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Wie umgehen mit bereuten Entscheidungen?

Eine berufliche Entscheidung hängt Hannah Fuhrmann noch lange nach. Aus dieser Erfahrung lernt sie, Vergangenes loszulassen und Platz für die Zukunft zu schaffen.

Niemand ist davor geschützt: Früher oder später treffen wir im Leben Entscheidungen, die wir hinterher bedauern. Die Beziehung, die wir zu früh oder zu spät beendet haben, die Freundschaft, die auseinandergegangen ist, oder eine berufliche Entscheidung, die sich im Nachhinein als unglücklich erwiesen hat. Diese schlechten oder „falschen“ Entscheidungen können uns verunsichern, wenn uns ähnliche Entscheidungen bevorstehen, oder sie halten uns in einem Gedankenkarussell aus Selbstverdammnis gefangen.

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Die Wissenschaft sagt, dass wir uns ungefähr 20.000 Mal am Tag entscheiden, was ungefähr einer Entscheidung alle drei Sekunden entspricht. Natürlich sind nicht alle davon weitreichend, aber Entscheidungen gehören zum täglichen Leben dazu. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir uns nicht allzu lange von der Reue über vergangene Entscheidungen aufhalten lassen.

Prozess des Abwägens

Mich persönlich beschäftigte eine berufliche Entscheidung noch lange danach. Nach meinem Masterstudium hatte ich das Angebot, bei einer christlichen Non-Profit-Organisation einzusteigen. Die Stelle war im Ausland und unbezahlt; ich hätte meine Kosten selbst decken müssen. Dazu gab es einige weitere Unsicherheiten, die mir die Entscheidung erschwert haben.

Andererseits war diese Einladung eine echte Erfüllung meiner Sehnsucht nach einem Leben in der Mission, um Menschen weltweit von Jesus zu erzählen. Nach einem Prozess des Abwägens entschied ich mich am Ende gegen diese Stelle. In den folgenden Jahren beschäftigte mich diese Entscheidung immer wieder.

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Ich kämpfte innerlich darum, Frieden mit der getroffenen Entscheidung zu schließen. Ich war von mir selbst enttäuscht, weil ich mich nicht mutig für die Auslandsoption entschieden hatte, in der ich so richtig hätte lernen können, Gott zu vertrauen! So haderte ich mit meiner Entscheidung, in Hamburg zu bleiben und ein ganz „normales“ Berufsleben anzufangen.

Es dauerte eine ganze Zeit, bis ich dieses Bedauern loslassen konnte. Doch mir wurde in den folgenden Jahren bewusst, dass meine damaligen Bedenken und mein Sicherheitsempfinden nicht falsch gewesen waren, sondern dass ich auf meine Bedürfnisse gehört hatte und Gott mit mir in der Entscheidung gewesen war. Aus dieser Zeit habe ich einige hilfreiche Erkenntnisse mitgenommen, wie wir mit Entscheidungen umgehen können, mit denen wir im Rückblick hadern.

Das Problem ist, dass wir oft nur die Nachteile sehen, wenn wir etwas bereuen.

Manchmal sehen wir aus lauter Reue all die guten Entscheidungen nicht mehr, die wir bereits im Leben getroffen haben. Wir konzentrieren uns vollends auf die eine „schlechte“ Entscheidung und verbeißen uns darin. Das kann zu einem Ungleichgewicht in unserem Denken führen.

Deshalb ist es sehr befreiend, auch die positiven Seiten wertzuschätzen. Denn jede Situation hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Das Problem ist, dass wir oft nur die Nachteile sehen, wenn wir etwas bereuen. Wenn wir uns auch die Vorzüge bewusst machen, hilft das, die Gefühle des Bedauerns zu minimieren.

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Gott führt unsere Wege

Gott hat uns Menschen einen freien Willen geschenkt und wir können weitreichende Entscheidungen treffen. Gleichzeitig tröstet es mich zu wissen, dass er über allem steht. Gott selbst sagt in Jesaja 55,9: „So hoch der Himmel über der Erde ist, so hocherhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.“ Dieser Vers gibt mir eine tiefe Ruhe über bereits getroffene Entscheidungen, aber auch über meinen weiteren Lebensweg.

