Können „gefälschte“ Briefe einen Platz in der Bibel haben? Der Theologe Armin Baum hinterfragt die wissenschaftlichen Zweifel an der Echtheit der Paulusbriefe.
Von Armin D. Baum
Wie misst man eigentlich die geistige Leistung eines Theologen? Heutzutage an den möglichst zahlreichen Büchern und Aufsätzen, die er produziert. Das war bei Paulus anders. Er war zwar eine Art Theologieprofessor, hat diesen Beruf aber ausgesprochen ganzheitlich gelebt. Der christliche Cheftheologe hat keine dickleibigen theologischen Werke verfasst, sondern war in erster Linie Missionarund Gemeindegründer. Er hat auf seinen Missionsreisen insgesamt etwa 25.000 Kilometer zurückgelegt, davon rund 14.000 Kilometer auf dem Landweg. Als Missionar wirkte er primär durch das mündliche Wort. Einige seiner Predigten hat sein zeitweiliger Reisebegleiter Lukas in seiner Apostelgeschichte (in eigenen Worten) wiedergegeben.
Das Schriftenverzeichnis des Theologen Paulus
Das Schriftenverzeichnis des Apostels Paulus umfasst nur etwa 25 Titel, fast ausschließlich Briefe. Das Neue Testament enthält 13 Paulusbriefe. Sie werden nach den Gemeinden oder Personen benannt, an die sie adressiert sind. Darüber hinaus werden im Neuen Testament einige weitere Paulusbriefe erwähnt, die verloren gegangen sind: ein dritter und eventuell ein vierter Korintherbrief (1. Korinther 5,9; 2. Korinther 2,4) sowie ein Brief an die Gemeinde in Laodizea (Kolosser 4,16). Außerdem sind aus der alten Kirche mehrere Schriften erhalten geblieben, die den Namen des Paulus tragen: ein nur lateinisch überlieferter Laodizenerbrief, ein von Philippi aus geschriebener Korintherbrief, sechs an den Philosophen Seneca gerichtete Briefe und eine Paulusoffenbarung.
Die neutestamentliche Reihenfolge der Paulusbriefe
Die 13 neutestamentlichen Paulusbriefe sind nicht ihrer Entstehungszeit, sondern ihrer Länge nach angeordnet. Die neun Gemeindebriefe beginnen mit dem längsten Brief an die Römer, der rund 7.100 Wörter umfasst, und enden mit dem kürzesten, dem 2. Thessalonicherbrief, der nur etwa 800 Wörter lang ist. Anschließend folgen die vier an Einzelpersonen gerichteten Privatbriefe, ebenfalls der Länge nach sortiert.
Um die Paulusbriefe in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, kann man die Apostelgeschichte und einige außerbiblische Angaben zu Rate ziehen. Die 13 neutestamentlichen Paulusbriefe lassen sich in vier Gruppen einteilen und vier historischen Phasen im Wirken des Missionars und Gemeindegründers Paulus zuordnen.
Die Briefe der 2. und 3. Missionsreise
Paulus wurde im Jahr 31/32 n. Chr. Christ, etwa eineinhalb Jahre nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Innerhalb der folgenden 15 Jahre, in die auch seine erste Missionsreise fällt, schrieb er keine uns bekannten Briefe.
Auf seiner zweiten Missionsreise reiste Paulus in den Jahren 48-52 n. Chr. nach Achaja (Griechenland) und Makedonien (Apostelgeschichte 16–18). Eineinhalb Jahre verbrachte er in Korinth. Von Korinth aus schrieb er bald nach seiner Ankunft den 1. Thessalonicherbriefund gegen Ende seines Aufenthalts den 2. Thessalonicherbrief. Die Briefe sind sich in Aufbau, Inhalt und Sprache ähnlich.
