Viele christliche Gemeinden befassen sich laut einer Studie des Kinderhilfswerks Compassion Deutschland zu wenig mit dem Thema Armut. Bei einer Umfrage unter 1.071 engagierten Christen in Deutschland, von denen jeder vierte haupt- oder ehrenamtlich in der Gemeindeleitung engagiert ist, gaben rund 30 Prozent an: „In meiner Gemeinde wird nie über Armut gesprochen.“ Die Studie wurde am Samstag in Karlsruhe beim Willow-Creek-Kongress für Kirchenleiter vorgestellt, an dem 8.500 Menschen teilnahmen.
72 Prozent der Befragten gaben an, eigentlich sollte man mehr helfen. Sorge gibt es, dass Hilfe die Bedürftigen nicht erreicht. Rund 83 Prozent sagten, sie würden auf einen Teil ihres Geldes verzichten, wenn sie sicher sein könnten, dass das Geld bei den Armen ankomme.
Die Studie nahm auch Armut speziell in Deutschland in den Blick: Zwar gaben 84,6 Prozent der engagierten Christen an, selbst nicht von Armut betroffen zu sein. Doch sagten 54 Prozent, dass es in ihrem Freundeskreis von Armut betroffene Menschen gebe. Knapp 70 Prozent lehnten die Aussage ab, sie seien mitverantwortlich für die Armut in Deutschland. Bei der weltweiten Armut räumten dagegen fast 56 Prozent eine Mitverantwortung ein. Rund 63 Prozent sagten, sie hätten das Gefühl, in einer ungerechten Gesellschaft zu leben.
Grundlage der Untersuchung war die Auswertung von Fragebögen, die gezielt an engagierte Mitglieder von landes- und freikirchlichen Gemeinden verschickt wurden und deren Ergebnisse durch eine Stichprobenumfrage auf Internetseiten ergänzt wurde. Die wissenschaftliche Begleitung der Umfrage übernahm das Marburger Forschungsinstitut für Jugendkultur und Religion «empirica». Das internationale christliche Kinderhilfswerk Compassion unterstützt derzeit nach eigenen Angaben in 25 Ländern mehr als eine Million Patenkinder.