Jesus spricht dem kindlichen Glauben einen besonderen Wert zu. Was bedeutet das? Und was können Erwachsene von Kindern lernen?
Von Anja Gundlach
Es ist schon eine Weile her, da stellten wir in unserer Gemeinde die Kinder und das Kindsein in den Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang beschäftigten wir uns natürlich auch mit der besonderen Wertschätzung für Kinder, die Jesus gezeigt hat. Einzigartig klar wird diese Haltung, wenn Jesus sagt: „Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen.“ (Markus 10). Dieser Satz lässt mich seitdem nicht mehr los.
Jesus – zugleich hart und zärtlich
Um diesen Satz von Jesus zu verstehen, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, wie die Situation von Kindern in der Antike, also auch zur Zeit von Jesus gewesen ist. Kinder wurden betrachtet als Mängelwesen, sie waren keine vollwertigen Menschen. Kinder hatten keine Rechte, keinen eigenen Wert. Sie hatten nur eine Bedeutung in ihrem Nutzen für die Erwachsenen: Sie waren billige Arbeitskräfte, die Altersvorsorge der Eltern, die zukünftigen Soldaten … Besonders benachteiligt waren Mädchen, uneheliche, behinderte oder kranke Kinder. Die in der antiken Gesellschaft allgemein gängige Praxis des Aussetzens unerwünschter Kinder und ihre völlig legale Tötung durch den Hausvater war im Judentum allerdings verboten.
Das ist der Hintergrund, vor dem Jesus mit Kindern umgeht. Er zeigt ihnen gegenüber in Wort und Tat eine völlig andere Haltung als seine Umwelt. Und das bewegt mich besonders an der Geschichte im Markusevangelium. Denn sie zeigt zuerst mal, wie stark Jesus reagiert, wenn es um Kinder geht. Als die Jünger die Leute abwimmeln, die da ihre Kinder bringen, rastet Jesus nämlich richtig aus! Das drückt das griechische Wort eigentlich aus, das da in der Lutherbibel so lapidar mit „er wurde unwillig“ wiedergegeben wird. An keiner anderen Stelle im Neuen Testament wird von Jesus so eine heftige Reaktion geschildert!
Im Kontrast dazu steht dann seine unglaubliche Zärtlichkeit gegenüber den Kindern. Jesus wendet sich ihnen liebevoll zu und umarmt sie. An keiner anderen Stelle im Neuen Testament tritt Jesus so zärtlich auf: „Er herzte sie.“ Das griechische Wort meint auch schmusen, liebkosen. Größer könnte der Kontrast also nicht sein: Das härteste Wort in Bezug auf die Erwachsenen und das zärtlichste in Bezug auf die Kinder. Jesus redet nicht nur davon, dass Kinder wichtig sind. Er zeigt es mit all seinen Emotionen. Er lässt keinen Zweifel daran, wer für ihn und für Gott wichtig ist: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“
Drei Wegweiser zu Gott
Und dann sagt er weiter: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen.“ Wie Jesus das meint, ist gar nicht so leicht zu verstehen. Viele Ausleger haben in der Wirkungsgeschichte des Textes bis heute immer wieder versucht, diese Aussage von Jesus an bestimmte Eigenschaften von Kindern – im Gegensatz zu Erwachsenen – zu knüpfen: Kinder sind naiv oder unschuldig oder selbstlos oder vertrauensvoll usw. Und so sollen wir dann auch sein in unserer Beziehung zu Gott. Also: So naiv glauben wie ein Kind. Nicht nachdenken oder hinterfragen, wie es viele Erwachsene tun. Oder: Wir sollen Gott gegenüber so vertrauensvoll sein wie Kinder. Einfach alles hinnehmen, Gott wird schon wissen, was er tut …
Ich habe mich bei dieser Deutung immer schon unwohl gefühlt. Denn gerade auch als Mutter von drei Kindern weiß ich: Ja, Kinder können so sein. Aber genauso können sie auch ganz anders sein: gemein, anstrengend, bockig, hinterhältig, egoistisch. Wenn ich mir diese Spannung bewusst mache, merke ich: Wir sollten an dieser Stelle aufpassen, dass wir nicht eine Idealvorstellung von Kindern in den Text hineinlesen.