Während seiner dritten Missionsreise (Apostelgeschichte 18–21) verbrachte Paulus rund drei Jahre in Ephesus (52-55 n. Chr.). Von da aus schrieb er um 54 n. Chr. den 1. Korintherbrief. Den 2.Korintherbrief schrieb er 55/56 n. Chr. aus Mazedonien. Der Römerbrief entstand in den drei Monaten, in denen Paulus sich gegen Ende der dritten Missionsreise erneut in Korinth aufhielt (57 n. Chr.). Schwerer ist es, das Entstehungsjahr des Galaterbriefes zu bestimmen. Da er inhaltlich eng mit dem Römerbrief und den beiden Korintherbriefen verwandt ist, könnte Paulus ihn ebenfalls auf der 3. Missionsreise verfasst haben.
„Gegen die (direkte und indirekte) Echtheit der neutestamentlichen Paulusbriefe gibt es keine durchschlagenden Argumente.“
Die Gefangenschaftsbriefe und die späten Briefe
Eine dritte Briefgruppe entstand nach der Gefangennahme des Paulus entweder in Cäsarea (57-59 n. Chr.) oder in Rom (60-62 n. Chr.). Der Philemonbrief, der Kolosserbrief und der Epheserbrief sind so eng miteinander verwandt, dass Paulus sie gleichzeitig an konzentrisch angeordnete Adressaten versandt haben dürfte: den Philemonbrief an einen christlichen Sklavenhalter in Kolossä, den Kolosserbrief an die Gemeinde derselben Stadt und den sogenannten Epheserbrief an alle Gemeinden in der römischen Provinz Asien. Den Philipperbrief, ebenfalls einen Gefangenschaftsbrief, schrieb Paulus in Rom.
Die Pastoralbriefe (1. und 2. Timotheus- und Titusbrief) stellen eine vierte und letzte Briefgruppe dar. Sie lassen sich am besten in der Spätzeit des Apostels Paulus unterbringen, die von der Apostelgeschichte nicht mehr abgedeckt wird. Die verfügbaren historischen Nachrichten legen den Schluss nahe, dass Paulus um 62 n. Chr. aus seiner zweijährigen römischen Gefangenschaft freigelassen wurde und auf einer letzten Reise erneut im Osten die Länder am Ägäischen Meer aufsuchte und im Westen bis nach Spanien kam. Auf dieser letzten Reise könnte er von Mazedonien aus den 1.Timotheusbrief nach Ephesus und von Ephesus aus den Titusbrief nach Kreta gesandt haben. Der 2. Timotheusbrief entstand in einer zweiten römischen Gefangenschaft, in der Paulus bald darauf in der Verfolgung durch Kaiser Nero (64-68 n. Chr.) als Märtyrer starb.
Von den 13 neutestamentlichen Paulusbriefen werden sieben weitgehend als echt anerkannt, während sechs mehr oder weniger umstritten sind. Am häufigsten werden die Pastoralbriefe als unecht eingestuft, etwas weniger häufig der Epheserbrief und vergleichsweise selten der 2. Thessalonicherbrief und der Kolosserbrief. Zu den wichtigsten Einwänden gegen die Echtheit der umstrittenen Paulusbriefe gehören die folgenden:
Die Endzeit im 2. Thessalonicherbrief
In einem Buch hat der Göttinger Neutestamentler Gerd Lüdemann den 2. Thessalonicherbrief als „die gröbste Fälschung des Neuen Testaments“ bezeichnet. Sein Hauptargument gegen die Echtheit des Briefes lautet: Während Paulus im 1. Thessalonicherbrief erwartet hat, dass der Tag des Herrn noch zu seinen Lebzeiten eintreten wird (1. Thessalonicher 4,13-18), weist der 2. Thessalonicherbrief die These zurück, dass „der Tag des Herrn nah“ ist (2. Thessalonicher 2,2). Und während der Tag des Herrn im einen Brief plötzlich kommt, wie der Dieb in der Nacht (1. Thessalonicher 5,1-11), wird im anderen betont, dass er erst im Anschluss an bestimmte Vorzeichen eintreten wird (2. Thessalonicher 2,3-10). Daher könne der 2. Thessalonicherbrief nicht von Paulus sein.
