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Sarah Kaiser: „Singen kann eigentlich jeder“

Ihr Name steht für Jazz, Soul und Gospel. Sie veranstaltet regelmäßig Workshops, gibt Unterricht und tourt mit ihrer Band seit Jahren durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ich treffe eine sehr entspannte und bodenständige Sarah Kaiser vor dem Soundcheck eines Konzerts in München, um mit ihr über Gemeinde, Naturtalente und Motivation zu sprechen.

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Du gehst in eine freie Gemeinde in Berlin, wie kam es dazu?

Diese Gemeinde gefällt mir gut. Sowohl was da theologisch los ist, als auch von den Leuten her. Das ist ein bunter Mix, eine relativ große Gemeinde mitten in der Stadt. Da hab ich mich einfach wohl gefühlt.

Wohl gefühlt… du bist im Mai auf dem ökumenischen Kirchentag in München aufgetreten. Was sagst du zur Ökumene? Findest du das gut?

Ja, ich finde das gut. Ich sehe Christsein global. Ich finde das Trennende in der Kirche nicht wichtig. Das was verbindet ist die gemeinsame Überzeugung oder Beziehung zu Jesus. Und die haben sowohl Katholiken als auch Protestanten! Deswegen finde ich es gut, dass es den Kirchentag gibt, wo beide Konfessionen aufeinander zugehen. Und ich glaube, die brauchen das auch. Wenn die Kirche das nicht macht, dann überlebt sie in Deutschland nicht.

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Hast du vom Kirchentag genug mitbekommen, um sagen zu können, ja, das wird hier so gelebt?

Ich habe nicht soo viel mitgekriegt, weil wir ja selbst im Einsatz sind. Aber allein die Tatsache, dass es einen ökumenischen Kirchentag gibt, ist schon ein Statement. Jeder kann sich austauschen. Und der Wille und Wunsch sich auszutauschen, der ist da. In dem Moment, in dem nicht die Unterschiede zwischen den Protestanten und Katholiken hervorgehoben werden, sondern die Gemeinsamkeiten, kann ich das voll unterstützen.

Du hast an Unis im Ausland studiert, in London und in den USA. Hattest du da schon feste Ziele, die du unbedingt erreichen wolltest?

Ja und nein. Nach dem Abi bin ich in London gelandet, um dort Jazzgesang zu studieren – das war damals das, was ich am ehesten machen wollte. Aber es war noch eher ein Ausprobieren und „Berufung finden“ als schon ein festes Ziel. In Amerika bin ich an der Taylor University gelandet, weil ich damals zwar noch nicht genau wusste, was ich studieren will, aber in jedem Fall an einer christlichen Uni. Also habe ich geguckt, welche christlichen Unis es gibt, die mich interessieren. So bin ich dort gelandet. In Berlin wollte ich damals nicht studieren, generell nicht in Deutschland.

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Warum wolltest du unbedingt ins Ausland?

Ich hatte während meiner Schulzeit ein Auslandsjahr in den USA verbracht, also gerade ein Jahr Highschool erlebt. Durch diese kulturelle Horizonterweiterung war ich in einer Phase, in der mir in Deutschland alles viel zu klein und zu eng erschien. Ich habe es sehr genossen, andere Kulturen kennenzulernen. Deshalb war es mir nach der Schule wichtig, mich noch weiter im englischen Kulturkreis zu bewegen. Ich bin dann in London gelandet.

Würdest du sagen, dass man auch ohne Musikstudium erfolgreich und gut Musik machen kann?

Ja!

Aber du wolltest das machen, weil…

Na ja, man studiert ja Musik, weil man etwas lernen will. Und es gibt Leute, die brauchen nicht die Hochschule dafür. Ich bin nicht so ein Typ. Ich brauche die Kurse, die Lehrer und das Umfeld, um mich zu motivieren! Und ich wollte mich insgesamt musikalisch weiterbilden. Ich wollte über alles in der Musik mehr lernen, also Theorie, Gehörbildung, Schreiben, Komposition. Und das konnte ich nur an der Hochschule. Aber es gibt sicherlich Musiker, die so gute Autodidakten sind, dass sie sich das selber beibringen und dann auch gut und erfolgreich Musik machen können. Die Frage ist, was für ein Typ man ist und was man lernen will – und wie viel man lernen will. Außerdem ist die Hochschule ein super Ort, um sich auszutauschen, Synergien zu nutzen.

Du leitest Workshops und gibst Unterricht. Arbeitest du lieber mit Gruppen und Chören zusammen oder mit Einzelnen?

