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Schweiz: Podcast räumt mit Vorurteilen gegenüber Freikirchen auf

Freikirchen haben in der landeskirchlich geprägten Schweiz einen schlechten Ruf. Ein SRF-Podcast schaut sich deshalb die Freikirche „BewegungPlus“ an – inklusive kritischer Fragen.

„Wenn ich sage, ich bin bei einer Freikirche, kann ich auch sagen, ich habe Fußpilz. Das kommt emotional etwa aufs Gleiche raus“, sagt Christian Ringli, Pastor der Freikirche „BewegungPlus“ in Burgdorf, im Podcast „Perspektiven“ des Schweizer Radios und Fernsehen (SRF).

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Redakteurin Maya Brändli versucht in der Folge „Das Plus einer Freikirche: Zwischen Klischee und Glaubwürdigkeit“ ein realistisches Bild von Freikirchen zu zeichnen. Dafür besucht sie die beiden Pastoren Christian Ringli und Matthias Wenk in ihrer Gemeinde.

Brändli scheut nicht vor kritischen Fragen zum Beispiel zum Thema Leid in der Welt oder Homosexualität zurück. Am Ende hebt sie die Offenheit, den „versöhnlichen Blick“ auf die „nicht immer schönen Realitäten im Diesseits“, den Mut zur Selbstkritik und den reflektierten Glauben der Pastoren Ringli und Wenk positiv hervor.

Link: „Das Plus einer Freikirche: Zwischen Klischee und Glaubwürdigkeit“ (SRF)

8 Kommentare

  1. Manche christlichen Gruppen wollen der Öffentlichkeit gerne zeigen, wie harmlos, modern und aufgeschlossen sie sind. Mit dieser Absichtstehen sie aber nicht in der Nachfolge von Jesus. Der wurde für seine Gefährlichkeit und seinen Fundamentalismus am Kreuz hingerichtet. Was wirkliches Christentum ist, kann man nicht an modernen Kirchen und Freikirchen ablesen, sondern nur am Neuen Testament.

    • Das kann ich so nicht stehen lassen, Ulrich Wößner. Jesus gab sich weder „gefährlich“ noch „fundamentalistisch“. Im Gegenteil: Es waren gerade die Fundamentalisten, die ihn entschieden bekämpften. Die Pharisäer z.B. waren eine Sekte, die, vermutlich während der babylonischen Gefangenschaft von zurück Gebliebenen gegründet, den anderen zeigen wollten, wo es lang geht. Sie ließen praktisch nichts als ihre fundamentalistische Auslegung des Gesetzes gelten. Dafür erließen sie dann detailgetreue Ausführungsbestimmungen, die verhindern sollten, dass jemand „versehentlich“ das Gesetz übertritt, weil sie felsenfest davon überzeugt waren, dass ausschließlich die fundamentalistische Einhaltung des mosaischen Gesetzes der Garant für das Erscheinen des Messias sei.

      Jesus tat genau das Gegenteil: Er zeigte, dass Gottes Wort von Seiner Liebe geprägt zum Wohl der Menschen dient. Er widersetzte sich bewusst den fundamentalistischen Regeln der „Frommen“. Er heilte am Sabbat, er erlaubte seinen Jüngern, sich Nahrung zu besorgen. Er umgab sich mit den Ausgestoßenen, aß mit Heiden und Kollaborateuren, berührte Unreine, stellte Kinder, die sonst niemand beachtete, als Vorbild in den Mittelpunkt. Die Gefahr, die in den Augen der Schriftgelehrten und Pharisäer von ihm ausging, bestand einzig und allein in der Tatsache, dass sie ihre Autorität schwinden sahen. Er zeigte ihnen, dass ein großer Teil ihres Fundamentalismus auf Selbstgerechtigkeit beruhte.

      Auch heute ist Fundamentalismus ein großes Problem: Nicht Jesus ist das Fundament, so wie es eigentlich sein sollte, sondern die eigene Selbstgerechtigkeit. Und genau in diesem Punkt sehe ich bedeutende Defizite sowohl bei Landes- als auch bei Freikirchen. Dabei ist es nicht unsere Aufgabe, die Fehler des Anderen zu finden. Wir sollen vielmehr auf den sehen, der uns eint: Jesus Christus!