Allerdings handelt es sich bei diesen Unterschieden nicht um echte Gegensätze. Die im zweiten Brief zurückgewiesene Parole lautet nicht, der Tag des Herrn sei „nah“, sondern er sei „da“. Die Aussagen, der Tag sei „nah“ und der Tag sei noch „nicht da“, schließen sich nicht gegenseitig aus. Zweitens werden Vorzeichen der Wiederkunft Jesu auch in der Endzeitrede Jesu angekündigt (Matthäus 24,1-28), obwohl die Wiederkunft im selben Zusammenhang als plötzliches Ereignis bezeichnet wird (Matthäus 24,32–25,13). Wenn dieses Nebeneinander in der Endzeitrede Jesu möglich war, kann auch Paulus beide Aussagen miteinander verbunden haben, zumal beide Thessalonicherbriefe reichlich aus den Endzeitreden Jesu geschöpft haben.
Die Gemeinde im Epheserbrief
Ein Haupteinwand gegen die Echtheit des Epheserbriefs ist sein Gemeindeverständnis. In seinen unumstrittenen Briefen bezeichnet Paulus mit dem Singular „Gemeinde“ in der Regel eine einzelne Ortsgemeinde und entsprechend mit dem Plural „Gemeinden“ mehrere solcher Ortsgemeinden. So ist der 1. Korintherbrief an „die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist“, gerichtet (1. Korinther 1,2), während Paulus im Galaterbrief „den Gemeinden von Galatien“ schreibt (Galater 1,2). Der Epheserbrief dagegen bezeichnet mit „Gemeinde“ ausschließlich die weltweite Kirche. Daraus hat z. B. der bedeutende Marburger Theologe Werner Georg Kümmel gefolgert, dass der Epheserbrief nicht vom Verfasser des 1. Korintherbriefs stammen könne.
Allerdings bezeichnet Paulus die Gesamtheit aller Christen auch in seinen unumstrittenen Briefen als die „Gemeinde“ im Singular. Wenn er davon spricht, dass Gott „in der Gemeinde“ Apostel, Propheten und Lehrer eingesetzt hat (1. Korinther 12,28), ist damit nicht nur die Gemeinde in Korinth gemeint, sondern die gesamte Christenheit, der Paulus und die anderen Apostel dienen. Und auch das Bekenntnis des Paulus, er sei „ein Verfolger der Gemeinde“ gewesen (Philipper 3,6), bezieht sich auf die gesamte Christenheit, in einem sehr frühen Stadium.
Dass der sogenannte Epheserbrief sich im Unterschied dazu ganz auf die Gesamtgemeinde aller Christen konzentriert, erklärt sich sehr natürlich daraus, dass Paulus sich in diesem Schreiben nicht an eine Ortsgemeinde, nämlich die von Ephesus, sondern an die gesamte Christenheit der römischen Provinz Asien (in der heutigen Türkei) wandte. Als aussagekräftige Indizien gegen die Echtheit des Epheserbriefes kann man leichte Variationen im Ausdruck nur verwenden, wenn man von Paulus verlangt, in mechanischer Eintönigkeit immer gleich zu formulieren, und die unterschiedlichen historischen Umstände seiner Briefe außer Acht lässt.
Der Schreibstil der Pastoralbriefe
Am umstrittensten ist die Echtheit der Pastoralbriefe. Das liegt vor allem an ihrem Stil. Einerseits ist er mit dem der übrigen zehn Paulusbriefe eng verwandt. Andererseits fallen charakteristische Stil-Unterschiede auf: Die anderen zehn Paulusbriefen haben relativ viele Mängel im Satzbau – die Pastoralbriefe dagegen bauen die Sätze weitgehend korrekt. Der Wortschatz der Pastoralbriefe ist reicher als der der übrigen zehn Paulusbriefe. (Während beispielsweise der Philipperbrief nur 440 verschiedene Wörter enthält, finden sich im etwas kürzeren 1. Timotheusbrief 535 verschiedene Wörter.) Außerdem sind die Pastoralbriefe auch erheblich ärmer an kleinen unveränderlichen Wörtern (Partikeln) wie „doch“, „freilich“, „sehr“ als die zehn anderen Paulusbriefe.
