Alle Kinder in Deutschland sollten nach Ansicht des Wirtschaftswissenschaftlers Richard Hauser eine finanzielle Grundsicherung erhalten.
Es sei eine notwendige Bedingung für die Bekämpfung der Kinderarmut, Familien durch eine Kindergrundsicherung zu entlasten, sagte der Frankfurter Ökonom am Dienstag bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie im bayerischen Tutzing.
Hauser schlägt vor, dass Familien monatlich pro Kind rund 500 Euro erhalten sollen. Der Wissenschaftler rechnet damit, dass dadurch die Armutsquote bei unter 16-jährigen Kindern um 80 Prozent sinken würde. Den Eltern im unteren Einkommensbereich würden laut Hauser sowohl ausreichend Mittel für das materielle Existenzminimum als auch für die weitergehende Förderung und Ausbildung ihrer Kinder zur Verfügung stehen.
Bei Familien im mittleren und oberen Einkommensbereich würde der Nettobetrag der Kindergrundsicherung aufgrund der Besteuerung sinken. Hier müssten Eltern für Ausgaben, die über das «sächliche Existenzminimum» hinausgehen, stärker das Familieneinkommen hinzuziehen.
Die Kindergrundsicherung würde laut Hauser außerdem zu einer deutlichen Reduzierung von Verwaltungskosten und einer besseren Transparenz der Sozialleistungen für Kinder führen. Es würde sowohl eine Umverteilung zwischen Familien mit höherem und niedrigerem Einkommen als auch zwischen Familien mit Kindern und Kinderlosen stattfinden. Zur Finanzierung schlägt Hauser eine Erhöhung der Einkommenssteuer vor, zum Beispiel in Verbindung mit einer erhöhten Mehrwertsteuer.
Die Bundesgeschäftsführerin des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter, Peggi Liebisch, begrüßte den Vorschlag. Bei allen Diskussionen um das Kindeswohl sei der ökonomische Aspekt zentral, sagte Liebisch. Eine Kindergrundsicherung würde außerdem die unterhaltspflichtigen Elternteile entlasten und dem Problem entgegen wirken, dass heute viele Väter keinen oder zuwenig Unterhalt zahlen. Seit Montag beraten in der Evangelischen Akademie Tutzing Experten aus Wissenschaft, Politik und Verbänden über Entstehung und Bekämpfung von Kinderarmut.
(Quelle: epd)