Verlag: SCM Hänssler
Seitenzahl: 288
ISBN: 9783775161411

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Nancy Mehl und Heide Müller (Übersetzer): Die Prüfung

Ein christlicher Krimi – geht das überhaupt? Die amerikanische Autorin Nancy Mehl hat diesen Spagat gewagt. Die gläubige FBI-Agentin Kaely Quinn fährt zu ihrer krebskranken Mutter, um ihren Bruder bei deren Pflege zu unterstützen. Doch in dem Ort treibt ein brutaler Brandstifter sein Unwesen. Ein Haus nach dem anderen geht in Flammen auf, es kommt zu Toten und Schwerverletzten. Wer und was steckt dahinter? Als Profiler (Fallanalytikerin der Polizei) erstellt Kealy mit der Zeit ein Profil des Täters und stößt auf Vorkommnisse, die schon jahrelang zurückliegen. Dadurch gerät sie auch selbst in eine extrem bedrohliche Situation.

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Dies ist der zweite Band der Kaely-Quinn-Krimi-Reihe nach „Die Ankündigung“ (2020). Thematisiert wird darin auch das schwierige Verhältnis von Kaely zu ihrer Mutter und umgekehrt. Immer wieder verletzen sich diese beiden Menschen gegenseitig. Es fehlt an Vertrauen, Bitterkeit und enttäuschte Erwartungen werden sichtbar.

Gleich zu Anfang erfährt der Leser von einer etwas merkwürdigen Begegnung. Kealy erscheint eine tote Freundin. Das ist schon etwas makaber und befremdlich. Diese Geist-Freundin gibt Kealy Ratschläge, weist sie auf Ungereimtheiten hin, tröstet sie, hilft den Fall zu lösen. Sie erscheint ganz plötzlich und unvermittelt. Der Leser bekommt den Eindruck, Kealy sei schizophren, was aber wohl nicht stimmt. Auf der anderen Seite kann Kealy die Täter visualisieren. Sie erscheinen auf einmal und Kealy unterhält sich mit ihnen. Auch das erscheint mir etwas fragwürdig in einem christlichen Buch. Aber abgesehen von diesen beiden spirituellen Merkwürdigkeiten handelt es sich um einen richtig spannenden Krimi, den der Leser gut in einem Rutsch durchlesen kann. Leider kommt der christliche Glaube in diesem Buch nicht wirklich durch, auch wenn Kaely und ihr Bruder Christen sind, am Rande das Thema Vergebung und innere Heilung angesprochen wird. So bleibt es bei Trivial-Literatur mit psychologischem Touch. Und mancher gläubige Christ wird etwas skeptisch den spirituellen Erscheinungen gegenüberstehen.

Die ersten Kapitel sind ein bisschen hölzern geschrieben, das kann aber an der Übersetzung liegen, der Schreibstil wird im Laufe des Buches zunehmend flüssiger. Die handelnden Personen erscheinen nicht immer glaubwürdig und authentisch, die Handlung manchmal etwas abwegig, obwohl das Buch anscheinend gut recherchiert ist. Trotzdem bleibt es ein richtig spannendes Buch, das einen Mutter-Tochter-Konflikt aufzeichnet, in dem sich bestimmt mache Tochter oder Mutter wiederfindet. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen, aber es wundert mich, warum dieses Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist.

Von Brigitte Keune

Leseprobe (PDF)

ZUSAMMENFASSUNG

Ein spannender Krimi mit christlicher Protagonistin, psychologischem Touch und spirituellen Erscheinungen. Aber kein Buch, das aus christlicher Sicht von Nutzen wäre.
Ein spannender Krimi mit christlicher Protagonistin, psychologischem Touch und spirituellen Erscheinungen. Aber kein Buch, das aus christlicher Sicht von Nutzen wäre.Nancy Mehl und Heide Müller (Übersetzer): Die Prüfung