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Umgang mit Spenden: CORRECTIV kritisiert Hillsong, Freikirche widerspricht

Das Recherchenetzwerk CORRECTIV hat interne Finanzunterlagen von Hillsong Germany eingesehen. Es geht um Flüge, Hotels und Geburtstagsgeschenke – sowie Zahlungen an die Mutterkirche.

Das Recherchenetzwerk CORRECTIV wirft Hillsong Germany vor, über Jahre „sehr freizügig“ mit Spenden umgegangen zu sein. So soll der Lead Pastor Freimut Haverkamp auf Kosten der Kirche in Luxushotels übernachtet haben. Auch weitere Ausgaben würden Fragen aufwerfen.

CORRECTIV konnte nach eigenen Angaben interne Finanzdokumente von Hillsong Germany einsehen. Allein im Jahr 2021 soll die Kirche rund vier Millionen Euro an Spenden erhalten haben. Die Unterlagen zeigen laut CORRECTIV: „Die Kirche zahlte ihrem deutschen Vorstand und weiteren Führungskräften luxuriöse Reisen [sehr teure Flüge und Hotelübernachtungen; Anm. d. Red.], eine teure Wohnung in bester Lage in Düsseldorf, Dienstwagen, eine Lebensversicherung, Besuche im Fitnessstudio und teure Geschenke.“ Diese Ausgaben sollen auch durch Spenden finanziert worden sein.

Hillsong weist Vorwürfe zurück

Roland Mayrl, Pressesprecher von Hillsong, wies die Vorwürfe „auf das Entschiedenste“ zurück. Ein Steuerberater stelle durch eine jährliche Prüfung einen guten Umgang mit den Spenden sicher.

CORRECTIV befragte zwei Experten zu den Finanzen der Kirche. „Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass aus den Mitteln der Kirche Privates finanziert wurde“, sagt Florian Köbler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. Burkhard Wilke hält vor allem teure Reisen und „unnötig teure Wohnungen“ für problematisch. Er ist Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

Hillsong steht in Australien schon länger in der Kritik. Der Abgeordnete Andrew Wilkie warf der Kirche Korruption und Steuerhinterziehung vor. Zudem kritisierte er unverhältnismäßig hohe Reisekosten und private Ausgaben von Führungskräften auf Kosten der Kirche. Dies geschah, nachdem er Einblick in durchgestochene interne Unterlagen erhalten hatte. Zudem soll Hillsong-Gründer Brian Houston Informationen über sexuellen Missbrauch an einem Minderjährigen durch seinen 2004 verstorbenen Vater Frank Houston zurückgehalten haben.

Teure Geburtstagsgeschenke

Um den Namen Hillsong tragen zu dürfen, zahlten in der Vergangenheit fast 40 Kirchen weltweit drei Prozent ihrer Spendeneinnahmen an die Mutterkirche in Sydney. Hillsong Germany soll 2019 aus diesem Grund 130.000 Euro nach Australien überwiesen haben – und zwar ohne das Wissen der Spenderinnen und Spender. „Im Gegenzug zeigte sich der globale Vorstand mit Geschenken an die regionalen Führungskräfte großzügig“, schreibt CORRECTIV. In den Buchungsunterlagen der australischen Hillsong Church fand sich ein Geburtstagsgeschenk an Haverkamp für rund 7.000 Euro.

Bevor die internen Buchungsunterlagen zu CORRECTIV gelangten, wandte sich der Hinweisgeber an Hillsong Germany selbst und an den Bund Freikirchlicher Pfingstkirchen (BFP), zu dem die Kirche gehört. Als Hillsong die Vorwürfe abstritt, soll der BFP keine eigenen Nachforschungen angestellt, nicht nach Belegen gefragt, sondern die Angelegenheit für abgeschlossen erklärt haben. Zudem wurde die Löschung der Daten und Nennung der Quelle gefordert. Das sei jetzt eineinhalb Jahre her. Der BFP erklärte gegenüber CORRECTIV: „Alle Vorwürfe wurden durch entsprechende Begründungen bzw. Erklärungen aufgeklärt oder erwiesen sich als haltlos.“

Hillsong Deutschland will in den kommenden Wochen ausführlich über das Thema Spenden und Finanzen informieren. In einer Einladung heißt es laut CORRECTIV: „Bei unserer Heart & Soul Night möchten wir uns Zeit nehmen, um einige offene Fragen zu beantworten und Transparenz, Wahrheit und Kontext zu aktuellen Medienberichten zu bringen“.