Diese stilistischen Besonderheiten der Pastoralbriefe werden unterschiedlich erklärt: Paulus schrieb in Privatbriefen anders als in Gemeindebriefen, schrieb im Alter anderes als in jüngeren Jahren oder bediente sich in den Pastoralbriefen eines Sekretärs, dem er so viel Freiheit ließ, dass dessen eigener Stil mit einfloss. Besonders bemerkenswert erscheint mir, dass Mängel im Satzbau, ein geringer Wortschatz und viele Partikeln ein typisches Kennzeichen gesprochener Sprache sind. Dagegen weisen schriftlich formulierte Texte einen korrekteren Satzbau, einen größeren Wortschatz und weniger Partikelnauf. Daraus kann man in aller Vorsicht die Vermutung ableiten, dass Paulus die übrigen zehn Briefe mündlich seinen Sekretären diktierte, während er die Pastoralbriefe selbst geschrieben und dabei besonders sorgfältiger formuliert hat. Ein solches Szenario erklärt sowohl die großen stilistischen Übereinstimmungen als auch die maßvollen stilistischen Unterschiede. Während die zehn Briefe der gesprochenen Sprache näher stehen, weisen die drei Pastoralbriefe mehrere Kennzeichen schriftlich produzierter Texte auf. Es ist nicht notwendig, sie deswegen Paulus abzusprechen.
Die apokryphen Paulusbriefe
Darüber, dass die außerhalb des Neuen Testaments erhaltenen Paulusschriften unecht sind, ist man sich unter den Fachleuten einig: Der lateinische Laodizenerbrief ist ein Flickenteppich aus neutestamentlichen Pauluszitaten und sicher nicht mit dem in Kolosser 4,16 erwähnte Brief des Paulus identisch. Der apokryphe (dritte) Korintherbrief unterscheidet sich inhaltlich und stilistisch so stark von den neutestamentlichen Paulusbriefen, dass er unmöglich vom selben Autor stammen kann. Und die an Seneca gerichteten Paulusbriefe sowie die Paulusoffenbarung sind über ihren ganz unpaulinischen Stil hinaus erstmals um 400 n. Chr. bezeugt, dürften also erst Jahrhunderte nach Paulus entstanden sein.
Als echte Schriften des Apostels Paulus kommen nur die 13 Briefe in Frage, die die frühen Christen ins Neue Testament aufgenommen haben. Auch für die übrigen Anfragen an die Echtheit dieser Paulusbriefe lassen sich plausible Antworten finden. Gegen die (direkte und indirekte) Echtheit der neutestamentlichen Paulusbriefe gibt es, soweit ich sehe, keine durchschlagenden Argumente.
Dr. Armin D. Baum ist Theologe und Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. www.armin-baum.de

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen. Faszination Bibel wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.
„sollte Gott gesagt haben“ ist schon seit jeher die Schiene die der Widersacher Gottes fährt, um die Menschen zu verwirren.
Also Gottes Wort in Frage stellen, oder wie bei der Versuchung Jesu in der Wüste geschehen, Gottes Wort verdrehen und aus dem Zusammenhang reißen. Für uns wichtig, wie Jesus reagierte, nämlich ebenfalls mit der Schrift und der angemessenen Interpretation.
Übrigens: Jesus hatte kein Problem damit sich auf die Texte von z.B. 1 Mose zu berufen, er betrachtete sie als historische Gegebenheiten.
Jetzt kann man, die Göttlichkeit des Heilands infrage stellen, ihn auf seine Menschlichkeit reduzieren und unterstellen, er hat es nicht besser gewusst. Für mich eine unmögliche Variante, die unseren Glauben substanzlos macht. Eine Art, alles Übernatürliche herauszufiltern und am Ende bleibt ein jüdischer Guru übrig. Das ist armselig! Selbsgebasteltes Heimwerker-Evangelium hat nichts mit dem zu tun, was uns die Apostel überliefert haben und wir sollten zu unserem eigenen Nutzen in der „Apostel-Lehre“ bleiben!
