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Wenn aus Nachbarn Freunde werden

Ganz unkomplizierte Freundschaften ergeben sich manchmal direkt vor der eigenen Haustüre, hat Margarete Kosse festgestellt. Wie ist das möglich?

Von Margarete Kosse

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Wir wohnen seit gut zwanzig Jahren in einem Reihenmittelhaus im Bergischen Land. Und mittlerweile kenne ich auch alle anderen in den 22 Häusern, die unser kleines Wohngebiet beinhaltet. Und ich habe sie alle furchtbar gern. Das ließ sich mit den Jahren einfach nicht vermeiden …

Als Musikerfamilie im Reihenmittelhaus

Anfangs dachten mein Mann und ich noch, wir bleiben hier eine bestimmte Zeit, und dann suchen wir etwas anderes. Mal im Ernst, eine Musikerfamilie im Reihenmittelhaus, das kann doch nicht gut gehen, oder?
Doch! Es kann! Unsere zeitweilige Lautstärke stört tatsächlich niemanden, und wir wollen hier schon lange nicht mehr weg, obwohl man je nach Wind die A3 hört und die Flugzeuge. Ist uns egal, die Nachbarschaft wiegt es auf, ohne Quatsch! Es sind ganz wunderbare Beziehungen dabei, gewachsen über die Jahre, genährt durch besondere Aktionen wie zum Beispiel Fuß- ball und Adventüre.
Ich dachte ja, WM gucken ist nicht so meins, aber als dann die Idee aufkam, jedes Vorrundenspiel bei jemand anderem im Haus zu gucken, da wurde es lustig. Alle bringen etwas zu essen mit, der Gastgeber die Getränke. Also, auch wenn man Fußball doof findet, ist es schön, weil: lecker! Und wir haben herkunftstechnisch (und kulinarisch) unter anderem auch Polen, Ungarn, Frankreich und Holland im Angebot. Sehr spannend!
Die Idee der Adventüre kam irgendwann aus Reihe drei, ich glaube von J. und I. Also, dass an jedem Adventswochenende ein anderer Nachbar sein Haus öffnet und einlädt zu Glühwein, Fruchtpunsch und gemeinsamem Singen. Plätzchen bringen die Gäste. Und Liedvorträge oder Adventsgedichte, oder H. bastelt mit uns Sterne. Man stimmt sich wirklich gemeinsam auf Weihnachten ein.
Klar, anfangs war es auch einfach interessant, mal die andern Häuser von innen zu sehen: welcher Fußboden, Farbe des Treppengeländers, Flur klein oder groß, Küche offen oder nicht … Jeder Jeck ist anders, wie wir Rheinländer ja zu sagen pflegen. Und das gilt eben nicht nur für die Einrichtung, sondern für den ganzen Menschen. Der Gedanke hilft mir ungemein in der Beziehungspflege, also zu erkennen, dass jeder Mensch anders ist. Keine Erwartungshaltungen zu haben, sich nur zu interessieren, wie jemand so tickt, was ihn interessiert. Dann irgendwann die Marotten des anderen als liebenswert zu empfinden, und darauf hoffen, dass dein Gegenüber auch mit dir und deinen Macken Nachsicht übt.

Neues Netzwerk

Ich habe übrigens festgestellt, dass ich durch die Nachbarn plötzlich auch ein großes Netzwerk zur Verfügung habe. Wir haben mittlerweile auch eine WhatsApp-Gruppe, boah, wofür die alles gut ist … Beispiele gefällig?
• Wann treffen wir uns, um das Lied für L.s Geburtstag umzutexten?
• Badreiniger von Aldi hilft gegen Buchsbaumzünsler
• Dienstagabends trifft sich der Chor wieder
• Wer kann mir zwei Herrenglitzer-Sakkos ausleihen? Wir wollen auf Theas Geburtstag einen ABBA-Song performen… (innerhalb von einer Stunde hatte ich sie!)
• Wer kennt einen netten Rolladenmonteur?
Der Chatverlauf ließe sich unendlich fortführen. Gleich gehe ich mir von K. ein Buch ausleihen. U. geht häufig mit mir und dem Hund spazieren. Bei ihr und bei P. und A. haben letztens Gäste von uns übernachtet, weil unser Haus zu voll war. Bei S. und A. durften wir damals seine Paralympics-Medaille von Nagano feiern und zwecks Echtheitsprüfung reinbeißen. Bei A. und M. habe ich neulich eine DVD geguckt, die mir alleine zu spannend war. Und auf einmal stellt man fest, dass aus Nachbarn Freunde geworden sind. Wie schön ist das denn!


Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift JOYCE erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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