Ich darf Gott vertrauen, dass er meine Wege führt, weil er mich geschaffen hat und ihm mein Leben nicht egal ist. Es erinnert mich daran, dass Gott souverän ist und ich mein Leben gar nicht so sehr vermasseln könnte, als dass Gott aus den Scherben nicht noch etwas Wunderschönes gestalten könnte.

Selbstanklage keinen Raum geben

Die Bibel sagt außerdem, dass es für „die, die in Jesus Christus sind, keine Verdammnis gibt“ (Römer 8,1- 25). Das gilt auch für die Selbstanklage. Dabei sind wir darin manchmal so richtig gut! Doch bei Jesus können wir unsere Schuld ablegen, auch die Schuld falsch getroffener Entscheidungen.

Er vergibt sie uns gerne und hält sie uns nicht länger vor. An diese Zusage dürfen wir uns immer erinnern und brauchen der Stimme der Selbstanklage keinen Raum zu geben. Wenn wir andere Menschen mit unserer Entscheidung verletzt haben, dann ist es wichtig, um Vergebung zu bitten.

Nicht in Reue verharren

Das ist manchmal ein schmerzhaft er Schritt, aber es ist ein unglaublich befreiendes Gefühl, zu wissen, dass sich der Schatten der Vergangenheit aufgelöst hat und wir neuen Platz und Fokus für die Zukunft schaffen können! Wir brauchen nicht im Gefühl der Reue verharren, sondern dürfen das Geschehene an Jesus abgeben. So kann es uns nicht weiterhin belasten und herunterziehen.

Es hilft zudem, die Entscheidung zu akzeptieren, um sie zu verarbeiten. Gerade wenn wir Entscheidungen getroffen haben, die nicht rückgängig zu machen sind, wie eine Trennung von einem Partner, gehört ein abschließender Prozess der Trauer zur Verarbeitung. Sicherlich haben wir alle solche Situationen erlebt. Oft reden wir allerdings kaum darüber.

Dabei können wir voneinander lernen, wenn wir über unsere Entscheidungen offen mit unseren Freunden sprechen […]

Die Enttäuschung oder auch die Selbstverdammnis sind zu groß, als dass wir die falsche Entscheidung noch einmal erwähnen möchten. Dabei können wir voneinander lernen, wenn wir über unsere Entscheidungen offen mit unseren Freunden sprechen und uns gegenseitig ermutigen und begleiten. Vielleicht werden wir auch überrascht sein, wie die uns nahestehenden Menschen unsere Entscheidungen einschätzen, oder es hilft uns, wenn sie uns auch die positive Seite einer Entscheidung aufzeigen können.

Gute Ratgeber suchen

Eine wichtige Frage ist für mich auch, wer in mein Leben spricht – vor allem, wenn es um Entscheidungen geht. Die Bibel sagt: „Wo viele Ratgeber sind, gibt es Erfolg.“ (Sprüche 15,22) Es ist daher weise, Entscheidungen nicht allein zu treffen, sondern sich guten Rat einzuholen.

Aber welche Personen sind die richtigen Ratgeber? Personen mit einem gewissen Weitblick und der Freiheit, uns offen und objektiv zu beraten. Gerade bei weitreichenden Entscheidungen ist es wichtig, sich verschiedene Perspektiven anzuhören.

Unterschiedliche Meinungen einholen

Das kann unbequem sein, wenn man sich insgeheim schon entschieden hat und Gegenargumente eigentlich am liebsten ignorieren möchte. Gleichzeitig ist es gut zu prüfen, ob der Ratschlag einer Freundin oder Verwandten vielleicht von Angst oder Menschenfurcht geprägt ist. Ich versuche, bei großen Entscheidungen möglichst Personen aus meinem näheren Umfeld anzusprechen, die unterschiedliche Meinungen haben, damit ich mir die Welt nicht so baue, wie sie mir gefällt.