Darum finde ich eine Spur spannend und für mich auch sinnvoll, der andere Ausleger dieses Textes folgen. Sie gehen von der realen, objektiven Situation von Kindern in der Antike aus, die ich schon kurz skizziert habe. Denn diese Lebensrealität von Kindern ist Jesus ja bewusst, als er das sagt. Jesus hatte keine Idealvorstellungen von Kindheit oder von Kindern. Darum denke ich, dass es Jesus bei seiner Aussage nicht um die Eigenschaften von Kindern geht, sondern um ihre objektive Lage und Situation! Und das ist etwas anderes. Dann geht es darum, was Kindsein damals bedeutet.
Und noch ein zweiter Aspekt ist hilfreich, um Jesus zu verstehen: der Blick auf weitere Texte, in denen er auf Kinder zu sprechen kommt oder sie sogar in den Mittelpunkt stellt. Das tut er vor allem in einem Zusammenhang: Wenn seine Jünger (!) darüber diskutieren, wer der Größte und Wichtigste im Reich Gottes ist.* Da stellt Jesus ein Kind vor seine Jünger und sagt: „Wenn ihr euch nicht ändert und werdet wie so ein Kind, dann werdet ihr nicht ins Reich Gottes kommen!“ Wenn also seine Jünger ihre Position im Reich Gottes diskutieren, ihre Statuskämpfe ausfechten, dann setzt Jesus ganz bewusst ein Kind dagegen. Vor diesem Hintergrund haben sich mir drei Perspektiven eröffnet, wie Kinder für mich Wegweiser zu Gott sind und warum ein erwachsener Glaube immer auch kindlich ist.
„Kinder sind Menschen, die sich nicht über Macht oder Status oder Leistung definieren – nicht in dieser Welt und auch nicht vor Gott.“
Kinder sind Menschen ohne Macht oder Status
Kinder haben keine Macht, keine Titel, keinen gesellschaftlichen Einfluss. Kinder definieren sich nicht über ihre Macht oder ihren Status. Damals bei Jesus sowieso nicht – und letztlich heute auch nicht. Doch selbst die Jünger, also „die Frommen“, streben nach Macht: „Wer ist der größte von uns!“ Oder sehen auf den Status: „Warum sollte Jesus sich mit Kindern abgeben, das sind ja nicht mal echte Menschen!“
Der Wert und das Streben nach Macht und Einfluss ist das, was jede Erwachsenengesellschaft kennzeichnet. Denn da gilt: Wer die Macht hat, bestimmt. Ist wichtig. Und wir finden das Streben nach Macht und Einfluss eben nicht nur in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. Nein, genauso finden wir es unter uns Christen. Aber Jesus macht an den Kindern klar: Im Reich Gottes gelten andere Maßstäbe! Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind – das heißt dann für mich: Definiere dich nicht über deine Macht. Über deinen Einfluss. Über deine Leistung, deinen Besitz, deinen Status. Nicht über dein Gehalt, deine Karriere usw. Definiere dich auch nicht über „fromme“ Statussymbole: Meine Kinder sind gläubig. Ich lese jeden Tag in der Bibel. Ich bin freikirchlich oder evangelisch oder katholisch … Kinder sind Menschen ohne Macht und Einfluss. Und als solchen Menschen gilt ihnen die bedingungslose Liebe Gottes!
Mich hat die Frage danach, worüber ich meinen Status definiere, was meinen Wert bestimmt, in den letzten Jahren sehr beschäftigt und tut es bis heute. Da war zuerst die Corona-Pandemie, in der mir 2020 und 2021 als Referentin beim Bibellesebund fast alle meine Veranstaltungen ausgefallen sind. Das hat meinen Selbstwert, meinen Status, ziemlich angekratzt! Auch vor Gott. Wer bin ich denn, wenn ich nicht (für ihn) arbeiten kann? Was denken die anderen über mich, wenn ich beruflich nichts leiste? Dann hatte ich im Dezember 2022 eine Corona-Infektion, aus der sich ein schweres Post-Covid-Syndrom entwickelt hat, das mich bis heute massiv einschränkt. Ich kann vieles nicht mehr machen, was zu meinem Leben „davor“ wie selbstverständlich dazugehörte. Das verschärft diese Frage natürlich noch: Was bleibt, wenn ich (fast) nichts mehr kann? Wer bin ich, wenn ich schwach bin? Was macht meinen Wert aus?
Für uns Erwachsene bedeutet doch „Erwachsen sein“ vor allem „die Kontrolle haben“ – über uns, über unser Leben, über andere. Uns darüber zu definieren. Genau da hält Jesus mir mit den Kindern als Menschen ohne Macht und Einfluss einen Spiegel vor. Denn als solchen Menschen gilt ihnen die volle Liebe Gottes!
