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Vom Rottweiler zum Großvater: Briten entdecken ein neues Bild von Benedikt XVI.

Der Papstbesuch in Großbritannien hatte vor Beginn alte und neue Ressentiments gegen die katholische Kirche und deren aus Deutschland stammendes Oberhaupt wiederbelebt. Bei der viertägigen Visite entdeckten die Briten in Benedikt XVI. neben dem Mahner gegen einen aggressiven Atheismus jedoch auch den freundlichen Großvater, dem Massen von Anhängern begeistert am Straßenrand zujubeln.

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Vor dem Besuch hatten Gegner des Papstes unter anderem die Anerkennung der Rechte von Homosexuellen und Frauen auf die Priesterweihe eingefordert. Sie hatten zugleich das katholische Verbot von Kondomen zur Aidsprävention angegriffen. Obwohl in Großbritannien weniger Missbrauchsfälle als im benachbarten Irland bekannt sind, rückten die jüngsten Pädophilie-Skandale in der katholischen Kirche den Besuch zusätzlich in ein schlechtes Licht.

 Die Papstreise nach England und Schottland demonstrierte, dass der Vatikan während der Missbrauchsdebatte seine Strategie geändert hat, nach der er lange Zeit nicht auf öffentlichen Druck reagierte. In Großbritannien beklagte der 83 Jahre alte Pontifex nicht nur offensiv die Gräuel des Nazi-Regimes, unter dem er selbst gelitten habe. Er traf darüber hinaus – wie nach dem Vorbild vorangegangener Reisen erwartet, aber nicht angekündigt – mit Missbrauchsopfern zusammen. Bereits auf dem Hinflug gestand er überdies ein, die Kirche habe nicht schnell und entschlossen genug die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Mehrfach bekannte der in Großbritannien auch schon mal als ehemaliger «Panzerkardinal» und «Rottweiler» titulierte Papst während des Besuchs Scham und Entsetzen über Kindesmissbrauch in der Kirche.

 Auf der einen Seiten protestierten am Wochenende Tausende von Papstgegnern in der Londoner Innenstadt gegen den zu ihrem Unmut vom britischen Steuerzahler teilfinanzierten Besuch. Auf der anderen Seiten bereiteten Benedikt XVI. jedoch sowohl die Anglikaner, zu denen sich das Verhältnis des Heiligen Stuhls in letzter Zeit durch Anreize für übertrittswillige Bischöfe wieder verschlechterte, als auch das Königshaus, das ihm die besondere Ehre eines Empfangs am Flughafen durch Prinzgemahl Philip zuteilwerden ließ, einen überraschend herzlichen Empfang.

 Anders als sein Vorgänger Johannes Paul II. bei seiner pastoralen Visite vor knapp 30 Jahren durfte Benedikt sogar in der Westminster Hall in London der britischen Gesellschaft vorhalten, sie grenze das Christentum aus. Die mehrheitlich nicht katholischen Zuhörer quittierten Benedikts Aufforderung, die Kirche nicht als Problem zu sehen, das es zu lösen gilt, mit anhaltendem Applaus.

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 Zum Abschluss der Visite kamen Zehntausende Gläubige trotz Regens am Sonntag nach Birmingham zur Messe unter freiem Himmel, bei der Benedikt seine erste Seligsprechung vornahm. Die Ehrung des zur katholischen Kirche übergetretenen Briten John Henry Newman (1801-1890) war der eigentliche Anlass des ersten Staatsbesuchs eines Papstes in Großbritannien, seitdem die anglikanische Kirche sich im 16. Jahrhundert von Rom losgesagt hatte.

 Inwieweit die freundliche ökumenischen Gesten beim Besuch in der Zukunft Wirkung zeigen, bleibt ungewiss. Er sei als Pilger aus Rom gekommen, um um das Geschenk der Einheit der Christen zu bitten, sagte Benedikt bei einer ökumenischen Feier in der Westminster Abbey. Die Kathedrale ist die Krönungskirche der britischen Könige in London, die der Kirche von England vorstehen. Nach einem Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Rowan Williams, hieß es in einem offiziellen Kommuniqué, Benedikt XVI. und Williams hätten für eine Fortführung des theologischen Dialogs «angesichts neuer Herausforderungen an die Einheit» geworben.

(Quelle: epd)

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