Er [Gott] hat sich bisher als der beste Ratgeber in meinem Leben erwiesen!

Als Christin ist für mich im Entscheidungsprozess das Ausrichten auf Gott essenziell. In Psalm 25,4 spricht der Psalmist den Wunsch nach dem Reden und Leiten Gottes klar aus: „Herr, zeige mir den Weg, den ich gehen soll; lass mich erkennen, was du von mir verlangst.“ Ich habe es schon häufig erlebt, dass ich Gottes Willen für Lebensentscheidungen im Gebet gesucht habe und er durch die Bibel, im Gebet oder durch Menschen klar zu mir gesprochen hat. Er hat sich bisher als der beste Ratgeber in meinem Leben erwiesen!

Werden wir also in Zukunft nur noch gute Entscheidungen treffen? Das wäre zwar wünschenswert, ist aber unrealistisch. Der Philosoph Søren Kierkegaard sagte einmal: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“

In Freiheit leben

Wir sind nicht wie Gott allwissend und es werden sicherlich noch einige Entscheidungen kommen, die wir rückblickend bereuen. In diesem Zusammenhang begeistert mich Kintsugi, eine japanische Technik, bei der zerbrochene Keramik mit Lack repariert wird, der goldenen oder silbernen Puder enthält. Der entstandene Makel soll hierbei nicht unsichtbar gemacht werden, sondern er wird wertschätzend in den Vordergrund gestellt.

Diese Perspektive hilft mir, gerade wenn eine Entscheidung sehr viel Schmerz und Verletzung ausgelöst hat. Es ermutigt mich auch, voller Freiheit und Vertrauen auf Gott mein Leben zu leben und fröhlich Entscheidungen zu treffen. Auch wenn noch weitere Entscheidungen kommen werden, die ich später bedauern werde, bleiben Gottes Vergebung und Freiheit immer zugänglich. So bin ich sehr gespannt, wie Gott meinen Weg führen und ob dazu auch eine Zeit in der Mission gehören wird.

Hannah Fuhrmann lebt in Hamburg und arbeitet als Personalleiterin in einem Start-up. Auf Instagram ist sie unter @thefuhrmann aktiv.


Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift JOYCEJOYCE wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Entscheidungen…..ich denke das Gott nur das Beste für uns möchte!
    Und dass ER Selbst auch schlechte Entscheidungen in etwas Gutes verwandeln wird!
    Es gibt ja immer Plan A/B/C…..und so weiter.
    Ich denke wenn sich eine Tür schließt…öffnet ER eine Neue!

    Und vor Allem glaube ich auch, dass Gott uns so sehr liebt(nicht wie ein Mensch) sondern als Gott Vater persönlich, dass ER uns Niemals alleine lassen würde in all unseren „Fehlentscheidungen“….oder oder!
    Gott ist gut, immer und Allezeit!
    Und Er hat gute Pläne für uns Menschen…er sieht weit vorraus!
    Im Nachhinein erkennt man das dann….

    Vor Allem denke ich, dass auf jeder Entscheidung, egal wie sie aussieht, ein Frieden drauf liegen sollte.
    In unserem Herzen.
    Zu Viele Ratgeber sind auch nicht gut.
    Da kann auch Einiges kaputt geredet werden.

    Meistens bestätigt Gott ja auch nocheinmal, was ER in unser Herz gelegt hat.

    Die Entscheidung mit Gott sein Leben zu teilen, wie auch immer das aussehen mag ,ist die Beste Entscheidung die man treffen kann.
    Da hat man den besten Ratgeber, den es gibt.
    Geht mir zumindest so.

    Freunde sind wünschenswert, sollten aber keine Freunde da sein(man muss ja auch Vertrauen)….ist Gott selbst der beste Ansprechpartner und die innere Führung.
    Der heilige Geist selbst.

    liebe Grüße
    Meike

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