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Nicaragua: Regierung inhaftiert Bischof

Die Polizei hat den katholischen Bischof Rolando José Álvarez Lagos festgenommen, nachdem er zuvor schon unter Hausarrest stand. Unter Präsident Daniel Ortega geht die Regierung vermehrt mit Gewalt gegen Oppositionelle und Kirche vor.

Die Polizei hat Bischof Roland José Álvarez Lagos am 19. August festgenommen und unter Polizeiarrest gestellt. Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ äußert sich nach der Verhaftung von Bischof Álvarez besorgt über die Lage in Nicaragua. Álvarez sei eine der bekanntesten Stimmen, die die soziale und politische Krise in Nicaragua anprangerten.

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Er war Mitte Mai aus Protest gegen die politischen Repressionen gegen die Kirche zeitweilig in Hungerstreik getreten. Anfang August war er unter Hausarrest gestellt worden. Derzeit befinden sich neben Álvarez sechs weitere Priester in Haft.

Die Regierung unter Präsident Daniel Ortega untersagte nach Angaben des katholischen Hilfswerks außerdem hunderten sozialen oder karitativen Organisationen, weiter im Nicaragua tätig zu sein. Auch ein von der katholischen Bischofskonferenz betriebener Fernsehsender und acht kirchliche Radiostationen wurden geschlossen.

Pastor stirbt nach Brandanschlag

Rund 200 Übergriffe auf kirchliches Eigentum und Personal gab es seit 2018, heißt es in einem von der „Beobachtungsstelle für Transparenz und Korruptionsbekämpfung“ für „Kirche in Not“ angefertigten Bericht. Augenzeugen berichten von Brandstiftungen in Kirchen, Störungen von Gottesdiensten und Einschüchterungen von Gläubigen durch Polizeikontrollen im Umfeld der Kirchen. Ein evangelikaler Pastor und seine Familie verbrannten 2018 nach einem Brandanschlag in ihrem Haus. „Kirche in Not“ schreibt im Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“, dass Polizisten dafür verantwortlich gemacht wurden.

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Die katholische Kirche stellte sich 2018 auf die Seite der Demonstranten, die sich für politische Veränderungen einsetzten, und gewährte ihnen immer wieder Zuflucht in Kirchen. Das habe die Regierung ihr laut „Kirche in Not“ übel genommen. „Die Situation ist kritisch, die Polarisierung groß und die Konfrontation stark. Nicaragua wird von einer Krise erschüttert, die vor mehr als vier Jahren ausgebrochen ist“, erklärt Regina Lynch, Projektdirektorin bei „Kirche in Not“.

Der 76-jährige Daniel Ortega war als Kommandeur der Guerillaorganisation der sozialistischen Sandinisten (FSLN) 1979 am Sturz des Diktators Anastasio Somoza Debayle beteiligt. Von 1979 bis zu seiner Abwahl 1990 war er schon einmal Präsident Nicaraguas. Im Jahr 2006 wurde er wieder zum Regierungschef gewählt. Damals und nach den Wahlen 2011 bemängelten Beobachter Unregelmäßigkeiten und Betrügereien.

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Vor der Präsidentschaftswahl 2016 ließ Ortega vom Obersten Gericht den Vorsitzenden der stärksten Oppositionspartei absetzen. Zudem besetzte er den Obersten Wahlrat fast ausschließlich mit Regierungstreuen. Seine Sandinisten-Partei FSLN hob 2014 eine Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten per Verfassungsreform auf.

Im Zuge einer geplanten Rentenkürzung kam es 2018 zu landesweiten Demonstrationen gegen Ortegas Regierung. Die Polizei unterdrückte die Proteste unter anderem mit scharfer Munition. Mehr als 350 Menschen sollen seit 2018 im Laufe verschiedener Unruhen gestorben sein, sagte Arturo McFields, Nicaraguas Botschafter bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), in einer Rede.

Verhaftungswelle unter Oppositionellen

Über 170 politische Gefangene sitzen nach McFields‘ Aussage in Haft. Im Sommer 2021 nahmen die Polizei und Paramilitärs auf Ortegas Befehl etwa 30 Anführer und Anführerinnen der Opposition fest. Im März 2022 wurde eine davon, Christiana Chamorro, wegen Geldwäsche und anderer Vorwürfe zu acht Jahren Haft verurteilt, wie die Deutsche Welle berichtete.

„Kirche in Not“ zieht im Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ zur Lage in Nicaragua ein ernüchterndes Fazit: „Die Kirche und internationale Organisationen haben dieses Klima der Angst und Gewalt in Nicaragua immer wieder verurteilt und eindringlich auf Verletzungen der Menschenrechte – einschließlich der Religionsfreiheit – aufmerksam gemacht. Der Stand der Religionsfreiheit hat sich im Berichtszeitraum merklich verschlechtert und derzeit sind auch die Aussichten für die Zukunft düster.“ (pa)

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1 Kommentar

  1. „Glücklich sind die, die wegen Gerechtigkeit verfolgt werden, denn ihnen gehört das Königreich der Himmel.“
    Wenn ich mir daneben die deutschen Bischöfe ansehe mit ihren dicken Staatsgehältern …

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.