Die internationale Arche-Gemeinschaft hat die Vorwürfe bestätigt, nach denen ihr 2019 verstorbener Gründer Jean Vanier Frauen sexuell und geistig missbraucht haben soll. Das habe eine unabhängige Untersuchung gezeigt, heißt es in mehreren Arche-Dokumenten. Die Untersuchung zeigte zweierlei: Einerseits soll Jean Vanier bereits in den 50er Jahren gewusst haben, dass sein geistiger Vater Pater Thomas Philippe sexuelle Missbräuche mit einer „falschen Mystik“ rechtfertigte. Mehrere volljährige, nichtbehinderte Frauen soll Philippe während seines Priesteramts sexuell missbraucht haben.
Vanier selbst unterhielt den Angaben nach im Rahmen „spiritueller Begleitung“ von 1970 bis 2005 sexuelle Beziehungen zu mindestens sechs volljährigen, nicht behinderten Frauen. „Einige von ihnen fühlten sich zutiefst verletzt durch diese Erfahrungen“, heißt es. Die Frauen hätten nicht in Verbindung zueinander gestanden und ihre jeweiligen Geschichten nicht gekannt. Ihre Aussagen stufen die Verantwortlichen als „aufrichtig“ und „übereinstimmend“ ein. Man sei tief erschüttert über diese Erkenntnisse und verurteile diese Handlungen vorbehaltlos, so Stephan Posner, der internationale Leiter, und Stacy Cates-Carney, die Vize-Leiterin. Das Werk will nun seine Maßnahmen zur Missbrauchsprävention neu analysieren. Man habe zudem ein Verfahren eingeführt, bei dem Meldungen sicher und vertraulich behandelt würden.
Die Arche ist ein christliches Projekt zum Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. Die Gemeinschaft ist international tätig. In Deutschland gibt es bisher drei Arche-Gemeinschaften in Tecklenburg, Ravensburg und Landsberg.