Einen Tag vor dem Beginn des Papstbesuchs in Tschechien hat der Prager Erzbischof Miloslav Vlk Demokratiemängel in seinem Land beklagt. Nach dem Fall des Kommunismus habe es «politisch keinen großen Fortschritt» gegeben, sagte er am Freitag im Sender Radio Vatikan.
«Es gibt viel Korruption, es gibt keine wahre, ernste und tiefe Demokratie», sagte der Kardinal. Vlk hatte während der kommunistischen Herrschaft als Fensterputzer illegal seelsorgerische Aufgaben wie das Abnehmen der Beichte übernommen.
Vor allem unter tschechischen Politikern gibt es nach Vlks Worten starke Vorurteile gegen die Kirche. Diese sei «ausgegrenzt, am Rand der Gesellschaft». Das Ziel der am Samstag beginnenden dreitägigen Reise von Papst Benedikt XVI. nach Tschechien sei es vor allem, die Gläubigen zu stärken. Die Kirche müsse sich überdies verstärkt dem Dialog mit den Politikern öffnen, um Vorurteile zu widerlegen.
Christen stellen rund dreißig Prozent der tschechischen Bevölkerung. Die überwiegende Mehrheit von ihnen gehört der katholischen Kirche an.