Link: „Megakirche Hillsong: Das Geschäft mit dem Glauben“ (CORRECTIV)

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9 Kommentare

  1. Das heutige Video-Statement von Freimut Haverkamp zeigt, dass Hillsong wirklich nichts dazugelernt hat und auf die konkreten Vorwürfe von Correctiv zum finanziellen Missmanagement nicht eingegangen ist

    https://www.youtube.com/watch?v=lXcURD9zk0A

    Meine Gedanken zu dem Thema (sie waren Kommentare zu Freimuts Video, wurden aber von Hillsong Germany ausgeblendet):

    1.) Was ist eine Entschuldigung

    Fake Entschuldigung:
    Freimut: „Und wenn Menschen in unserer Gemeinde verletzt worden sind, dann tut uns das extrem leid.“
    –> Null Verantwortung übernommen
    Nobody is perfect / passiert halt leider wenn Menschen zusammenkommen / war ja keine böse Absicht, ist deshalb nicht so schlimm / Leute, die verletzt und enttäuscht wurden, sind eh nur Einzelfälle mit subjektiver Wahrnehmung / Sensationsjournalismus

    Eine echte Entschuldigung wäre z.B.:
    „WIR (Verantwortung!) haben Menschen verletzt und zugelassen, wie Leiter unter unserer Verantwortung Menschen verletzt haben und das tut uns extrem leid. Hier sind konkrete Schritte, wie wir uns bessern (hint: ein schwammiges internes „Leitertraining“ ist allenfalls Krisenmanagement)

    ODER

    Entschuldigt euch einfach nicht.
    Wäre zumindest ehrlich.

    2. Thema: Ehrenamtliche für die private Hausarbeit einsetzen im Rahmen eines „Praktikums/Kurses“

    Übersetzung: Die Frau die bei uns Haverkamps im Rahmen des einjährigen „Kurses“ (ist was ganz anderes als ein Praktikum 😉 kostenlos im Haushalt geholfen hat, fand es doch selber gut – also wo ist das Problem an der Sache, sie war doch Teil der Familie und hat im Gegenzug für die Hausarbeit wertvollen Input von Joanna bekommen

    3. Freimut spricht ständig davon, es gäbe keine Absicht, Menschen zu verletzten

    Keine schlechte Absicht haben macht schlechtes Verhalten nicht zu etwas Akzeptablem.

    Auch negativ von Hillsong Betroffene wissen dass sie selbst nicht perfekt sind und reden im Podcast vor allem von problematischen VERHALTENSMUSTERN der Leiter, nicht deren Absichten. Wenn Vorwürfe von Ausbeutung der Arbeitskraft von Ehrenamtlichen (für Jesus und seine Kirche natürlich!) im Raum stehen oder geistlicher Missbrauch/Menschen werden verheizt für zahlenmäßiges Wachstum), dann sollte speziell auf diese Vorwürfe eingegangen werden und nicht auf das Fake Argument Perfektion oder Absicht.

    4. Freimut sagt, man habe durch das große Wachstum der letzten Jahre in Einzelfällen zu viel von den Ehrenamtlichen erwartet

    Übersetzung: Wir waren so mit dem zahlenmäßigen Wachstum unserer Kirche beschäftigt (oder besessen davon), dass uns die Ehrenamtlichen im Prinzip egal waren. Jetzt, wo wir von außen gezwungen werden, uns mit dem Thema, das uns bisher vollkommen egal war, auseinanderzusetzen, werden wir uns natürlich bessern. Schuld haben wir trotzdem nicht an dem Ganzen. Aber wir bessern uns trotzdem irgendwie und entdecken (für uns zum ersten Mal), wie Jesus sich gesunden Kirchenbau wirklich vorgestellt hat.

