Weihnachten ist für viele Menschen das wichtigste Familienfest. Umso schwerer sind die Feiertage für Trauernde und Alleinstehende.
Von Andreas Attinger
1. Denken Sie daran: Auch andere Menschen trauern oder sind alleine
„Weihnachten wird so stark wie kein anderes Fest mit der Familie in Verbindung gebracht“, weiß Seelsorgerin Heike Schneidereit-Mauth. Dann entstehe bei Trauernden und Alleinstehenden schnell die Fantasie, alle anderen würden glücklich feiern. „Aber man muss sich bewusst machen: Das Bild der heilen Weihnachtswelt trifft nur in sehr wenigen Familien wirklich zu.“
Zudem helfe es, sich klarzumachen: Ich bin nicht der oder die Einzige, die trauert oder alleine ist. Das sei konkret durch den Kontakt zu anderen Betroffenen möglich. Oder aber in der eigenen Vorstellung. „Dann können Betroffene etwa daran denken, wie es wohl den Menschen in der Ukraine geht, die ebenfalls geliebte Menschen verloren haben.“
2. Erarbeiten Sie sich einen guten Plan für die Weihnachtsfeiertage
Eine gute Planung der Weihnachtstage ist insbesondere für Alleinstehende und Trauernde entscheidend. „Wenn ich weiß, dass Weihnachten schwer für mich wird, muss ich mir rechtzeitig Gedanken darüber machen, wie ich die Feiertage verbringen möchte.“
Brauche ich Zeit für mich? Möchte ich Freunde treffen oder eine kulturelle Veranstaltung besuchen? Was möchte ich essen? Und beschenke ich mich selbst? Es gehe darum, gut für sich zu sorgen, wohlwissend, dass das schwer sei. „Meine Erfahrung zeigt aber: Menschen hilft es, sich emotional und gedanklich auf die Weihnachtstage vorzubereiten.“
3. Bleiben Sie selbstbestimmt
„Wer sich selbstbestimmt fühlt, kann eine Situation besser ertragen“, sagt Schneidereit-Mauth. Beim Tod eines geliebten Menschen fühle man sich fremdbestimmt, schließlich könne man nichts dagegen tun. „Wenn ich mir aber klarmache, was ich möchte, was mir guttut und das dann auch umsetze, kann das die Weihnachtsfeiertage erleichtern.“ Es gebe aber keinen Königsweg. „Die Trauerreaktionen und das Bedürfnis nach Ruhe oder Gemeinschaft sind individuell.“
4. Sprechen Sie ihre Gefühle an und schaffen Sie Raum für Trauer
Niemand möchte zu Weihnachten der Spielverderber sein. „Das kann verhindert werden, indem Betroffene von Beginn an sagen: ,Das ist richtig schwer für mich heute, weil ich Papa, Mama, mein Kind, meine Ehefrau sehr vermisse.‘“ Diese Geister seien ohnehin da und alle wüssten davon.
„Deshalb ist es gut, sie angemessen zu benennen und dann auch wieder zu sagen: ,Aber jetzt freue ich mich auf das Essen oder die Bescherung.‘“ Werde nicht darüber gesprochen, könnten die Gefühle auf einmal ausbrechen. „Wer Trauer zulässt, kann sich auch leichter Schönerem zuwenden.“
5. Bauen Sie Rituale ein
Kleine Rituale können der Trauer ebenfalls Raum verschaffen und den Betroffenen Sicherheit bieten. „Das kann eine Kerze für das verstorbene Kind sein oder das Erzählen von Geschichten vom letzten Weihnachtsfest mit dem Opa.“ Dann falle es leichter, sich schönen Dingen zuzuwenden. „Schließlich ist die verstorbene Schwester oder der Opa durch das Ritual nicht außen vor oder vergessen“, so Schneidereit-Mauth.
6. Halten Sie sich von Sozialen Medien fern
In Sozialen Medien werden vor allem Fotos gepostet, die eine schöne Welt suggerieren. „Dann denkt man schnell: Allen anderen geht es wunderbar.“ Dabei poste kaum einer ein Bild vom Streit mit dem Ehemann oder dem heulenden Kind. Schneidereit-Mauths Empfehlung ist es deshalb: Halten Sie sich bei der Nutzung von sozialen Medien an den Weihnachtsfeiertagen zurück. „Denn: Wir können uns nur schwer emotional von den Fotos distanzieren.“
7. Suchen Sie Gemeinschaft und nutzen Sie spezielle Angebote
Wer nicht alleine bleiben möchte, sollte aktiv Kontakte suchen. „Zahlreiche Gemeinden und Einrichtungen bieten spezielle Weihnachtsfeiern für Alleinstehende an.“ Zudem gebe es Apps, auf denen man sich mit Gleichgesinnten verabreden könne. Dazu zählen etwa „Spontacs“ und „GemeinsamErleben“. „Viele Alleinstehende erzählen mir, dass das im Alltag gut gelingt. Warum also nicht auch an Weihnachten?“, sagt Schneidereit-Mauth.
Eine weitere Anlaufstelle ist die Telefonseelsorge. Sie ist 24 Stunden am Tag gebührenfrei und anonym unter den Telefonnummern 0800 1110111 und 0800 1110222 erreichbar. Neben dem Gespräch am Telefon bietet die Telefonseelsorge einen Kontakt per Mail und Chat an. Hilfe für den Umgang mit Trauer und Tod bietet außerdem das Portal Trauernetz.de.
Heike Schneidereit-Mauth hat mehr als 20 Jahre lang als Klinikpfarrerin Menschen bei den Themen Tod, Sterben und Krankheit begleitet. Sie ist Leiterin des Handlungsfelds Seelsorge im Kirchenkreis Düsseldorf.
Diesen Text haben wir mit freundlicher Genehmigung von der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKIR) übernommen.
Ich möchte folgendes dazu schreiben….
WIE war es in der Corona Zeit -allein zu sein- in Quarantäne?
Wie mag es wohl Weihnachten allein sein???
Es gibt Menschen mit Depressionen, die krank sind, im Krankenhaus, ohne viele Kontakte, ohne Glauben an irgendwas….wie mag es sein?
Erinnern wir uns an Corona …..ganz schlimme Zeit!
Alle waren wir einsam….der Eine mehr -der andere etwas Weniger.
Und jetzt werden hier Tips gegeben…
ist ja generell richtig.
ABER….viel zu viel….wenn man gerade sehr traurig ist…..Telefonseelsorge ist gut…Ja…ersetzt aber keinen Menschen oder Familie…der Hörer wird aufgelegt…und dann? Geht’s weiter….
Wenn man die Kraft hat, sind diese Tips umsetzbar….wenn nicht…allerhöchstens die Telefonseelsorge, wenn man mutig ist und nicht allzu verschlossen….
Meiner Meinung nach….gibt es keine Tips für Weihnachten und Einsamkeit….Denn wer ist schon gerne alleine?????
Und das noch an Weihnachten?
Bei einer Depression kann man sich zum Beispiel sehr schwer aufraffen….
Diese Tips würden mir nicht helfen!!!
Ich bräuchte gute gute Freunde…die mich besuchen, an Weihnachten.
Gesegnete Weihnachten….Jesus hat Geburtstag!!!!
Meike