„Polemiker und Polarisierer“: Luther-Biografin Roper erhält hochdotierten Forschungspreis

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Die Historikerin Lyndal Roper hat für ihre Forschung über Martin Luther und das Reformationszeitalter den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis erhalten. Die Stiftung lobte, Roper habe die Beziehungen zwischen Religionen und sozialer Ordnung „in einer völlig neuartigen Weise konzeptualisiert“.

Ropers Biografie „Der Mensch Martin Luther“ erschien in Deutschland im September dieses Jahres. Die Gerda-Henkel-Stiftung erklärte, Ropers „von einem körpergeschichtlichen Ansatz geleiteten Studien zur Biografie Martin Luthers werden im Lutherjahr 2017 sicherlich den Verlauf der Debatte über den Reformator nachdrücklich mitbestimmen“. In Ropers Luther-Biographie sei der Reformator „kein moderner Mensch“. Er zeige sich als „ein großer Polemiker und Polarisierer, ein seine eigene Autorität sorgsam verwaltendes Alphatier“.

Roper erklärte, neu an ihrer Biografie sei die Aufbereitung der Sozialgeschichte im damaligen Sachsen und im Ort Mansfeld, wo Luther groß wurde. „Man muss das dortige Bergarbeiter-Milieu begreifen, und was es heißt, dort wie Luther groß zu werden in einer Zeit, in der die wirtschaftliche Existenz nicht sicher war und man täglich alles verlieren konnte“, sagte sie. Auch dieser Hintergrund sei vermutlich wichtig für Luthers Zorn über die Ablassprediger des Papstes gewesen, die den Menschen gegen Bargeld vermeintliche Sündenvergebung und Schutz versprachen.

Lyndal Anne Roper wurde 1956 in Melbourne geboren und studierte zunächst an der Universität Melbourne Geschichte und Philosophie. 1985 wurde sie am King’s College der Universität London promoviert. Nach Stationen an der Universität London, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen lehrte sie als Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Royal Holloway College der Universität London. 2002 wechselte sie an das Balliol College der Universität Oxford. Seit 2011 ist sie als erste Frau Regius-Professorin am Oriel College der Uni. Roper hat die australische und britische Staatsangehörigkeit.

Die 1976 gegründete Gerda-Henkel-Stiftung zur Förderung der Wissenschaft verleiht den Gerda-Henkel-Preis seit 2006 alle zwei Jahre als internationalen Forschungspreis.