Olaf Latzel: Berufungsgericht bestellt theologischen Gutachter

Der Theologieprofessor Christoph Raedel von der FTH Gießen soll prüfen, wie Latzels Aussagen über Homosexualität und Gender im Licht der Bibel zu bewerten sind.

Für die Berufungsverhandlung gegen den wegen Volksverhetzung verurteilten Bremer Pastor Olaf Latzel hat das Landgericht ein theologisches Gutachten in Auftrag gegeben. Das Gericht habe den Theologieprofessor Christoph Raedel von der Freien Theologischen Hochschule Gießen beauftragt zu prüfen, ob Latzels Aussagen über Homosexualität und Gender noch von der Bibel gedeckt sind, bestätigte ein Sprecher des Landgerichts Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Nachfrage. Außerdem solle der Gutachter darstellen, was dieses für die tägliche Arbeit eines Pastors oder einer Pastorin bedeutet.

Sollte der Gutachter zu dem Schluss kommen, dass die Aussagen der Bibel entsprechen, sei dies eventuell im Sinne der Religionsfreiheit höher einzuschätzen. Die Verurteilung wegen Volksverhetzung ergab sich daraus, dass die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten wurden

  Verurteilung wegen Aufstachlung zum Hass gegen Homosexuelle

   Latzel war als Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde im November des vergangenen Jahres vom Amtsgericht der Hansestadt wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 90 Euro verurteilt worden. Dies liegt unterhalb der Grenze einer Vorstrafe.

Nach Auffassung des Amtsgerichtes hatte der Theologe in einem sogenannten «Eheseminar» im Oktober 2019 zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt.

   Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Latzel hat Berufung eingelegt. Bis zu einer endgültigen Entscheidung hatte ihn die Kirchenleitung vorläufig des Dienstes enthoben, ein schon Monate zuvor eingeleitetes kirchliches Disziplinarverfahren ruht. Vor der Disziplinarkammer der bremischen Kirche beantragte Latzel, die Freistellung auszusetzen – mit Erfolg.

   Dem Sprecher zufolge soll sich der Gutachter mit einem Fragenkatalog auseinandersetzen, der zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Verteidiger von Latzel abgestimmt ist. Mit dem Verfahrensbeginn sei nicht vor Januar oder Februar zu rechnen, da der Gutachter zunächst seine Arbeit machen müsse und die Termine des Gerichts bis zum Jahresende voll seien.

Quelleepd

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13 Kommentare

  1. Ein rhetorischer Trick sollte angewendet werden

    Lieber Lukas, so einfach und eindimensional ist das Thema „Auslegung der Bibel“ nicht. Dass die Bibel ausgelegt werden muss, teilen meiner unmaßgeblichen Schätzung nach wahrscheinlich 95 % aller Theologen, von liberal bis evangelikal. Maßgeblich ist dabei die Überzeugung, dass Gotteswort immer Gotteswort durch Menschenwort ist. Denn Menschen haben immer ihre Glaubenserfahrungen und/oder auch ihre eigenen Lebenserfahrungen weitererzählt, immer unter den Voraussetzungen und Perspektiven ihres Weltbildes sowie einschließlich eigenen Irrtums bzw. individueller Meinung. Daraus wurde neben vielen anderen Literaturarten, die auch mit einflossen (etwa die Psalmen als ursprüngliche Glaubenslieder) unsere Bibel als Heilige Schrift. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass es Gottes Wille ist, nicht nur dass ich jetzt hier sitzen, nachdenken und schreiben darf, sondern dass mir diese Heilige Schrift etwas über Gott, seine Liebe und seine Absichten mit allen Menschen und dem ganzen Universum erzählt. Allerdings muss man die Texte schon im Zusammenhang der ganzen Bibel lesen und auch dass das Neue Testament einen Gott schildert, der so ganz anders ist in der Person und dem Auftrag von Jesus Christus, seinem Leben, Tod und Auferstehung. Einer, der viel und unendlich größer ist als wir ihn manchmal glauben können. Damit fasse ich mit Mut zur Lücke zusammen, was ich glaube und als Glaubenserfahrung auch erlebe, auch als einen ganz persönlichen Gott. Ergo: Die Bibel ist von Gottes Geist inspiriert. Aber dieses Buch ist nicht vom Himmel gefallen als wortwörtliche Wahrheit, wie einst das Buch Mormon, oder in ähnlicher Art auch der Koran. Wirklichkeit ist komplizierter.

