Die Erlanger Professorin für christliche Publizistik, Johanna Haberer, fordert in der Berichterstattung über Muslime in Deutschland «mehr Innenansichten statt Außenansichten».
Bei einer Diskussion anlässlich der christlich-islamischen Dialogwochen in Nürnberg sagte Haberer am Montagabend, für einen intelligenten Diskurs seien journalistische und künstlerische Erzählformen nötig, «die uns die Kultur der Einwanderer nahebringen.» Als Beispiel nannte sie Reportagen aus muslimischen Familien.
Bei dem Gespräch, das sich auf die Debatte um Thilo Sarrazins umstrittenes Buch «Deutschland schafft sich ab» bezog, setzte sich Haberer für eine Sprache der «Political Correctness» und für Tabuzonen in den Medien ein. Dabei könne man aber nicht von den erreichten Standards der Meinungsfreiheit abgehen, betonte sie: «Zum Beispiel muss sich auch der Islam der Satire aussetzen.»
Der Deutschlandkorrespondent der türkischen Tageszeitung «Hürriyet», Özcan Celal, warf Sarrazin vor, er habe mit seinem Buch verhärtete Fronten geschaffen: «Jetzt gibt es die bösen Deutschen und die beleidigten Muslime.» Er warnte vor undifferenzierter Medienberichterstattung über den Islam, weil damit der Rechtspopulismus in ganz Europa eine Renaissance feiere.
Der stellvertretende Chefredakteur der «Nürnberger Nachrichten», Alexander Jungkunz, kritisierte, dass Sarrazin in seinem Buch auf über 400 Seiten keine positiven Beispiele für Integration von Muslimen in die Gesellschaft bringe. «Wir brauchen die Kraft der Unterscheidung», sagte er.
(Quelle: epd)