letzten Monaten zudem verlassen. Ein Anlass war die Auseinandersetzung um das Konzept der «kritischen Rassentheorie» („critical race theory“). Diese geht davon aus, dass rassistische Strukturen viele Menschen nach wie vor prägen und das Leben stark beeinflussen. Die Präsidenten der sechs theologischen Hochschulen des Baptistenverbandes erklärten, dieses Denken sei mit baptistischen Grundsätzen nicht zu vereinbaren.

Der scheidende SBC-Präsident Greear rief zum Fasten und Beten auf. Er bete, dass bei der Versammlung im Vordergrund stehe, was Gott will und nicht was „wir wollen“.

Quelleepd

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