    Aber selbstverständlich gibt es Konfessionen, Kirchen, unterschiedliche Glaubenslehren, Frömmigkeitsstile und Traditionen. Insoweit wird auch ein Gericht wissen, dass es eine kleine Minderheit ist die davon überzeugt ist, ein homosexueller Mensch sei so etwas wie ein schon vor der Geburt entgleister Mensch, weil er eine Sexualität besitzt, deren Praktizierung gewissermaßen eine Todsünde ist. Dass Juristen dann sagen könnten, der Glaube der Christen sei in Varianten unterschiedlich, liegt auf der Hand. Aber gerade dies macht es ja unwahrscheinlich, dass ein – mir völlig unbekannter – Theologieprofessor im Sinne absoluter Wahrheitsmöglichkeit in einem Gutachten behauptet, Homosexualität sei Sünde, und damit vom Gericht recht bekommt. In Wahrheit geht es ja eben darum, durch die Hintertür, hier eigentlich im Sinne einer geschickten Argumentation in einem Berufungsverfahren zu verdeutlichen, dass es eben doch unterschiedliche christliche Überzeugungen gibt, zumal über Homosexualität.
    Damit wird eigentlich der Herr Professor mitsamt Gutachten missbraucht. Denn was soll in einem solchen Gutachten anders stehen, als dass hier eine biblische Wahrheit in ihrer Wörtlichkeit wahr ist, und nicht in einem bestimmten Sinne, den die damaligen Erzähler im Sinne gehabt haben. In Wirklichkeit soll hier durch geschickte Rhetorik erreicht werden, dass Herr Latzel nur das Recht seiner eigenen theologischen Meinung ausübt, was mit der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Damit wird Latzels Grenzüberschreitung in der Sprache relativiert, oder sein heiliger Zorn legitimiert.

    Egal was dieser Professor in seinem Gutachten schreibt, wenn ein Pfarrer in Bremen volksverhetzende Töne von sich gibt und die gesamte Pfarrerschaft dort gegen sich aufbringt: Wenn ich andere Menschen beleidige, dann habe ich sie beleidigt. Als Christen tun wir uns einen Bärendienst an, hier weiter an der Spaltung der Christenheit, auch im Hinblick auf die informierte Gesellschaft mitzuarbeiten. Insofern sind dem Staat bzw. den Gerichten individuelle Auslegungen der Bibel schnuppe, weil jeder wissen kann, dass es individuelle (und leider auch sehr unintelligente) immer gab und gibt. Warum ein Theologieprofessor, der doch immerhin Theologie studiert hat, sich für ein solches Manöver hergibt, verstehe ich nicht.

  2. Ist die Bibel Auslegungssache? Vater Staat sagt Nein. Die Bibel hat gefälligst so zu sein, dass sie Vater Staat in den Kram passt. Individuelle Auslegungen (Stichwort: Sündhaftigkeit homosexueller Handlungen) mag Vater Staat garnicht.