    –> Null Reflexion über ein toxisches Denksystem, in dem Ehrenamtliche ein Mittel zum Zweck sind. Und da der Zweck (zumindest offziell) Jesus und seine Kirche ist, sollen sich die verletzten und enttäuschten Haters mal nicht so haben und aufhören, sich bei Sensationsjournalisten auszujammern. Schlafen kann man im Himmel. 10+ Stunden am Sonntag dienen ist doch das mindeste, was man für Jesus tun kann.

  2. Es gehörte zur Recherche für mein Buch „Untergehen oder Umkehren – warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat“, dass ich bei Hillsong eine Anfrage stellte für ein paar Informationen zu Hillsong Deutschland und Hillsong Berlin. Man antwortete mir kurz und unfreundlich, dass ich bei Hillsong Sidney anfragen soll. Das war mir zu aufwendig. Ich habe dann in meinem Buch einige Sätze über Hillsong geschrieben, was ich aus einem Besuch in Hillsong Sidney vor 10 Jahren und aus dem Internet erfuhr. Es ging mir nicht darum, Hillsong zu kritisieren (was ich auch nicht getan habe), sondern darum, eine Magachurch und ihre Arbeit kurz zu beschreiben. Hillsong hat sich die heftige Kritik im Podcast „Toxy Church“ selbst eingebrockt. Eine Kirche, die dermaßen arrogant und geheimniskrämerisch Auskunftsnfragen zurückweist, macht sich verdächtig und sie verstößt gegen eine biblische Anweisung, allen Menschen, die das fordern, Rechenschaft zu geben über die Hoffnung, die in uns ist.

  3. Ich weiss jetzt schon wie es weiter gehen wird.
    Freimut Haverkamp wird sagen, dass die Journalisten zu wenig Zeit zum antworten gaben, aber nicht auf die Punkte eingehen….und schon gar nicht auf die 55 Fragen. Es wäre sicher auch möglich gewesen und 48h ein Grossteil der Fragen zu beantworten….aber gut…haben sie nicht getan.
    Anschliessend wird er spezifische Sachen rauspicken, welche nicht nachgewiesen werden können und so für ihn ganz einfach sind zu widerlegen.
    Als nächstes wird er die Protagonisten des Podcast schlecht reden und ihnen dadurch die Glaubwürdigkeit entziehen. Sagen es sind Einzelschicksale.
    Und zum Schluss wird er behaupten, Richtlinien zu den Ausgaben wurden eingehalten und der Steuerberater hat alles abgesegnet. Das aber Richtlinien selbst erstellt werden und der Steuerberater die Steuern und nicht die Veruntreuung von Spendengeldern prüft, lässt er natürlich aus.
    So werden seine Schäfchen denken, dass doch alles halb so schlimm ist und nichts mehr in Frage stellen.
    Oder vielleicht blicken sie doch hinter die Fassade…

  4. Correctiv ist keine seriöse Quelle und hat in der Vergangenheit eher nach politischen Gutdünken geurteilt. Gerade was das Thema Corona anbelangt, habe ich diese Gruppe in übelster Erinnerung.

    Nun kann es natürlich sein dass die sich geändert haben und neutral urteilen und etwas gefunden haben.

    Der Umgang mit Spenden ist so eine Sache. Manches mag OK sein, anderes nicht. Hier ist abzuwarten was die Kirche sagt.

