24 Jahre lang leitete Lazarus Chakwera die Pfingstkirche „Assemblies of God“, jetzt wird er ein ganzes Land führen: In einer historischen Wahl ist er am Wochenende zum Präsidenten Malawis gewählt worden.
Solche Geschichten schreibt nur das Leben: Im Mai 2019 sah es schlecht aus für Lazarus Chakwera. Denn sein Konkurrent, der bisherige Präsident Peter Mutharika, wurde zum Wahlsieger ausgerufen. Doch es kam anders als gedacht: Chakwera focht das Ergebnis beim Obersten Gericht an – und bekam Recht. Das Verfassungsgericht und das Oberste Berufungsgericht bestätigten Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen im Mai. Beispielsweise wurde auf den Wahlzetteln ungewöhnlich häufig Tipp-Ex verwendet.
Die obersten Richter ordneten Neuwahlen an. Alleine das ist historisch in der Geschichte Afrikas. Bisher gab so einen Fall dort nur ein einziges Mal – in Kenia 2017. Noch bemerkenswerter ist jedoch das Ergebnis der Wahl. Denn Chakwera konnte sich tatsächlich klar gegen Mutharika durchsetzen. Fast 59 Prozent der Wähler stimmten für ihn, der bisherige Präsident kam lediglich auf gut 39 Prozent der Stimmen. Dass eine annulierte Wahl und die anschließende Neuwahl zur Absetzung des Amtsinhabers führten, das gab es noch nie.
Überzeugter Theologe
Chakwera will jetzt vieles anders machen als sein Vorgänger. Orientierung gibt ihm dabei seine christliche Überzeugung. Der neue Landespräsident ist Theologe, promovierte in Illinois (USA). 2005 wurde er am Pan-Africa Theological Seminar zum Professor ernannt. Schon ab 1983 war er Ausbilder an der Theologieschule der Pfingstkirche Assemblies of God, ab 1996 Direktor. Von 1989 bis 2013 leitete er gar die Assemblies of God selbst. Sie gilt als größte Pfingstkirche der Welt.
2014 schließlich kandidierte er erstmals für die Präsidentschaft, damals noch ohne Erfolg. Für ihn war der Weg vom Kirchenleiter zum Politiker kein leichter. Er argumentierte nach eigener Aussage mit Gott, ob er den Weg wirklich gehen sollte. Jedoch: „Gott sagte: ‚Ich erweitere deine Amt als Prediger, sodass du Pastor einer ganzen Nation sein kannst“, sagt der 65-Jährige in einem Video.
Gegen Korruption
In seiner Antrittsrede versprach er den Malawiern „eine Regierung, die dient und nicht herrscht, die inspiriert und nicht nervt, die zuhört und nicht schreit, die für euch kämpft und nicht gegen euch.“ Er wolle gegen Korruption vorgehen und aus Malawi eine friedliche, wohlhabende Nation machen.
Fraglich ist, ob der ehemalige Präsident Mutharika das Ergebnis anerkennt. Er sprach bereits vor Veröffentlichung der Ergebnisse von „Unregelmäßigkeiten“, wie unter anderem die Deutsche Welle berichtet. So sollen seiner Aussage nach Wahlbeobachter geschlagen und eingeschüchtert worden sein. (nate)