Lieber Stammtischbruder: Selbstverständlich ist die ganze Bibel Gottes Wort, aber daß man Gottes Wort am Person und Werk Jesu – also hier vom Neuen Testament her – auslegen muss, schließt dies seit Martin Luther ein. Des hat nun garnichts zu tun mit der sogenannten Modernen Theologie. Wer alles wörtlich nimmt, der produziert eine Menge Widersprüche und häufig werden dabei auch nicht die unterschiedlichen Literaturformen der Texte berücksichtigt. In weiteren verweise ich auf meinen unten angefügten Kommentar.
7 Paulus-Briefe im NT sind weitgehend echt, schreibt Dr. Baum. Was heißt „weitgehend“?
Wenn man die einleitenden Worte im NT von Ulrich Wilckens (Hochschullehrer und späterer Landesbischof) liest, heißt es beim 1. Korintherbrief „Es gibt Anlass, zu fragen, ob er als ein einziger Brief geschrieben oder vielmehr in der Korinther-Gemeinde in nachpaulinischer Zeit aus zwei verschiedenen Paulus Briefen nachträglich zusammengesetzt worden war.
Beim 2. Korinther-Brief geht es noch abenteuerlicher zu: der wurde angeblich aus 4 Paulusbriefen zusammengefügt.
Ich bin Dr. Baum von Herzen dankbar, dass er das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift nachdrücklich stärkt.
Für mich ist Jesus Gottes Sohn
Es war im Altertum durchaus üblich, fremde Texte unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Aber es muss bei Paulus auch nicht so gewesen sein.
Liebe Chey, es soll nicht besserwisserisch klingen: Die Verbalinspiration ist immer eine fragwürdige Form der Theologie, dienoch nicht einmal die Wachturmgesellschaft der JZ sich leisten kann. Sodass sie eben hier für wörtlich hält, was sie dafür halten will und anderes, was ihr nicht in den Kram passt, eben auch nicht. Aber leider glauben viele Evangelikalen in den USA glauben felsenfest daran, die Bibel wörtlich zu nehmen. Sodaß es die abgrundtiefste Begründungen braucht, um die zahlreichen Widersprüche der Bibel irgendwie doch noch zu überbrücken. Im Grunde werden damit nicht nur fast sämtliche Wissenschaften vom Universum, der Entstehung des Lebens auf der Erde und sogar alle Literaturformen der Bibel hier vollständig negiert: Also Texte die nur lehrreich sind (Noah, die Sintflut, Jona im Walfisch). Oder eine solche, die eigentlich als ein gutes Antikes Glaubensbekenntnis und auch als Schöpfungshymnus gedacht ist: Hier also dann die gesamte Schöpfungsgeschichte von Adam und Eva bis zum Turmbau zu Babel. Sinn hat die Schöpfungsgeschichte für den Glauben an die Wahrheit: Gott ist Schöpfer der Welt, Menschen und allen Lebens. Ohne Gott und Menschlichkeit (siehe Turmbau zu Babel) verstehen sich die Menschen nicht mehr. Da kann jeder an heutige Terrorregime denken.
Ebenso im Neuen Testament sind manche Texte nur sprichwörtliche Wahrheit: Etwa daß der Berg notfalls auch zum Propheten gehen kann. Oder als Petrus wegen seinem (großen) Glauben (nicht) über das Wasser laufen kann. Ich bin fest davon überzeugt, daß man nach Martin Luther und so so heutiger Theologie in den beiden großen Kirchen, die ganze Bibel anhand Wort und Werk Jesu auslegen muss und sollte. Die Bibel gewinnt so durch die „Sachinspiration“ große Ernsthaftigkeit. Für mich bedeuten das Bibelesen, daß Gott mir antworten kann. Insofern ist die Bibel schon von daher Wahrheit, weil sie nur existiert und Gott alles erschuf (auch die Bibel) aufgrund der Existenz des Universums, dieser Erde, von und Menschen und viele Glaubens- und ebenso Gotteserfahrungen von Menschen aus 3000 Jahren. Leider allerdings auch unguter alttestamentliche Propaganda angeblicher Kriege Gottes. Sodann von Irrtümern, Vorurteilen, Übermittlung vergangener Weltbilder und auch hier überholte Moralvorstellungen durch Missverständnisse: Homosexualität wurde im Altertum nur mit gefährlichen und menschenverachtenden Ritualen, auch in der Form von menschenverachtenden Orgien angesehen. Sogar Nacktheit als solche galt im Altertum als eine sehr große Sünde. Noah wurde seine Blöse, nach einem übertriebenem Weingenuss und völlig entlößt daliegend, von rückwärts eintretenden Söhnen sofort zugedeckt. Dies war damals eine ganz große Schande, aber die Bibel berichtet es in großer Wahrheitsliebe trotzdem. Auch wenn Noah nicht unbedingt eine historische Gestalt abbildet, aber in Art der Bibel über die Bewahrung Gottes in allergrößter Not predigt. Die Bibel lässt die Kritik auch an großen Bibelgestalten sehr gerne zu.