  5. Tjaja, so kennen wir uns Christen ja. Auch nicht anders, wie andere ideologische Gruppierungen. Deckt jemand auf, dass wir Mist bauen, muss derjenige, der das aufgedeckt hat, der „Böse“ sein. Nur ja nicht auf die eigene Schande schauen. Wie war das noch in der Bibel mit dem Balken und dem Splitter in den Augen? 😉

    Ich bin nun über 40 Jahre im freikirchlichen Bereich unterwegs und muss sagen, mich wundert nichts von dem, was jetzt bei Hillsong aufgedeckt wird. Ich bedauere aber, dass die Wenigen, die solche Schuld auf sich laden, das Bild aller anderen Gemeinden, bei denen es solche Dinge nicht oder bei weitem nicht in diesem Ausmaß gibt, in der Gesellschaft nachhaltig schädigen.
    Aber auch all die Konsumenten der Fastfood-Gemeinden müssen ihr Päckchen der Schande hier auch tragen, denn sie machen das alles ja erst möglich.

  6. Hallo @anderer Jörg

    zu „War frueher bei RT …“ = Kontaktschuld? Siehste, ist noch schlau geworden und hat gewechselt … 😜
    zu „FAZ“: Ja, hab alles gelesen. Correctiv hat trotzdem nicht die Weisheit mit Loeffeln gefressen.
    Den Namen finde ich etwas – raeusper – „undemuetig“, da liegt dann die Latte ziemlich hoch, oder?

    Trotzdem brauchen wir beide!

    Mich interessieren Argumente/Fakten/Hintergruende, nicht wer sie recherchiert hat. Ist das bei dir anders?

    Also ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht mich ganz links UND ganz rechts zu informieren:
    – „Die Linke“ hilft mir rechte Balken in meinem Auge zu erkennen (da ist die Rechte oft blind).
    – „Die Rechte“ hilft mir linke Balken in meinem Auge zu erkennen (da ist die Linke oft blind).

    Man muss sich dazu zwingen auch mal in Abgruende zu blicken.

    Die Gefahr ist, eine Seite hoeher zu achten als die andere. Beide sind noetig!

    Und die Mittelmaessigkeit, verhindert jeden Streit 😎

    LG Joerg

    • > Mich interessieren Argumente/Fakten/Hintergruende, nicht wer sie recherchiert hat. Ist das bei dir anders?

      Ja, ich schaue immer, woher eine Nachricht oder „Fakten“ kommen. Es hilft immens, zu beurteilen, ob an diesen Fakten etwas dran ist.

      Und ich bin eine Freund der Mitte. Ich halte die Mitte nicht für verwerflich oder negativ.

  7. Ja, ja, nicht umsonst sprach Jesus so oft ueber Geld …

    „wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“ Matt 6,21

    Ob Correctiv da einen Stein wirft, obwohl es selber im Glashaus sitzt?

    Finde es selbst heraus: https://www.nachdenkseiten.de/?p=84691

    LG Joerg

    PS: natuerlich bin ich auch gegen Luxusreisen & aufwaendigen Lebenswandel der Vorsteher und teure Geschenke fuer diese aus Spendengeldern
    Wenn das so war, ist es recht, dass Correctiv das aufdeckt.

    Correctiv ist aber zu Corona-Zeiten nicht gerade als Quell unvoreingenommener Darstellungen aufgefallen und wurde dazu auch gerichtlich in die Schranken gewiesen:
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tichy-siegt-gegen-recherchegruppe-correctiv-vor-gericht-16789353.html

    • Zum ersten Link: Wer ist Florian Warweg, der hier die Finanzierung von Correctiv kritisiert:

      Er war bis zur Einstellung 2020 Chefredakteur von Russia Today DE
      https://dewiki.de/Lexikon/RT_(Fernsehsender)

      Mithin eine meiner Ansicht nach sehr unseriöse Quelle.

      Zum 2. Link bezüglich Tichy: Hats du den Bericht selbst gelesen? Da steht drin, dass Correctiv schon richtig recherchiert hat, aber das diese Verwendung von Facebook so nicht geht.

      oder wie es dort so schön steht : „„Die Frage, was wahr, falsch, richtig oder unrichtig ist, sollte nach diesem Urteil auch auf Facebook dem politischen Diskurs überlassen bleiben.“

      Nun ja …

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