      • Jesus warf den Pharisäern nicht vor, sie würden das Gesetz fundamentalistisch auslegen, sondern sie würden es mit ihren Traditionen aufweichen und nicht wirklich befolgen. Außerdem seien sie Heuchler. In ihren Augen war Jesus der gefährliche Fundamentalist, der auch noch behauptete, der Messias zu sein. So hatte ich meine Aussage gemeint.

        • Die Zusammenfassung der Gebote ist „Liebe“

          Wir sollten bitte nicht schablonenhaft denken und insbesondere bei christlichen Themen und kirchlichen Fragen vor allem Andersdenkende oder Menschen mit anderen Glaubenstraditionen, in jeweilige Schubladen einsortieren. Es gibt nicht nur die guten oder schlechten Landeskirchen, die gute oder schlechte Katholische Kirche, oder die Freikirchen. Kirchen bestehen aus Menschen, sind damit unvollkommen, voll Irrtum, aber auch guten Willens. Hätte Gott unsere Vollkommenheit vorausgesetzt, wäre unsere Erlösung völlig überflüssig. Nur Kranke benötigen den Arzt und diese müssen dabei auch wissen, dass ihre Störungen vorhanden sind.

          Ich halte es auch für gewagt zu behaupten, Jesus habe die Pharisäer deshalb als Heuchler bezeichnet, weil sie das Gesetz fundamentalistisch auslegten und mit ihren Traditionen aufweichten. Es soll ja auch verschiedene Gruppen von Pharisäern gegeben haben und Jesus dürfte ihnen – aber nicht allen Gruppen – nahegestanden haben. Ich jedenfalls kann Jesus nur so verstehen, auch weil es die Urgemeinde so weiterberichtet hat, dass er den Sinn des Gesetzes neu formulierte. Nämlich dass das Gesetz zusammengefasst wird in dem einen Satz, Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben. Damit müsste auch deutlich werden, dass eine Wahrheit, ein richtiges Handeln, eine sinnstiftende Ethik und eine wirklich menschliche Moral nicht einfach legalistische Forderungen zu postulieren, die aus sich selbst heraus schon positiv sind, sondern sie auch in ihrem Ziel begründen. Folge ich Jesus, dann ist Gott Liebe, wozu auch seine Barmherzigkeit, seine freie Gnade und seine Allwissenheit gehören. Der Sinn des Lebens ist dann aus dieser Perspektive, die Liebe Gottes im eigenen Leben vertrauensvoll anzunehmen und sie aus Dankbarkeit allen Menschen gegenüber zu praktizieren. Wobei Jesus sich selbst mit der Aufgabe vertraut sieht, dass er nicht gekommen ist zu richten, sondern (alle und alles) zu erlösen. Das Ziel der Gebote Gottes ist dann Liebe. Deshalb war Jesus ein Freund der Armen, der Aussätzigen, der Sünder und Zöllner und hat auch die Scheinheiligkeit der Frommen entlarvt, die gerne die Ehebrecherin gesteinigt hätten. Will sagen: Wir alle tragen, wie die von Jesus entlarvten Scheinheiligen, einen Abgrund in uns und der Finger, mit dem ich auf einen anderen zeige, zeigt doppelt auf mich zurück. Daher kommt auch das etwas seltsame Gebot Jesu nicht zu richten, denn mit dem Maß mit dem wir richten könnten, würde uns vielleicht auch richten. Dies verkörpert gedanklich eine tiefe Ethik und will dazu ermuntern, mit anderen Menschen achtsam umzugehen und in Anbetracht eigener Fehler und möglicher Irrtümer auch barmherzig zu sein.

