Rund eine Woche vor der Rio-Konferenz haben die beiden großen Kirchen in Deutschland die Bundesregierung aufgefordert, sich bei dem UN-Gipfel für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Die Industrienationen müssten ihre Wirtschaftsysteme auf Nachhaltigkeit umstellen.

 Deutschland und Europa müssten hier eine Vorreiterrolle übernehmen, forderten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, in einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Insbesondere sollte sich Bundesrepublik für die Umsetzung der im Deutschen Nachhaltigkeitskodex aufgeführten Kriterien für eine «green economy» einsetzen. Darüber hinaus müsse die Bundesregierung dazu beitragen, «dass das globale Handels- und Finanzsystem stärker in nachhaltige Entwicklungspfade eingebettet wird».

 Zugleich appellierten die beiden Bischöfe an die Christen in Deutschland, sich dafür einzusetzen, «dass das Prinzip der Nachhaltigkeit in gesellschaftlichem Handeln und unserem persönlichen Lebensstil verankert wird». Zollitsch und Schneider betonten: «Unser Glaube hilft uns, ‚gut leben‘ und ‚viel haben‘ zu unterscheiden und uns in eine ‚Ethik des Genug‘ und in eine ‚Tugend des Maßhaltens‘ einzuüben.» Ohne einen nachhaltigen Lebensstil sei die Veränderung zugunsten einer zukunftsfähigen Gesellschaft nicht zu schaffen.

 Zwanzig Jahre nach dem ersten UN-Entwicklungsgipfel treffen sich ab 20. Juni in Rio erneut Staats- und Regierungschefs sowie Tausende Vertreter aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Medien, um über die Lösung globaler Probleme zu beraten.

 In der gemeinsamen Erklärung wiesen die Kirchen auf die besondere Bedeutung der Rio-Konferenz von 1992 hin. Das Konzept nachhaltiger Entwicklung sei von der ersten Rio-Konferenz maßgeblich geprägt worden. Allerdings hätten sich seither die Rahmenbedingungen wesentlich verändert, bilanzieren die Kirchen: «Der Klimawandel und das Artensterben haben sich beschleunigt, der weltweite Ausstoß von CO2 erreichte 2011 ein neues Rekordniveau.» Ähnliche Trends zeichneten sich bei der Übernutzung der weltweiten Trinkwasserreserven und der Böden ab. Die notwendige Trendwende zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung stehe weiter aus.

(Quelle: epd)