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Ist Liebe eine Entscheidung?

Gefühle kommen und gehen. Doch was ist dann mit der Liebe? Kann sie überhaupt Grundlage einer lebenslangen Verbindung sein?

Von Michael Hübner (Leiter der Beratungspraxis und Stiftung Therapeutische Seelsorge)

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„Was soll ich machen? Die Liebe zu meiner Frau ist verloren gegangen! Irgendwann in den vergangenen Jahren habe ich sie unmerklich verloren. Ich habe es erst gar nicht gemerkt. Jetzt ist sie fort. Passen wir wirklich zusammen?“ Vor mir sitzt ein Mann, er schaut mich fragend an.

Kennen Sie das auch? Wo sind denn die Schmetterlinge im Bauch geblieben, die uns – total verschossen – zu den verrücktesten Kapriolen verführten? Was ist mit den Gefühlen, die mich beflügelten und zum Schwärmen brachten, die die Probleme klein erscheinen ließen und für die Zukunft so viel Flow gaben?

Was mache ich, wenn mir mein Partner gar nicht mehr so liebenswert erscheint, wenn immer wieder negative Gedanken aufkommen? Dann beschleicht manche der Neid, wenn sie sehen, dass andere Paare scheinbar glücklicher sind, mehr Zuneigung zueinander haben, immer noch verliebt sind. Was soll man da nur machen?

Von der „Zweckehe“ zur „Liebesehe“

Bevor wir dieses Dilemma verstehen, zunächst ein kurzer Blick in die Geschichte der Ehe: Wir kommen aus einer Vergangenheit, in der Liebesgefühle in der Ehe als zweitrangig galten. Frühere Generationen sahen in dem Bund fürs Leben zunächst eine zweckmäßige Wirtschaftsgemeinschaft. Hier wurden die Rollen aufgeteilt. Hier wurde für den Nachwuchs gesorgt. Zudem war ein gewisses Grundkapital Voraussetzung zur Eheschließung. Nur ein Bruchteil der Deutschen durfte heiraten.

Im 19. Jahrhundert dann rumorte es in der Gesellschaft. Unverheiratete Jugendliche lebten ehelos zusammen. Dem trat Otto von Bismarck entgegen. Durch ihn wurde es 1876 gesetzlich möglich, dass jeder die Ehe schließen durfte. Die „Liebesehe“ löste fortan zunehmend die „Zweckehe“ ab.

Der dünne Faden der Liebe

Heute hängt der Bestand der Ehe nahezu ausschließlich an einem oft dünnen Faden, den wir mit dem Gefühl „Liebe“ bezeichnen. Dennoch: Liebe gilt bei vielen älteren Paaren bis in unsere Tage als „Gefühlsduselei“. Gefühle werden weggeschlossen, oft verächtlich angesehen und manchmal sogar mit Ironie bedacht. Ein protestierender, pubertierender Teenager stellte das für den Papa gekaufte Bier diesbezüglich vielsagend unter dessen Stuhl, mit der Bemerkung: „Papa, so wie du mit Mutti umgehst, müsste das Bier in deiner Nähe auf jeden Fall kalt werden …“.

Es fällt uns allen heute schwer, den oft morschen Faden des Gefühls „Liebe“, an dem der Bestand der Ehe scheinbar hängt, stabil zu halten. Dass bei vielen mittlerweile das Motto gilt: „Mach, was dein Herz dir sagt!“, macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Viele sind der Überzeugung, dass ihr Bauchgefühl ihnen schon den richtigen Weg zeigen wird. Wenn dann aber das Gefühl der Liebe verloren gegangen ist, dann scheint es keinen Ausweg für die Beziehung zu geben.

„Diese romantische Liebe ist ein Ziel, das man schwer aufgibt.“

Rudolf Dreikurs
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Im Englischen fällt man in die Liebe („to fall in love“), und genauso empfinden es viele. Wer sich verliebt, entscheidet sich nicht dafür, es passiert einfach. Und manche Paare fragen mich Jahre danach: „Waren wir wirklich verliebt?“, „Waren wir genügend verliebt?“, „War ich nicht noch viel zu jung?“, „… zu unbedacht?“, „… zu …?“ und stellen damit ihre Beziehung besonders in Krisenzeiten infrage.