Es gibt ein paar Schüler, mit denen arbeite ich total gerne und gut, aber es gibt mir auch sehr viel Energie und macht mir Spaß, mit einer Gruppe zu arbeiten. Das motiviert mich unheimlich. Ich stelle mich gerne einer Gruppe von Leuten, motiviere sie und stelle mit ihnen zusammen etwas auf die Beine. Ich finde es eine tolle Herausforderung, am Freitag vor einem mir noch unbekannten Chor zu stehen, und zu schauen wie viel besser wir dann am Ende des Wochenendes klingen können. Ich kriege bei Workshops auch viel positives Feedback, und das spornt an.

Muss man für deine Workshops schon Erfahrung mitbringen?

Wenn ich einen Gesangsworkshop gebe, ist es natürlich schon schön, wenn jemand Erfahrung hat. Ich mache keine So-lernt-man-singen-Workshops. Denn singen kann ja eigentlich jeder. Aber Erfahrung damit zu haben ist eine gute Voraussetzung um weiter zu kommen. Ich coache zum Beispiel gerne bestehende Gospelchöre, Sänger die einfach besser werden wollen. Ich arbeite dann mit ihnen an Rhythmus, an der Gestaltung, Aussprache, an der Mimik und Ausstrahlung. Sie hören dann selbst einen Unterschied und sind motiviert und freuen sich, dass sich etwas getan hat.

Du gibst auch Workshops mit dem Schwerpunkt Improvisation. Wie funktioniert das mit einer Gruppe?

Super. Da kommen dann Leute, die lernen wollen, zu improvisieren, freier zu singen.

Also ohne Noten?

Genau! Das ist Improvisation! Was heißt es, wenn ich vorher nicht genau weiß, was als nächstes passieren wird. Ich denke mir in dem Moment was aus. (Singt ein paar Töne) Das ist Improvisation!

Du hast eine CD mit Texten von Paul Gerhardt aufgenommen. Die Texte stammen aus dem 17. Jahrhundert. Wie kamst du darauf?

Ja, das stimmt, die Texte sind alt. Das war aber auch genau das, was ich daran so toll fand. Ich habe in Berlin in einem Jazzchorprojekt mitgemacht, da wurden Weihnachtslieder für den Jazzchor arrangiert und gesungen. Das Paul Gerhardt-Lied „Ich steh an deiner Krippen hier“ war dabei. Und das habe ich dann wochenlang, monatelang bei den Proben, bei Konzerten gesungen. Mich hat der Text so berührt. Und daraufhin habe ich noch weitere Lieder von ihm arrangiert. Modern, jazzig, soulig – auf unsere Art. Die haben wir dann bei Konzerten gespielt und das ist unheimlich gut angekommen. Wir haben ganz oft Feedback bekommen, „schönes Konzert, besonders das Lied von Paul Gerhardt hat mich total berührt“. Und dann gab es die Möglichkeit, diese Platte zu machen.

Wie machst du die Paul Gerhardt Texte zu deinen persönlichen Liedern?

Paul Gerhardt hat viel Schlimmes erlebt, er hat Krieg miterlebt, hat früh seine Eltern verloren, dann vier Kinder und seine Frau. Und das alles spielt in seine Gottesbeziehung rein. Paul Gerhardt verarbeitet das in seinen Liedern, sie haben eine emotionale und seelische Ebene, die einen anspricht – ich spür ihm das ab und emotional gibt es Parallelen zu meinem Leben. Das merke ich, wenn ich seine Text singe. Ich kann mich mit seinen Texten gut identifizieren.

Gibt es auf der CD einen Text den du besonders bewegend findest, der dir am besten gefällt?

Ein sehr persönliches Lied ist „Gib dich zufrieden“ – das war das erste Lied in meinem Solopgrogramm von Gerhardt. Es geht eben darum, nicht in Selbstmitleid zu baden, wenn alles nicht so ist, wie man es haben möchte; trotzdem geborgen zu sein, nach oben zu schauen. Aber es gibt nicht „das Eine“. Jedes Lied hat eine eigene Stimmung und seinen eigenen Schwerpunkt und ist in bestimmten Momenten ganz stark. Es kommt auch immer auf den Kontext und das Konzert an.

Du hast ein neues Songbook veröffentlicht. Bei wem sollte es im Regal stehen?

Es sollte bei den Leuten im Regal stehen, die Lust haben unsere Lieder selber zu spielen. Und das sind die unterschiedlichsten Leute. Ich bekomme zum Beispiel immer wieder E-Mails von Jugendbands, die uns nach Noten fragen. Wir haben über die Jahre so viele Mails bekommen, dass wir gesagt haben, wir machen jetzt ein Songbook. Es ist für Leute, die in Sachen Pop und Jazz geschult sind, denn es gibt nur die Akkorde, die Melodien, die Texte, und die Abläufe. Wenn Sänger oder Bands also Lust haben, unsere Lieder nachzuspielen, dann können sie das jetzt machen.

(Quelle: jesus.de)

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