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Werder als Chance: Eine Kirchentags-Begegnung unter schwierigen Vorzeichen

So Halstuch-blau der Kirchentag in diesem Jahr auch sein mag: Als Bremer trug man am Mittwoch bevorzugt Polyesterstoffe im Farbspektrum zwischen Olive und Neongrün. Allerdings weniger im Stadtzentrum als draußen vor der Stadt. Wegen des Kirchentags war das Public Viewing von Werder Bremens Jahrhundertspiel gegen Schachtjor Donetsk in ein Einkaufszentrum an den Stadtrand verlegt worden.

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Ein UEFA-Pokal-Finale ist für Werder Bremen ein Novum und der erste Finaleinzug auf internationaler Ebene seit dem Sieg im Pokal der Pokalsieger 1992. Klar, dass man den feiern wollte, am liebsten wie in Deutschlands Fußballmärchen-Sommer 2006 auf dem Domshof.

 

Am Ende aber feierten 15.000 im Einkaufszentrum Waterkant, bis es gegen kurz vor Mitternacht für die geschlagene Bremer Fußballseele nichts mehr zu feiern gab. Auf dem Rückweg in die Stadt sahen zermürbte Fans von der Straßenbahn aus eine Armee von orange-gekleideten Straßenfegern (die dem Finalgegner bis aufs Hemd glichen), die die letzten Überreste christlicher Lebensfreude vom Domshof fegten. Die christlichen Gäste waren zu diesem Zeitpunkt längst auf dem Weg in ihre Quartiere. Die Szene birgt ein gewisses Potential, missverstanden zu werden.

 

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Man muss dem Kirchentag zugute halten, dass der Finaleinzug schwerlich einzukalkulieren war, als der Kirchentag den „Abend der Begegnung“ zu planen begann. Es zeigte sich denn auch, dass 250.000 Besucher des Abends den Rahmen der Bremer Innenstadt auch ohne Fußball-Übertragung sprengten. Die Entwurzlung des „gemeinen“ Werder-Fans war also weder bewusst in Kauf genommen noch absehbar. Dennoch spielte die Kirchentags-Musik an diesem Abend auf seltsame Weise am Takt des Bremer Herzens vorbei. Blau und grün mischten sich nur selten.

 

Dass es am Ende nicht reichte für Werder, ist natürlich nicht dem evangelischen Kirchentag geschuldet. Eine verpasste Chance wird dennoch im Gedächtnis bleiben: Die Chance, in der Niederlage Schulter an Schulter mit den Enttäuschten zu sein, ihre Hoffnung zu teilen und über das Leben nach der Niederlage nachzudenken. Oder anders ausgedrückt: Sich am Abend der Begegnung auf der Basis der „schönsten Nebensache der Welt“ zu begegnen.

 

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Werder, danke für den guten Kampf. Wir wärn uns gern begegnet.

 

Nachtrag: Der Autor dieses Artikels diskutierte bis zur 80. Spielminute im „Pulk der 15.000“ über Sinn und Unsinn von Religion im Kontext persönlicher Glaubensüberzeugungen – von Fan zu Fan. Warum auch nicht.

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