  3. Liebe kann mit juristischem Gutachten nicht analysiert werden.

    Gerd Schroeder habe ich auch bei mehrmaligem Lesen nicht wirklich verstanden. Meint er dass das Einholen eines Gutachtens gut ist ? Oder nicht? Oder Olaf Latzel der Held der Geschichte wird, oder gar deren Verderber ? Jedenfalls ist die Ev. Kirche keine Staatskirche und die von Olaf Latzel geleitete Gemeinde nicht die (einzig) wahre Kirche. Die ganze Angelegenheit nimmt einen noch viel unglücklicheren Verlauf, bei dem wir alle verlieren werden. Vor allem deshalb, weil beim christlichen Glauben vor allem das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe fundamental ist und mit diesem Doppelgebot auch alle Lehre zusammen gefasst wird. Liebe kann aber von keinem Gericht der Welt, auch nicht mit vorher erstellten Gutachten, auf ihre Wahrheit und Wirklichkeit geprüft werden. Es handelt sich um eine völlig andere Ebene. Andererseits hat allerdings so manches was Olaf Latzel sagt, nicht viel mit Nächstenliebe zu tun und ein sich Vergreifen im Ton, oder auch das Prinzip der Meinungsfreiheit, so garnicht das eigentliche Problem darstellen. Mein Problem ist, dass ich zwar glaube und hoffe, dass Dialog zwischen Christinnen und Christen mit ganz unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen und teilweise auch abweichenden Lehren durchaus auch fruchtbar sein kann – und man dann sogar gemeinsam beten kann und darf. Allerdings fehlt mir völlig die Phantasie wie dies möglich sein kann mit Gläubigen, die absolute Wahrheiten verkündigen in Form von Fundamentalismus. Diese Auseinandersetzung, wenn sie auch vor Gerichte getragen wird, hätte Jesus nicht für gut befunden. Dies geht auch völlig am Evangelium vorbei. Also lasst es lieber. Ich glaube, was bereits in der Urgemeinde eine tragende Erkenntnis und Praxis war und so biblisch überliefert ist: „Glaube, Hoffnung und Liebe, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen“! Kurioserweise müsste dann ja ein Gericht darüber befinden, sowie Gutachten dies belegen, wer in der/den Kirche/n die größte Liebe besitzt. Für einen Atheisten könnten Liebe lediglich bioelektrische Impulse im Gehirn sein. Ein Christ würde die Liebe zu Gott und den Menschen immer für eine Realität halten. Aber wie soll ein weltanschaulich neutrales Gericht neutral über dieses Doppelgebot der Liebe als zentrale Lehre der Christenheit richten ? Denn der Glaube und die Hoffnung werden nur glaubhaft gemacht und zum Leuchten gebracht, wenn ich kein Alleswisser bin sondern ein Mensch, der ernsthaft homosexuelle Menschen (oder sagen wir seltsame Gläubige in anderen Religionen) für liebenswert hält und ihnen Achtsamkeit und Toleranz spendet. Ich bin überhaupt kein Theologe. Wer die Bergpredigt liest, wo von Barmherzigkeit, Friedfertigkeit und anderen Kardinaltugenden die Rede ist, eigentlich als eine Botschaft an die ganze Menschheit (die sogar ihre Schwerter zu Pflugscharen machen wird), der kann nicht wie die leider auch dazu angetriebenen Gemeindeglieder in Bremen soviel Unfrieden verbreiten. Wenn Gott so wäre wie manche Fundamentalisten ihn sich vorstellen, hätte er hier unten unseren Saftladen mit den vielen Kriegen und all dem verbreiteten Unrecht längst den Garaus gemacht. Aber er ist eben nicht wie wir, sondern Liebe und größer als wir ihn zu denken vermögen.

  4. Mir scheint das die Hochschule Gießen benutz wird, um richtig Stimmung gegen Christen zu provozieren. Vieleicht kommt es zu einem für O. Latzel positiven Ergebnis. Ein dann gefordertes Gegengutachten des Gerichtes durch eine Staatskirche, erklärt ein gegenteiliges Urteil, das dann schließlich zur Urteilsfindung genommen wird. Es sind nur noch „richtige“ Christen/Versamlungen die der neuen Weltordnung im Weg stehen. Es ist zu bedenken. Jede Versamlung die in einer Körperschaft wie zb. Ev. besteht, ihren Ev. Status verlieren würde. Der Staat hat längst Gottes Gebote völlig verworfen und aus Recht unrechtsgesetze erlassen. O. Latzel ist eines der ersten Opfer. Alle anderen Gemeinden, die dem Mainstream nicht folgen, heißt die Bibel so wie sie es sagt weiter zu sagen, werden dasselbe erleben. Wir sind Zeugen wie einzelne vom Staat so plattgemacht werden, das viele aus Angst den Schwanz einklemmen. Spannende Zeiten.