Jesus war nie Schriftgelehrter, (kein damaliger Theologe), sondern (auch) ein großer Reformer des Judentums, was auch sehr die dortigen nicht mehr aktuellen über 300 Ritualgesetzen nötig machten. Er wollte, daß unter Glaube, Liebe und Hoffnung nur die Liebe (Gottes) absolute Priorität besitzt. Für mich ist Jesus daher auch derjenige Mensch, wie ihn sich Gott wünschte und in dessen Seele er ganz lebte. Er ist für mich daher im Vollsinn auch immer der Gottes Sohn, der für mich am Kreuz gestorben ist und mich unwiderruflich erlöste. Aber wie auch immer: Der Glaube ist ein sehr großes Vertrauen, aber keine Physik und nie überzogene Dogmatik. Gott lässt sich nicht erklären, sondern müssten Erklärer göttlich sein.
Heute steht es nebeneinander, sich auch nicht ausschließend: ERSTENS der Glauben an Jesu Präexistenz und dann wäre er seit Ewigkeiten Teil von Gottes Wesen. Oder ZWEITENS die immer schon wichtige Adoptionsthypothese, daß nämlich Jesus von Gott gewissermaßen adoptiert wurde und (sinnbildlich) dann an Himmelfahrt in seine Regentschaft eingesetzt ist. Die Urgemeinde hat ihn später als Sohn Gottes gewissermaßen jenen Ehrentitel „Sohn Gottes“ verliehen. Jesus von sich selbst immer als Menschensohn sprach, also durchaus trotzdem Messias und von Gott Gesandter.
Und selbstverständlich gibt es Sekundärquellen. Jesus sprach aramäisch, durch die Übersetzung in die griechischen Sprache ist vieles auch von der Liebenswürdigkeit sowie guter Poesie seiner Aussagen, die uns mittelbar überliefert werden, leider auch untergegangen. Insbesonders letztlich bei der Rückübersetzungs ins aramäische. Bestimmte Begriffe gab bzw. gibt es nicht in der griechischen Sprache Für mich ist Jesus die Liebe Gottes in Person und es macht daher keinerlei Unterschied ob ich von Jesus oder Gott selbst rede. Die beiden Hypothesen spielen keinerlei Rolle in unserer heutigen Theologie, weil hier niemand etwas wie in der Physik beweisen kann. Für mich ist die Nachfolge Jesu wichtig, für mich ist er Gottes Sohn.
„Glaubt man verbalinspiriert, ist der gesamte Inhalt der Bibel von Gott.“
Die Bibel als Kanon von Schriften ist von Menschen zusammengestellt. Darin können sich sowohl verbalinspirierte Werke als auch reine Menschenwerke enthalten sein. Pauschalisieren bringt da nichts.
Aber welche? Und damit bist du wieder bei der 2. Möglichkeit.
Dieser Streit wird wohl noch Jahrhunderte Theologen mit Lohn und Brot versorgen, hat also sein Gutes.
Dabei ist es völlig egal, ob diese Briefe wirklich von Paulus sind.
Glaubt man verbalinspiriert, ist der gesamte Inhalt der Bibel von Gott.
Glaubt man es nicht, ist alles inhaltlich (!) zu diskutieren und kann in Frage gestellt werden, da Jesus selbst keine Schriften hinterlassen hat, es sich also sämtlich um Sekundärquellen (oder noch entfernter) über ihn und seine Aussagen handelt.