Darauf möchte ich Rudolf Dreikurs aus seinem Buch „Die Ehe, eine Herausforderung“ antworten lassen: „Diese romantische Liebe ist ein Ziel, das man schwer aufgibt. Liebe soll eine geheimnisvolle Kraft sein, gegen die wir machtlos sind, und wir haben gar keine Lust, diese Gedanken fallen zu lassen, so wie wir einmal unsere Kindermärchen aufgeben mussten. Ist es nicht so: Wir wünschen uns insgeheim am liebsten, dass wir von Sinnen wären und mitgerissen würden.

Dazu gehören die richtige Dosis Herzschmerz, Schlaflosigkeit und die Unfähigkeit, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Füge dem noch ein Quentlein Eifersucht hinzu (mehr würde das Gebräu verderben), und du hast das geheimnisvolle Rezept der romantischen Liebe.“ Und er fährt fort: „Wie können wir sicher sein, dass wir wirklich lieben, wenn wir nicht dauernd ein merkwürdiges Gefühl in der Brust oder im Bauch haben, verbunden mit dem heftigen Verlangen, mit dem oder der Geliebten zusammen zu sein?“

Der Mensch ist auch in seinem Fühlen nicht willenlos. Wir sind unseren seelischen Funktionen und Trieben nicht ausgeliefert.

Doch Gefühle haben eben keine Eigenmacht, auch wenn es so scheint. Der Mensch ist auch in seinem Fühlen nicht willenlos. Wir sind unseren seelischen Funktionen und Trieben nicht ausgeliefert. Gefühle sind immer deine Gefühle. Sie gehören dir. Sie werden von dir entwickelt und bestimmt.

Du selbst bist es folglich, der sie verstehen und ändern kann. Der Mensch ist das einzige Wesen auf dieser Welt, das sich in Gedanken neben sich stellen und sich selbst beurteilen kann. Diese Gedanken produzieren unbewusst Gefühle. Vor unseren Gefühlen waren also immer zuerst die Gedanken, die uns meist gar nicht klar sind.

Wir brauchen die Liebe

Liebe unterstützt, wie jedes andere Gefühl, die grundsätzlichen Absichten eines Menschen. Das heißt, dass jeder das Gefühl von Liebe braucht, …

… um sich dauerhaft an einen Menschen binden zu können.

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… um mit den schwierigen Seiten des anderen leben zu können

…. um sich ihm vertrauensvoll öffnen zu können.

… um sich ihm bis in den intimsten Bereich hingeben zu können.

Was ist aber nun zu tun, wenn genau diese Liebesgefühle fort sind? Was, wenn man sie wiederfinden möchte? Tatsache ist: Es gibt da keinen Mechanismus in uns, dem wir einfach ausgeliefert wären. Gefühle folgen immer dem Denken auf dem Fuß. Es gilt also immer zuerst, sich der eigenen Gedanken und Motive bewusst zu sein. Liebesgefühle zielen immer auf innigste Gemeinschaft.

Verlust von Liebesgefühlen als hilfreiches Signal

Wenn ich aber den anderen in der Partnerschaft verändern, erziehen will oder nicht akzeptieren kann, werden auch keine Liebesgefühle entstehen. Wenn ich mich vom anderen bewusst distanzieren will, etwa aufgrund von Verletzungen, können auch keine Liebesgefühle entstehen. Wenn für mich grundsätzlich wichtige Voraussetzungen in der Partnerschaft nicht gegeben sind, etwa eine Ausgewogenheit von Nähe und Distanz, können keine Liebesgefühle entstehen.

