Mit Blick auf die Klon-Experimente in den USA hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, die weltweite Ächtung des reproduktiven Klonens gefordert. Auch von evangelischer Seite sowie von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gab es Kritik.
Die jüngst veröffentlichten Forschungsergebnisse US-amerikanischer Wissenschaftler, denen es gelungen ist, menschliche Stammzellen zu klonen, verweisen auf die prinzipielle Möglichkeit, dass auch Menschen geklont werden können", erklärte Glück am Donnerstag in Bonn. Dadurch werde einmal mehr vor Augen geführt, "dass die biomedizinische Forschung einen allgemein anerkannten ethischen Rahmen braucht".
Glück warnte zudem, auch nach Auffassung renommierter Stammzellforscher würden mit der Veröffentlichung solcher Ergebnisse "medizinische Heilserwartungen geweckt, die in der Realität gar nicht einzulösen sind". Demgegenüber sei es möglich, ethisch unbedenkliche und zugleich medizinisch effektive Verfahren zur Heilung schwerer Krankheiten zu entwickeln, statt auf embryonale Stammzellen und therapeutisches Klonen zu setzen. Als Beispiel nannte Glück den Nobelpreis für Medizin 2012, mit dem Shinya Yamanaka und John Gurdon für die Forschung an adulten Stammzellen und deren Grundlegung ausgezeichnet wurden.
Es sei zu begrüßen, dass sich die Bundesrepublik Deutschland neben dem gesetzlichen Verbot des reproduktiven und therapeutischen Klonens im Embryonenschutzgesetz in ihrer Forschungsförderung schon früh aus ethischen Erwägungen heraus auf das Gebiet der adulten Stammzellen konzentriere und im Gegensatz zu anderen Ländern hier auch sehr viele Mittel investiert habe, erklärte Glück weiter. Für Christen sei jedes menschliche Leben in seiner Einzigartigkeit wertvoll, fügte Glück hinzu: "Jedem Menschen kommt individuelle Würde zu. Das menschliche Leben ist für uns von Beginn an unverfügbar."
Diese Überzeugungen seien kein "christliches Sondergut", sondern würden unter anderem in Gestalt der universalen Menschenrechte allen Menschen Orientierung für ein Leben in Ehrfurcht und Respekt füreinander geben. Glück: "Die Würde des Menschen vom ersten Augenblick seiner Existenz an ist Maßstab und Grenze für alles menschliche Handeln – auch für Wissenschaft und Forschung."
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte der "Welt" (Freitagsausgabe), die Menschenwürde verbiete es, "menschliche Embryonen ausschließlich als Mittel den Zwecken anderer Menschen zu unterwerfen". Das gelte selbst, wenn dadurch anderen Menschen geholfen werden könne.
Das Ziel heilige nicht die Mittel, sagte er zudem im Deutschlandfunk. Die Stammzellforschung gehe über vertretbare Grenzen hinaus, "weil es sich um embryonale Stammzellen des Menschen handelt". Schon bei der künstlichen Befruchtung gebe es Probleme wegen der sogenannten überzelligen Embryonen. Aber bei der künstlichen Befruchtung solle ein menschliches Leben im Mutterleib heranwachsen. Dies sei eine völlig andere Dimension, als "dieses künstlich geschaffene Leben zu benutzen, um zu entkernen, woanders hinzupflanzen und dabei eben auch das Absterben in Kauf zu nehmen".
Unterstützung erhält Schneider von der Deutschen Evangelischen Allianz. "Tötungen von Menschen, selbst wenn das eines Tages anderen Menschen helfen und deren Lebensqualität steigern würde, ist ein Verstoß gegen die Menschlichkeit und bedarf der weltweiten Ächtung", erklärte der Generalsekretär des Dachverbandes konservativer Christen, Hartmut Steeb, im thüringischen Bad Blankenburg. Auch die für Forschungszwecke und die Herstellung von Embryonen notwendigen Eizellspenden von Frauen sei inakzeptabel, fügte Steeb hinzu. Wenn Eizellspenden und der Eizellhandel zur Einnahmequelle würden, sei "die Ausbeutung von Frauen nicht weit entfernt". Auch deshalb müsse solche Forschung verboten werden.
Nach Ansicht des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ist mit dem Klon-Experiment eine ethische Grenze überschritten worden. Die Forschungsergebnisse lösten insgesamt eine tiefe Besorgnis aus.
(Quelle: epd)