Wie kann ich mit 57 Jahren erwachsen-kindlich glauben? Wenn ich meinen Erwachsenen-Stolz aufgebe –
meine Leistung, meinen Einfluss, meine Statussymbole. Ich muss meinen Stolz niederlegen vor Gott – nach meiner Erfahrung nicht nur einmal, sondern immer wieder. Kinder sind Menschen, die sich nicht über Macht oder Status oder Leistung definieren – nicht in dieser Welt und auch nicht vor Gott. Wenn ich meinen Stolz ablege, sehe ich die Tür, die mich ins Reich Gottes führt. Die Kinder weisen mir diesen Weg.
Kinder sind Menschen, die von Zuwendung leben
Dass Kinder von Zuwendung leben, existenziell angewiesen sind auf die Fürsorge durch andere, das stellt wohl niemand in Frage. Daran hat sich auch nichts geändert seit der Zeit, in der Jesus gelebt hat. Kinder leben von Zuwendung in allen Lebensbelangen: physisch, psychisch, emotional, ökonomisch, sozial. Der Säugling kann sich nicht selbst versorgen – nicht mit Nahrung und auch nicht mit Liebe. Auch nicht das Kleinkind oder das Schulkind. Kinder sind – im Normalfall! – auf die Fürsorge und Zuwendung anderer angewiesen. Das suchen sie sich nicht aus, das stellen sie nicht infrage. Und dafür schämen sie sich auch nicht.
Und diese Zuwendung meint nicht nur das Lebensnotwendige! Wenn mein Mann, als unsere Kinder noch klein waren, von einer Dienstreise nach Hause kam, war immer die erste Frage: „Papa, was hast du mir mitgebracht?“ Kinder genieren sich da nicht. Sie haben kein Problem damit, sich versorgen oder beschenken zu lassen! „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind“, damit meint Jesus: Hey, auch du als Erwachsene lebst zuerst von der gnädigen Zuwendung Gottes! Diese Zuwendung kannst und brauchst du dir nicht zu verdienen oder zu erarbeiten. Die kannst du dir nur schenken lassen. Doch gerade das fällt mir als Erwachsener so schwer. Ich will nicht angewiesen sein auf andere.
Von der gnädigen Zuwendung Gottes leben – dabei geht es um die innere Haltung, in der mir immer wieder neu bewusst ist, dass mir alles wirklich Wichtige im Leben geschenkt wird. Dass ich zuerst aus dem lebe, was ich empfange – und nicht aus dem, was ich mir verdiene oder erarbeite. Das Leben selbst ist so ein Geschenk. Die Luft, die ich atme. Die Erde, von der ich lebe. Es ist ein Geschenk, dass ich in einer Kultur und Familie aufgewachsen bin, in der ich meine Gaben entwickeln konnte. In der ich geliebt und gefördert wurde, den christlichen Glauben kennengelernt habe … Und auch hier ist mir meine aktuelle Krankheitssituation ein echter „Lernraum“ (ohne dass ich das jetzt „schön-reden“ oder geistlich überhöhen will!). Aber durch meine Verletzlichkeit und Schwachheit erlebe ich eine für mich existenzielle Angewiesenheit auf die Hilfe und Fürsorge anderer. Und ich darf erfahren, dass mir diese Zuwendung immer wieder geschenkt wird – von Gott und von Menschen!
Wie kann ich mit 57 Jahren erwachsen-kindlich glauben? Wenn ich lerne, jeden Tag neu aus der gnädigen Zuwendung Gottes zu leben. Das ist eine innere Haltung, zu der ich als Erwachsene immer wieder umkehren muss, umkehren will und umkehren darf. Hier geht es um eine befreiende Demut, in der ich mich wahrnehme als Empfangende: Ich lebe von der gnädigen Zuwendung Gottes. Wenn ich das tue, sehe ich die Tür ins Reich Gottes … Die Kinder weisen mir den Weg.
„Niemand sonst ist so voller Neugier wie Kinder. Weil sie Menschen sind, die am Anfang stehen. Sie sind Menschen, die mit weit geöffneten Augen leben – im Blick auf das Leben und auf Gott!“
Kinder sind Menschen am Anfang
Auch das ist eine objektive Gegebenheit. Kinder stehen am Anfang des Lebens. Kinder kommen mit einer einzigartigen Weisheit auf die Welt, aber sie haben noch keine Erfahrung und müssen viel lernen. Und das tun sie einfach. Nie lernt der Mensch so viel wie in den ersten drei Lebensjahren!