Wenn die Ausgewogenheit von Geben und Nehmen fehlt oder ich mich auf den anderen nicht verlassen und ihm nicht vertrauen kann, wie können dann Liebesgefühle entstehen? Folglich kann der Verlust von Liebesgefühlen ein hilfreiches Signal dafür sein, dass grundsätzliche Themen der Partnerschaft auf den Tisch kommen und geklärt werden sollten.

Gefühle verändern

Ein Gefühl zu ändern, bedeutet immer zuerst das Denken, die Gedanken zu verstehen. Voraussetzung dazu ist der feste Entschluss, dass ich mich mit diesen Themen – vielleicht auch gegen meine eigenen inneren Widerstände – auseinandersetze. Resignation tötet hier alle Liebesgefühle, die sich entwickeln können.

Ich erinnere mich an einen Satz aus der Bibel, in dem Paulus die Christen ermutigt. In Römer 12,2 schreibt er: „Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht.“

Veränderung kann also dort beginnen, wo wir die Verantwortung für unsere Beziehung und dadurch auch für unsere Gefühle übernehmen. Gefühle kann man nicht bewusst verändern, aber unsere Absichten. Und wenn sich die Entschlüsse ändern, dann müssen sich die Gefühle dementsprechend wandeln.

„Nicht eure Liebe trägt die Ehe, sondern von nun an trägt die Ehe eure Liebe.“

Dietrich Bonhoeffer

Nur aus dieser Perspektive wird auch verständlich, wenn Jesus uns in Johannes 15,12 Liebe verordnet: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.“ Von Dietrich Bonhoeffer ist aus seiner „Traupredigt aus der Zelle“ erklärend dazu der bedeutsame und wichtige Satz überliefert worden: „Nicht eure Liebe trägt die Ehe, sondern von nun an trägt die Ehe eure Liebe.“ Das meint: Jede Partnerschaft trägt, je länger, je mehr, die Verantwortung dafür, die Beziehung so zu gestalten, dass Liebesgefühle entstehen können.

Liebe ist eine Entscheidung

Mit meinem anfangs genannten Ratsuchenden machte ich mich also, nachdem wir dies alles besprochen hatten, gemeinsam auf die Suche nach den Gedanken, die ihn im Blick auf seine Frau wirklich leiten. Dabei galt es jetzt eine reifere Form der Liebe zu verfolgen als die eines Jugendlichen.

Vor diesem Hintergrund war es nicht mehr schwer zu erkennen, wann und warum die Gefühle der Liebe verloren gegangen waren. Ein Prozess der Versöhnungsbereitschaft anstelle des Nachtragens war bei ihm angesagt. Es war neu für ihn, gute Gedanken der Liebe bewusst suchen zu wollen, festzuhalten und zu pflegen.

Die Liebe ist demnach eine beabsichtigte, entschlusskräftige Entscheidung des Denkens. Und diese Entscheidung setzt nach Römer 12,2 einen Prozess der Umwandlung von Gott in Gang, in dem wir bei allen Mühen einen „Rückenwind von Gott“ erwarten können, weil Liebe in der Ehe dem Willen Gottes entspricht.

Michael Hübner ist Leiter der Beratungspraxis und Stiftung Therapeutische Seelsorge. Die TS-Stiftung bietet deutschlandweit eine Seelsorger- und Eheberaterausbildung für christliche Gemeinden an (www.stiftung-ts.de).


Ausgabe 6/18

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Family erschienen. Family ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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4 Kommentare

  1. …und damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich mündet die Liebe dann auch in in die Tat. Das sehen wir im Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

  2. Nein, die Liebe ist keine Entscheidung des Denkens. Die Liebe ist eine Eigenschaft des Herzens, man könnte fast sagen, eine Charaktereigenschaft. Beschrieben wird sie in 1. Korinther 13, 4-7:
    „4 Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab.
    5 Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend.
    6 Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt.
    7 Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende.“
    Die Liebe gehört nach Galater 5, 22 außerdem zur Frucht des Heiligen Geistes. Die Liebe kommt von Gott (Er hat uns zuerst geliebt); verändert unser Herz, wenn wir mit ihm Gemeinschaft haben und fließt dann im besten Fall zu unserem Nächsten.
    Die Liebe kommt von Gott, die Rettung für unsere Ehe kommt von Gott. Wir dürfen ihn darum bitten, denn er ist der Erlöser.
    Mit unserem Denken allein kommen wir an eine unüberwindbare Grenze; Selbsterlösung durch Umdenken funktioniert getrennt vom Heiligen Geist nicht…

