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Zahl der Hungersnöte steigt

Eigentlich will die internationale Gemeinschaft den Hunger bis 2030 besiegen. Dieses Ziel rückt derzeit in weite Ferne.

Kriege und Konflikte lassen die Zahl der hungernden Menschen weltweit weiter steigen. Wie die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, am Donnerstag bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2021 in Berlin sagte, litten 2020 etwa 811 Millionen Menschen an chronischem Hunger – sie nahmen also dauerhaft weniger Nahrung auf, als ihr Körper brauchte. Ein Jahr zuvor seien es noch rund 690 Millionen Menschen gewesen.

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Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ wies darauf hin, dass die Zahl der chronisch Hungernden bereits seit sechs Jahren kontinuierlich ansteigt. Hinzu kämen diejenigen, die zeitweise hungerten, etwa weil die Vorräte vor der neuen Ernte aufgebraucht seien. 2020 waren das den Angaben nach 2,4 Milliarden Menschen. Die Präsidentin des Hilfswerks, Dagmar Pruin, kritisierte: „Wenn ein Drittel der Weltbevölkerung nicht ausreichend zu essen hat, obwohl weltweit genug geerntet wird und die Getreidelager voll sind, läuft etwas dramatisch schief.“

155 Millionen von akutem Hunger betroffen

Von akuter Ernährungsunsicherheit, einer extremen Form von Hunger, waren laut Welthunger-Index im vergangenen Jahr 155 Millionen Menschen betroffen, fast 20 Millionen Menschen mehr als im Jahr 2019. Knapp 30 Millionen Männer, Frauen und Kinder drohten 2020 zu verhungern. Vor allem afrikanische Länder südlich der Sahara und Südasien verzeichnen dem Index zufolge Hungersnöte.

Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, wies auf die Lage im Jemen und in Somalia hin, wo Getreidespeicher und Brunnen Ziele von Angriffen würden und Märkte nicht mehr funktionierten. In der Konfliktregion Tigray in Äthiopien seien Menschen akut vom Hungertod bedroht. Für Hilfsorganisationen sei es schwierig, die Region zu erreichen. Die Welthungerhilfe fordert vor diesem Hintergrund die Vereinten Nationen und ihre Mitgliedsstaaten auf, hier das humanitäre Völkerrecht zu stärken und das Aushungern von Menschen als Kriegsverbrechen konsequent zu verfolgen.

Hungerkrisen sind menschengemacht

Der Berater der Hilfsorganisation Misereor, Atsbaha Gebre-Selassie, beschrieb die menschengemachte Hungerkrise in Tigray: Gewaltsame Militärangriffe hätten Menschen daran gehindert, ihre Ernten einzufahren. „Soldaten plünderten alle gespeicherten Getreidevorräte und Lebensmittel in verlassenen Siedlungen, schlachteten Tiere. Wasserbrunnen und Küchenutensilien wurden zerstört, Obstbäume gefällt.“

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Verschlimmert wird die Lage in Konfliktregionen und armen Ländern noch durch die Folgen der Corona-Pandemie und die Klimakrise. Die Pandemie führt laut Welthunger-Index gerade bei armen Menschen mit unsicheren Jobs zu Einkommensverlusten durch Quarantäne und staatlich verhängte Ausgangsbeschränkungen. Hinzu kämen weniger Lebensmittelimporte und höhere Preise. Da in armen Ländern den Angaben zufolge Menschen 60 bis 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, wird bei steigenden Preisen weniger gegessen.

Klimakrise führt zu mehr Hunger

Die Klimakrise wiederum führt zu mehr Hitzewellen, Dürren und Überflutungen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen geht davon aus, dass bei einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zusätzlich 189 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein werden. Die Hauptlast werden der Organisation zufolge arme Menschen tragen, die von Landwirtschaft, Fischerei und Viehzucht abhängig sind. Im Süden Madagaskars seien aktuell Zehntausende von Menschenleben in Gefahr. Wegen mehrerer Dürreperioden litten fast 1,1 Millionen Menschen unter akuten Hunger.

In Westafrika sind ebenfalls Millionen Menschen von Hunger und Armut bedroht. Laut einem Bericht von Oxfam und Development Finance International (DFI) planen dort 14 von untersuchten 16 Ländern, ihre Staatshaushalte in den nächsten fünf Jahren insgesamt um gut 23 Milliarden Euro zu kürzen, um die durch die Pandemie bedingten Verluste auszugleichen. Dabei gebe es einen dringenden Bedarf an Investitionen in öffentliche Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit.

Link: Hier finden Sie das Jahrbuch zum Recht auf Nahrung von „Brot für die Welt“ und FIAN Deutschland. (englisch)

Quelleepd

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