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Jesus und die sieben Zwerge: Wie glauben Kinder?

Oft stehen wir bei Drei- bis Sechsjährigen vor dieser Frage: Wie „glauben“ die Kleinen eigentlich – und welche Auswirkungen hat das? Welche Glaubensinhalte können wir ihnen vermitteln – und vor allem: wie?

Von Steffi Hillig

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Drei- bis Sechsjährige glauben anders als Erwachsene, das sollte uns bewusst sein. Sie kommen von ihrem eigenen Erfahrungshorizont her. In dieser Andersartigkeit liegt keine Wertung – der Glaube der Kinder ist qualitativ nicht weniger wert als unser Erwachsenenglaube. Die Basis dieses Glaubens wird schon im Säuglingsalter durch die Erfahrungen mit den Eltern gelegt, sagt der Psychologe E. H. Erikson: Wenn Eltern sich fürsorglich um das Kind kümmern, dann entwickelt es ein Grundvertrauen. Das ist die Basis für den Glauben. Auch der Theologe James W. Fowler geht davon aus, „dass sich durch das im Säuglingsalter erfahrene Urvertrauen zu den Bezugspersonen bereits ein undifferenzierter Glaube ausprägt. Dieser Glaube kann sich in der frühen Kindheit vor allem durch das Erzählen von Geschichten weiterentwickeln.“ So haben Kinder ganz unterschiedliche Voraussetzungen für den Glauben, weil sie zu Hause ganz unterschiedliche Dinge erlebt haben. Mit diesen unterschiedlichen Grundbedingungen machen sich Kinder ein Bild von Gott und vom Glauben, und dieses Bild entwickelt sich mit der Zeit weiter.

Magisches Weltbild

Doch wie sieht dieser Glaube nun konkret aus? Grundsätzlich ist die Beziehung des Kindes zu Gott eine Liebes- und Vertrauensbeziehung – oder eben eine Misstrauensbeziehung, je nach Erfahrung des Kindes. Trotz der unterschiedlichen Erfahrungen, die die Kinder gemacht haben, hat ihr Glaube aber einige gemeinsame Grundzüge. James W. Fowler nennt es einen „intuitiven-projektiven“ Glauben. Das Kind besitzt in diesem Alter ein magisches Weltbild: „Es donnert, weil der Himmel böse auf uns ist!“ Es macht viele neue Beobachtungen und konstruiert sich daraus eine eigene, magische Geschichte. Dabei ist Gott der „oberste Macher“. Das Kind hat kein Problem, an Gott zu glauben, der es versorgt und seine Wünsche erfüllt. Aber ebenso glaubt es an den Weihnachtsmann und an die Sieben Zwerge. Manchmal wird alles noch zusammen und auch durcheinander geworfen. So wohnt Jesus bei den Sieben Zwergen hinter den Sieben Bergen, und Gott kann man wie dem Weihnachtsmann eine Wunschliste geben.

Direktes Erleben

Das Kind im Kindergartenalter erschließt seine Umwelt durch das direkte Erleben. Es will und muss ergreifen und mit allen Sinnen erfassen, was es begreifen will oder soll. Das gilt auch für den Glauben. Und so beruht auch sein Bild von Gott auf den eigenen Erfahrungen mit der Umwelt. Kinder übertragen das, was sie mit uns erleben, auf Gott. Sie schließen von der Begegnung mit uns darauf, wie Gott zu ihnen ist. So prägt unsere Art und Weise, wie wir dem Kind begegnen, das Bild, das es sich von Gott macht. Und auch die moralischen und geistlichen Vorstellungen sind geprägt von dem, was das Kind bei Erwachsenen, vor allem bei seinen Bezugspersonen, beobachtet. Erst langsam kann es gut von böse unterscheiden; dabei gilt als gut, was nicht bestraft wird. Kindergartenkinder kennen zwar das „schlechte Gewissen“, aber Sündenerkenntnis ist noch nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.

Wörtlicher Glaube

Kinder in diesem Alter können nur sehr begrenzt abstrakt denken. Bildhafte Redewendungen werden oft wörtlich verstanden: „Jesus will in deinem Herzen wohnen!“ bedeutet für sie vielleicht: „Jesus will als kleines Männchen mit Sack und Pack in eine Drei-Zimmer-Wohnung in meinem Herzen einziehen!“ Oder „Jesus‘ Blut will uns reinwaschen“ – wir werden in eine Waschmaschine gesteckt und dort mit Blut gewaschen.

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Welche Folgen hat dies nun für unseren Umgang mit den Kindern, wenn…

…sich ihr Glaube durch Geschichtenerzählen weiterentwickelt?

Kinder im Kindergartenalter lieben Geschichten, und es ist das Medium, mit dem sie in diesem Alter am besten lernen. Sie hören gern, was wir erlebt haben. Deswegen können und sollten wir Kindern von Gott und seiner Fürsorge für uns Menschen erzählen. Dabei sollten wir bedenken, dass die Konzentrationsspanne bei Kindern noch gering ist. Als Faustregel gilt: Ein Kind kann pro Altersjahr eine Minute konzentriert zuhören. Daran sollten wir bei der Vorbereitung der Geschichte denken.