    • Ehrlicher Umgang mit Glaubensangelegenheiten

      Dies würde ich – lieber Dirk Grote – nicht so monokausal schreiben. Selbstverständlich ist die Liebe eine Eigenschaft des Herzens, der Gefühle bzw. der Emotionalität. Ebenso der Text in 1. Korinther 13 ist mein Lieblingsbibeltext. Und selbstverständlich ist Gott Liebe. Liebe kommt von Gott, wir bekommen sie kostenlos und bedingungsfrei geschenkt. Auch sollten wir die Liebe an alle Mitmenschen weiter verschenken. Aber Jesus war auch Realist. Auch wenn er gegenüber seinen Jüngern regelrecht enttäuscht war, dass sie mit ihm (vor seiner Kreuzigung) nicht wachen konnten. Aber seine Feststellung meint diese Realität: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“! Als evangelischer Christ finde ich es eine gute Aussage selbst des Papstes, er sei auch ein Sünder. Niemand ist vollkommen. Da etwa die Hälfte aller Ehe geschieden wird, oder Partnerschaften sich trennen, dürfte dies bei Christinnen und Christen genauso zutreffen: Trotz aller Bemühungen – weil Partnerschaften zwischen Menschen leider immer scheitern können. Daher bin ich barmherzig zu jenen, die nicht Frömmigkeitsleistungen vollbringen, weil eben unser Fleisch immer die Eigenschaft hat schwach zu sein. Sonst brauchten wir nicht Jesus, keine Erlösung und nicht das Geschenk, jeden Tag aus der Vergebung leben zu können. Und trotzdem: Ich darf denken, ich darf Erkenntnisse über mich erlangen, ich darf den guten Willen haben mein Leben zu verändern und dann darf ich auch Gott dabei um Hilfe bitten. Ich denke dass dies auch Menschen tun, die ihren christlichen Glauben praktizieren und die dann trotzdem in Partnerschaft und Ehe scheitern. Ich muss, auch wenn meine Partnerschaft stabil ist, auch anderen Menschen zugestehen, dass sie im Wollen des Guten versagen. Sagte nicht Paulus auch, dass er das Gute das er tun wolle nicht tue, aber Nichtgute das er nicht tun möchte, doch tut. Dies war ehrlich. Den guten Kampf des Glaubens darf man wollen, planen und beginnen. Aber den Sieg hat niemand in der Tasche. Vielleicht werden wir dann christlicher und demütiger, wenn wir beim Mitmenschen die gleichen Fehler sehen, die wir auch jeden Tag begehen.