  5. Liebe Roswitha Steffens, mag sein dass ich auch bisweilen schreibe, was manche nicht verstehen. Bitte nicht als persönliche Kritik verstehen, aber ich habe Ihren Direktkommentar nicht verstanden. Vielleicht könnten Sie das nochmals in einer Alltagssprache zusammenfassen. Vielen Dank, falls das möglich ist. Im übrigen bezweifle ich, ob man mit einem theologischen Gutachten eine im Sinne der Bibel absolut Wahrheit generieren kann. Erstens gibt es keine absolute Wahrheit, die ist/hat nur Gott. Zweitens gibt es unterschiedliche theologische Auffassungen. Drittens muss man die Bibel und alle ihre Texte auslegen usw. Selbst bei irdisch-menschlichen Angelegenheit des Alltags, da wo es darum geht ob etwas so gewesen ist wie es behauptet wurde, wird manchmal mehr als ein Gutachten eingeholt, was das Problem von Wahrheit schwieriger macht. Es macht auch Sinn, dass wir landeskirchlich-evangelische Christinnen und Christen in unseren Kirchen kein Lehramt haben, was uns sagt, was in speziellen Fragen Wahrheit ist und was nicht. Oder wenn ich mich von meinem Gewissen leiten lasse, ob sich mein Gewissen geirrt hat. Ich muss schon selbst entscheiden, was ich tue, wie ich lebe und wie ich mich in Situationen meines Lebens entscheide. Da ist mir die Bibel eine sehr gute Hilfe. Aber sie ist kein Nachschlagewerk, die alle meine ethischen und moralischen Fragen für alle Zeiten in Punkt und Komma festlegt. Wir haben ja auch wie bei Abraham keine Vielehe, es wird niemand mehr für Ehebruch gesteinigt und kein Mensch mit Vernunft (andere vielleicht doch) halten die Auffassung des Apostel Paulus für heute gültig, dass das Weib aber in der Gemeinde zu schweigen habe. Aber es gibt – kaum zu glauben – sogar noch einzelne Gemeinden, da darf eine Frau nicht predigen und ein Amt haben. Leider auch bei den kath. Mitchristen.

    • Es tut mir sehr leid, doch unter Anbetracht dessen, dass ich Jesus als den Lebenspartner annehme, der mir sein Herz geöffnet hat, damit ich es zu seinem Gedächtnis erfüllen kann, kann ich meinen Text nicht anders formulieren.
      Ein theologisches Gutachten stellt seinen Wert in der Betrachtung durch Jesus her, was wiederum voraussetzt, dass sich alle Betroffenen darin wiedererkennen, indem sie es annehmen und dazu eindeutig Stellung beziehen. Ich glaube auch nicht, dass dafür die Bibel in ihrer Gänze ausgelegt sein will, wir tun dies seit 2021 Jahren und glauben immer noch nicht in unserer ganzen Einheit an Gott/Jesus. Allein dieser Tatsache bleibt die Würde geschuldet, deren Glaube nicht Gott/Jesus vermittelt, sondern seine Antwort in anderen Menschen sucht.
      Wahrheit steht im Dienst der Person Jesus und empfängt seine Würde als Mensch durch Gottes Gnade. Die Wahrheit zu sagen fällt dennoch vielen Menschen schwer, die damit ihrer Würde nicht gerecht werden und sich selbst erniedrigen. Leider wird das Recht dieser Würde damit oft untergraben, und einem Richter oder seinem Anwalt unterstellt, die nur erhalten können, was sie der betreffenden Person abgewinnen. Ihre wahre Identität bleibt ohne die Wahrheit immer ein Stück weit verschleiert.
      Ich hoffe sehr, dass ich Ihnen mit diesen weiteren Ausführungen besser dienen kann.

  6. Um von der Sexualität und einer Lehre wegzukommen, die es in dieser Form nur in einer Schule gab, die ich persönlich der Bibel nicht entnehmen kann, insbesondere nicht dem NT, das ja aus dem AT seine Identität in Jesus erschöpft, erfuhr ich Vater und Mutter als die Grundlage dieser Identität, die von Gott abstammt. Eltern, die sich bewusst dafür entscheiden, dass sie die Zukunft in ihrer Verantwortung mitgestalten wollen, die können in letzter Konsequenz und aus 1. Instanz dieser Möglichkeit nur aus eigener Kraft gerecht werden, die sich in ihrer Würde aus einem Namen ergibt, der bereits aus der Schrift hervorgeht. In ihrer Einigkeit über seine Identität als Mensch durch den Herrn erhebt sich Gott darin als ihr eigener Sohn, den sie durch ihre geistige Verfassung anerkennen. Woher käme das Herz eines Kindes und woran sollte es sich erfüllen, wenn nicht an seiner Lebensfähigkeit zu einem Gedächtnis, aus dem es erhoben ist. Das Herz ist reflektierbar aus dem Bestand der Zeit geboren, die in ihrer Heiligkeit zu seinem Gedächtnis wird?