          • Heuchler sind Leute, die vorgeben, etwas zu sein, was sie nicht sind. Das griechische Wort dafür bedeutet auch „Schauspieler“. Heuchler ist jemand, der vorgibt, Christ zu sein, es in Gottes Augen aber nicht ist. Geheuchelt ist etwas, das vorgibt, christliche Gemeinde zu sein, es in Gottes Augen aber nicht ist. Der Maßstab Gottes dafür, den er in und durch seinen Sohn Jesus den Messias offenbart hat, ist die Botschaft des Neuen Testaments.
            Auch hier gilt: des ganzen Neuen Testaments. Nichts hinzutun und nichts davon wegnehmen. Der Richter darüber ist von Gott eingesetzt: Jesus, der auferstanden ist, der zur Rechten Gottes sitzt, der kommen wird, um Unkraut und Weizen zu trennen.
            „Wir alle müssen ja vor dem Richterthron des Messias erscheinen, damit jeder (seinen Lohn) bekommt für das, was er während (der Zeit) des Leibes vollbracht hat, sei es gut, sei es schlecht.“

        • Ich habe die Evangelien schon unzähige Male gelesen, Ulrich Wößner. Daher bin ich sicher, dass Jesus gerade NICHT „Fundamentalismus“ vorgeworfen wurde. Im Gegenteil: Sowohl Pharisäer als auch Sadduzäer warfen ihm vor, das Gesetz zu übertreten. Auch außerbiblische Quellen belegen, dass man Jesus als Gesetzesübertreter, Scharlatan und Zauberer sah. Wie sonst hätten sie auch ihre Anklage vor dem Hohen Rat begründen können?

          Ein Fundamentalist ist nicht unbedingt jemand, der versucht, das Gesetz buchstabengetreu einzuhalten. Vielmehr ist es jemand, der Gesetze einseitig auslegt, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. So auch unter uns Christen: Die meisten Fundamentalisten betonen einzelne, an sich völlig nebensächliche Aspekte des Glaubens und verdammen lautstark alle, denen dieser eine Punkt nicht wichtig ist. Jesus erklärte immer wieder, dass das Gesetz für den Menschen gemacht wurde und nicht der Mensch für das Gesetz. Es soll den Menschen frei machen und nicht unterjochen. Diese Auffassung ist alles andere als fundamentalistisch.

          Die Pharisäer schufen immer neue Regeln, die helfen sollten, ihre Vorgaben exakt einzuhalten. Ihnen ging es darum, das Gesetz auch nicht in einem einzigen Punkt zu übertreten, weil nach ihrer Lehre dies die Voraussetzung für das Erscheinen des Messias war. Sie schufen den babylonischen Talmud, um nicht versehentlich auch nur den kleinsten Punkt des Gesetzes zu übertreten. Genau dies ist Fundamentalismus.

      • Die Pharisäer waren keine Sekte. Sie waren eine (sehr anerkannte) Laienbewegung innerhalb des damaligen Judentums, der es maßgeblich zu verdanken ist, dass das Judentum in der Diaspora überlebt hat.

        • Da gehen die Meinungen deutlich auseinander, Joerg. Die Pharisäer mussten lange kämpfen, bis sie anerkannt wurden. Mehr noch: Ihnen haftete der Makel an, aus der bildungsfernen Masse der bei der Wegführung durch die Babylonier zurück gebliebenen zu stammen und längst nicht alle genossen die Bildung eines Paulus.

          Die Pharisäer waren die einzige Gruppierung, deren Existenz nicht an den Tempel gebunden war. Somit waren sie die Einzigen, die nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 übrig blieben. Ihre Lehre fußt bis heute auf dem babylonischen Talmud, bei dem es nicht um das Gesetz an sich, sondern um dessen möglichst exakte Einhaltung geht. So kamen solche Regelungen wie beispielsweise die strikte Trennung von Fleisch und Milch zustande, weil man sonst unwissentlich das Gesetz übertreten konnte. Oder die Forderung chassiddischer Juden, im Jerusalemer ÖPNV getrennte Abteile/Waggons für Frauen und Männer einzuführen. Dabei nahmen sie sich andererseits das Privileg heraus, durch eigene, geschickte Interpretationen Gottes Weisung zu umgehen, wie z.B. das berühmte Beispiel, dass man am Sabbat auf einer gefüllten Wärmflasche mit der Bahn fahren dürfe, weil man dann auf dem Wasser reist.

          Das Volk Gottes hätte auch ohne die Pharisäer in der Diaspora überlebt, genau wie einzelne Stämme völlig ohne diese Sekte nach Jahrhunderten wieder aus der Versenkung aufgetaucht sind. Vieles wäre sogar einfacher geworden.

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