  3. Niemals über jemanden den Stab brechen

    Ich bin davon überzeugt, „die Liebe ist (auch!!) eine Entscheidung“! Nicht umsonst stand in einer Zwischenüberschrift „Von der „Zweckehe“ zur „Liebesehe“? ein (gedachtes) Fragezeichen. Richtiger wäre, die Ehe – und eigentlich jede Art einer dauernden Partnerschaft – nicht in einer Alternative zwischen Zweck und Liebe zu sehen. Es gibt die Liebe – die nicht nur in jungen Jahren die Hormone wallen lässt, und vor der oft auch mancher Verstand kapituliert. Dies will ich nicht schlecht schreiben, denn diese Form der Liebe ist nicht ihre einzige Auftrittsweise. Es gibt die langmütige (also geduldige) Liebe, die nicht hadert, nicht zornig macht, die vieles zu ertragen versucht, oder auch jene die Jesus in seiner guten Bergpredigt versprachlichte: Als Liebender muss ich vielleicht ebenso den Balken aus meinem Augen ziehen, bevor ich meiner Partnerin abnötige, den Splitter aus ihrem Auge zu entfernen. Will sagen: Selbstkritik, ursächlich auch bei einer meist mühsamen Selbstreflexion zu finden, wäre ein hohes Gut in einer Beziehung. Dabei gehen Zerwürfnisse meist nicht auf große und unterschiedliche Philosophien oder Lebensentwürfe zurück, sondern werden durch vermeintlich unsensible Angewohnheiten des oder der anderen verursacht. Dies kann z. B. darin liegen, dass er nicht die Zahnpastatube verschließt. Oder sie ein klein wenig etwas anderes unter Ordnung im Haushalt versteht. Dann könnte man Verbindung halten und sich wieder festigen, wenn man – ein wenig zumindest – im Fehler des Gegenüber auch sich selbst erkennt. Oder zumindest einsieht: Ich bin auch nicht vollkommen. Ich würde es aber auch christlich nicht ideologisieren, man müsse eine Ehe nun unter allen Umständen aufrecht erhalten, auch wenn alle darunter unendlich leiden, oder gar offen Gewalt ausgebrochen ist. Früher sind die Menschen auch nur halb so alt geworden und waren gewissermaßen verdammt, bis zum Lebensende zusammen zu bleiben: Damit wenigstens der Mann die Frau oder die Frau den Mann im Alter betreuen oder pflegen konnte. Abrahams Ehe war mit seinen sechs oder sieben Frauen war eine andere als die von Maria mit Josef, und obwohl so unterschiedlich mussten sie beide ohne Standesamt auskommen. Heute wäre es christlicher von Menschen, die nicht mehr gedeihlich zusammen leben können, sich friedlich zu trennen. Ein hohes Ziel ist dabei, auch noch einvernehmlich für die Kinder bzw. Restfamilie da zu sein. Wir leben nicht mehr zu Zeit Mose, wo die Frau einfach aus dem Haus geworfen und mit dem Scheidungsbrief zur Unperson wurde. Im übrigen lassen sich so viele Christ*innen statistisch scheiden wie Nichtchristen, und beiden Seiten kann man fairerweise nicht unterstellen, sie gingen mit Trennung und Scheidung nur zum eigenen Nutzen um. Wer heute – zumal nach längerem Beisammensein als Paar – sich trennen „muss“ – ist alleine schon durch die Tatsache dieser Trennung mehr als genug vom Leben bestraft. Kirchliche Strafen wie bei der Katholischen Kirche bisher üblich, sind m.E. daher lebensfremd und absurd. Selbstverständlich ist Treue, im Gedenken an die Treue Gottes uns allen gegenüber, ein absoluter Wert an sich. Aber Werte wie Liebe, Treue, zumal Feindesliebe, Vergebung und Barmherzigkeit kann sich jede Christin und jeder Christ nur immer wieder und vielleicht täglich annähern. Wir sind nicht vollkommen, sondern gemäß dem gleichnamigen Bibelvers nach „mangelt es uns an dem Ruhm, den wir vor Gott haben sollten“! Und dieser Mangel an Unvollkommenheit macht unser Menschsein leider unvollkommen, aber verbesserungsfähig. Jeden Tag zu versuchen, mit Gottes Hilfe aus der Vergebung zu leben, würde ganz generell die Welt wie mit einem Quantensprung unendlich verbessern. Aber da wir anscheinend dazu nur mäßig in der Lage sein, und sich auch niemand selbst erlösen kann, bleiben wir so unvollkommen. Dies sollte aber genug Anlass sein, immer vor der eigenen Tür zu kehren und ansonsten wegen eigener Unzulänglichkeit mit anderen Menschen gnädig umzugehen. Ein Werturteil über einen Mitmenschen sollte nur in einem absoluten Ausnahmefall gefällt werden. Und niemals dürfen wir über andere den Stab brechen. Das tut Gott mit uns auch niemals. Im Gegenteil: 77×7 sollten wir anderen vergeben. Eigentlich auch Partnern

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