    Unter diesem Gesichtspunkt erscheint mir die Sexualität, egal welcher Art sie auch sein mag, kein Kriterium für Jesus, der meines Erachtens aus einer rein geistigen Entwicklung hervortrat, die in ihrer Würde als Geburt beschreibt, was in seiner Heiligkeit einzig und allein aus Transzendenz besteht, die mit Jesus ihr Geburtsdatum durch seine Existenz in Gott bestimmen kann. Als Menschheit sind wir in der Lage diese Verbindung mit der Transzendenz durch ihre Einheit aus Gott aufrechtzuerhalten, indem wir unsere Geburt an Jesus ausrichten und damit seiner Geburt das abgewinnen, was uns zu ihrem Gedächtnis macht. Damit ist jede Person dem Gedächtnis nach mit Jesus geboren, die aus der Heiligen Schrift lernt, wie aus reiner Liebe zu Gott der Mensch wurde, dem ich das Zeugnis meines Glaubens schenkte, weil er es mir in die Hand legt.

    Schreiben kommt vom Lesen und verarbeitet, durch ein gemeinsames Gedächtnis mit all den Erfahrungswerten, die es hervorbringen kann, was es bereits erlebt hat. Das Gedächtnis fördert im Umgang mit seiner Quelle das Bewusstsein für ihre Transzendenz, die mit Jesus eine Würde verbindet, deren Einheit den Glauben an Gott erschöpfen ließ. Ich bin der kleinste Teil aus dieser Einheit, die sich in mir durch ihre Zusage von Gott schriftlich niederlegen lässt und damit eine Dimension erreichen kann, die für seine Geburt in ihrer Einheit immer wieder das eigene Gedächtnis verarbeitet.

    Um diese Ausführungen auf das Gutachten für das Berufungsgericht in Bezug auf Sexualität und Gender zurückzuführen, das theologisch begründet sein will, braucht es die Würde, die sich aus den drei Personen ergibt, die sich in diesem Gutachten wiederfinden wollen, um daraus ihre jeweils eigenen Schlüsse zu ziehen. Der Urteilsspruch sollte letztendlich im Sinn der Anklage gefunden werden, die sich ja offensichtlich aus einem Sachverhalt rechtfertigt, der eines Menschen nicht würdig ist, und schon gar nicht, wenn dieser im Namen Christi handelt.

  7. Ich bin sehr traurig darüber, dass es theologische Gutachter braucht, um über etwas zu befinden, was studierte Theologen eigentlich wissen müssten. Pfrofessor Christopg Raedel war mir als methodist nicht unbekannt. Er hat sich ausgiebig mit methodistischer Theologie, ihren Auswirkungen auf die Geschichte Englands, der USA und Deutschlands befasst und ist was die Themengebiete der neureren evangelischen Theologie betrifft, einer DER Männer, die man in diesem Fall durchaus zu Rate ziehen kann. Der Mann ist nicht irgendwer und er ist gewiss nicht dumm. Die Frage aber ist: Wie positioniert er sich selbst in der Debatte um Segnungen homosexueller Menschen? Das ist nicht leicht herauszubekommen, er hat sich diesbezüglich nicht festgelegt, jedenfalls nicht, dass ich wüsste.
    Seine jüngsten Schriften setzen sich u.A. mit dem Gendern und der Organspende auseinander. Das Heft „Die Gender-Agenda – Angriff auf die Familie“ setzt sich kritisch mit der Theorie des Genderns auseinander und wie das Gendern den Kindern ihre (geschlechtliche) Idendität raubt. Ich kenne leider nur diese Schrift von ihm. Aber nach dieser Schrift schätze ich Raedel als konservativ ein, für den die Familie aus einem Vater, einer Mutter und den Kindern besteht. Ob und inwieweit sich daraus ableiten lässt, wie er in der Frage der Homo-Segnungen gepolt ist, lässt sich nicht sagen. Nur soviel: Raedel ist keiner, der die sexuelle Vielfalt unterstützt und das lässt hoffen.