… sie ein magisches Weltbild haben?

Die Welt der Kinder ist voller magischer Zusammenhänge. Deswegen sollten wir vorsichtig sein bei der Vermittlung von „Wundergeschichten“. Schnell wird Jesus zu einem „Superman“, der alles kann: Er zaubert eben mal genug Brot und Fisch für fünftausend Menschen herbei. Das ist für die Kinder kein Problem. Doch wie Superman irgendwann aus der Realität der Kinder verschwindet und sie begreifen, dass er nicht existiert, so kann auch Jesus schnell aus ihrer Wirklichkeit verschwinden. Auch wenn wir beim Erzählen betonen, dass dieses Wunder tatsächlich passiert ist, dass es anders als bei Superman Wirklichkeit ist und nichts Magisches, wird das Kind doch den Unterschied nicht wirklich begreifen. Deswegen ist es wichtig, dass wir bei den Wundergeschichten den Schwerpunkt nicht auf das Wunder, auf das Unfassbare legen, sondern auf die Fürsorge und die Liebe Gottes zu uns. Er liebt und versorgt uns und geht dabei manchmal ungewöhnliche Wege.

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…sie ihre Umwelt durch das direkte Erleben erschließen?

Kinder sind darauf angewiesen, Dinge zu erleben. In unserer Verkündigung sollten wir ihnen ermöglichen zu erfahren, was wir ihnen vermitteln wollen. Wir sollten nicht nur über Geborgenheit reden, sondern ihnen die Erfahrung von Geborgenheit ermöglichen. Dabei sind wir gefordert, kreativ zu werden und Glaubensinhalte in die Welt der Kinder zu transportieren. Kinder wollen nicht nur von der Arche Noah hören, sie wollen sie bauen, sehen und erleben, wie sie schwimmt. Bei diesem Erleben und Erfahren sollten so viele Sinne wie möglich angesprochen werden. Denn Kinder brauchen diese Erfahrung, damit ihr Glaube wachsen kann.

… das Erlebte ihr Gottesbild prägt?

Bei diesem Erleben spielen die Beziehung von uns zum Kind und unser Umgang mit dem Kind eine wichtige Rolle. Unsere Beziehung zum Kind prägt sein Gottesbild. Es erfährt Gottes Liebe durch die Art und Weise, wie wir es behandeln und mit ihm sprechen. Kinder müssen erfahren, was Treue und Verlässlichkeit, was Liebe und Annahme, Zuwendung und Geborgenheit sind. Wir können den Kindern nicht erzählen, dass Gott sie bedingungslos annimmt, wenn sie es nicht bei uns (trotz all unseres Versagens und Schuldigwerdens) auch erfahren. Wir sollten den Kindern in Worten und Taten zeigen, dass Gott sie liebt. Denn diese Erfahrungen sind die ersten Schritte dazu, dass das Kind Gottes Liebe und Gnade versteht.

… sie nur begrenzt abstrakt denken können?

Wir sollten auf abstrakte Redewendungen wie zum Beispiel „Jesus will in deinem Herzen wohnen“ verzichten, damit sich keine falschen Bilder im Kopf des Kindes festsetzen. Wir sollten eher Bilder aus der Welt des Kindes verwenden und zum Beispiel davon sprechen, dass „Jesus unser bester Freund sein will“. Auch Begriffe, die ein abstraktes Denken voraussetzen – Sünde, Vergebung, Buße, Umkehr usw. – sind für das Kind nur sehr schwer zu begreifen. Deswegen sollten sie nicht der vorrangige Inhalt der Geschichten für dieses Alter sein – vor allem, weil das Kind noch keine beziehungsweise nur eingeschränkte Sündenerkenntnis besitzt. Auch den tieferen Inhalt von Gleichnissen wird es nur schwer verstehen und nachvollziehen können. Wir können und sollten Drei- bis Sechsjährigen von Jesus erzählen. Denn wie schon erwähnt, entwickelt sich ihr Glaube durch das Hören von Geschichten. Es sollten Geschichten sein, die die Liebe Gottes und Jesu zu den Menschen zeigt. Geschichten, die dem Kind zeigen, dass es von Gott gewollt, geliebt und angenommen ist. Die Religionspädagogin Regine Oberle schreibt dazu: „Wesentlich für die religiöse und moralische Entwicklung ist die Vermittlung einer positiven Lebenseinstellung. Lebensfreude und die Erfahrung bedingungsloser Liebe führen zu einer religiös und moralisch motivierten Verantwortungsbereitschaft für andere. Lebensfreude und Selbstvertrauen gilt es zu vermitteln.“ Das erfordert von uns Zeit und Einsatz. Zeit zum Zuhören, Kennenlernen, Geschichten erzählen, Spielen, Reden…


Dieser Artikel ist zuerst im Magazin „Kleine Leute – Großer Gott“ erschienen, das wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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