    • In der Zat ist es interessant, dass ein Dozent der FTH Gießen, statt einer staatlichen Hochschule, für ein Gutachten gewählt wird. Ich hoffe mal, dass es für die wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit der Bibel der FTH spricht, ohne dir gesunde Lehre über Bord zu werfen. Denn so habe ich die FTH bislang kennen gelernt.

    • Ich frage mich immer, woher die so genau wissen, was Gott will. Und warum sich Homosexuelle von dieser Kirche segnen lassen wollen. Diesen Homosexuellen fehlt jedes Geschichtsbewusstsein. Schließlich ist diese Kirche mit ihren unheiligen, modrigen Büchern Ursache für unsägliches Leid, das Homosexuelle erdulden mussten. Sie sollten keinen Segen fordern, sondern Wiedergutmachung und Buße.
      Als säkularen Menschen sollte es mich wahrscheinlich freuen, dass die Kirche mit ihrer Rückständigkeit, ihren Missbrauchsskandalen und so vielen anderen Dingen immer weiter für ihr eigenes Schrumpfen sorgt. Doch bei Tragödien von solchen Ausmaß ist mir nicht mehr nach Freude zumute, eher nach fassungslosen Entsetzen.

      • Hallo Dieter,
        diese Sichtweise ist interesannt und mir bisher noch nicht begegnet. Aber ja: Was wollen die Menschen in der Kirche? Warum wollen sie sich segnen lassen? Warum suchen sogar Homosexuelle den kirchlichen Segen? Ich denke, dass liegt daran, dass kirchlicher Segen keine Dienstleistung der Kirche an der Gesellschaft ist. Die Kirche steht für Jesus, für das was er sagte, was er predigte, das was er ist. Und weil es viele Menschen gibt, die etwas mit Jesus zu tun haben wollen, deswegen zieht es sie in die Kirche; ungeachtet all der Schuld, die die Kirche auf sich geladen hat und dabei zweifellos auch den Namen Jesu besudelte. Prinzipiell ist es doch gut, dass man sich nach dem Segen Gottes ausstreckt.
        Man darf aber nicht vergessen, dass Gott eben nicht alles segnet, weil uns nicht alles zum Besten dient. Als Kirchen etwas zu segnen, von dem wir nach der Schrift wissen, dass Gott es nicht segnet, ist ein Verrat am Namen des HERRN, und ein Betrug an jenen, die Gottes Segen erbitten. ich wage es nicht, jemanden dafür zu verurteilen. Wenn jemand Zeit seines Lebens homosexuell empfunden und so gelebt hat, aber dennoch wiedergeborener Christ war, so wird Gott ihn nicht verdammen. Dessen bin ich fest überzeugt. Dennoch muss man sich auch fragen, wem die Kirche dient: Dem Wort Gottes, Jesus und seiner Auferstehung oder predigen wir das, was die Leute hören wollen? Letzteres bietet Raum für ALLES. Und das ist gefährlich. Denn wie sollen wir Gottes sanftes Säuseln erkennen, wenn wir unsere Flaggen in jeden Wind hängen, der gerade weht?

        • Allein die Vorstellung, aus einem 1.800 Jahre alten Buch, der Bibel, Ableitungen für das heutige Rechtsverständnis herzuleiten, ist schon absurd, und dann noch einen „Gesinnungsgenossen“ des evangelikalen Predigers Latzel mit einem Gutachten zu beauftragen, zeugt von einem ziemlich ahnungslosen Herangehen der Richter/Innen am Landgericht und ein gezielter Versuch, Latzel durch eine evangelikale Bibelauslegung zum Freispruch zu verhelfen.
          Mit Bibel, 5. Buch, Mose 7, Tötung der Kanaaniter, ließe sich auch ein Völkermord an Ungläubigen rechtfertigen.
          Das Rechtsverständnis dieses Landes basiert auf dem Grundgesetz und bürgerlichen Gesetzen, nicht auf Bibelauslegungen oder der Scharia. Und das sollte auch so bleiben.

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