Kinder als Menschen am Anfang sind neugierig, denn vieles in dieser Welt und im Leben ist noch neu für sie! Sie stecken voller Erwartungen. Sie stecken voller Staunen über so vieles, woran wir Erwachsene uns gewöhnt haben. Das fasziniert und berührt mich auch besonders an Kindern. Niemand sonst ist so voller Neugier wie Kinder. Weil sie Menschen sind, die am Anfang stehen. Sie sind Menschen, die mit weit geöffneten Augen leben – im Blick auf das Leben und auf Gott!
Das steht im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen, die ich kenne. Und damit meine ich auch mich selbst. Viele von uns denken, dass sie irgendwann fertig sind mit dem Lernen. Aber das stimmt nicht – weder im Bezug auf das Leben und erst recht nicht in Bezug auf Gott. Denn wir sind Gott gegenüber immer am Anfang! Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind – damit stellt Jesus mir die Frage: Bist du, egal wie alt, so ein Mensch am Anfang Gott gegenüber? Also so lernbereit, so erwartungsvoll, so neugierig wie ein Kind? Wie kann ich mit meinen 57 Jahren erwachsen-kindlich glauben? Wenn ich immer wieder ein Mensch am Anfang werde. Wenn ich von Gott so viel erwarte wie Kinder vom Leben. Wenn ich mit weit geöffneten Augen glaube und lebe.
Und ganz ehrlich: Je älter ich werde, umso bewusster wird mir, wie sehr ich bei Gott am Anfang bin! Wie groß er ist. Wie viel es noch zu entdecken gibt und zu lernen bei ihm. Ja, das verunsichert mich auch immer wieder. Fordert mich heraus. Gerade auch in meiner momentanen Lebenssituation. Aber inzwischen weiß ich, dass das auch eine heilsame Verunsicherung ist. Denn die große Versuchung von uns als Erwachsenen ist es, dass wir denken, wir würden Gott „kennen“, über ihn Bescheid wissen. Auch ich habe schon so gedacht. Wir packen Gott in unsere Systeme – Glaubenslehren, Erfahrungen, Enttäuschungen, Theologien, Gemeindezusammenhänge … Damit machen wir ihn klein und passen ihn uns an. Anstatt Menschen am Anfang zu sein, wie Kinder es sind. Mit weit geöffneten Augen auf ihn zu leben. Ich möchte immer neu diesem (Anfänger-)Geist in meinem Herzen Raum geben. Wie ein Kind am Anfang des Lebens. Denn dann sehe ich die Tür ins Reich Gottes. Die Kinder weisen mir den Weg.
Wegweiser zur Freiheit
„Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen.“ Diesen Satz von Jesus höre ich als eine einzigartige, verlockende Einladung zu einem erwachsen-kindlichen Glauben. Denn ich spüre: Es liegt eine große Freiheit darin, eine Frau zu sein, die sich nicht über ihren Status definiert. Die aus der gnädigen Zuwendung Gottes lebt. Die immer neu von Gott überrascht wird, weil der Heilige Anfängergeist mich bestimmt. Und jedes Kind ist ein Wegweiser in diese göttliche Freiheit.
* vgl. Matthäus 18,1ff; Markus 9,33ff; Lukas 9,46ff
Anja Gundlach ist verheiratet mit Martin Gundlach und hat drei erwachsene Kinder. Sie hat evangelische Theologie studiert.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift AufAtmen erschienen. AufAtmen erscheint im SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.
Ja, Kindern fehlt wirklich Macht und Einfluss. Und sie haben den ganzen Lebensweg noch vor sich. Der Artikel bringt es gut auf den Punkt.
Ganz einfach ausgedrückt:
„Kinder haben einen Vater, den sie lieben, gehorchen und nachfolgen bis zum Schluss.“
Gott praktiziert sogar selbst Feindesliebe
GAST fasst hier (vermutlich auch meinen Kommentar) zusammen: „Kinder haben einen Vater, den sie lieben, gehorchen und nachfolgen bis zum Schluss“! Dazu wäre zu schreiben, daß ich – wie durchaus auch die Bibel – davon überzeugt bin, daß Gott ein besserer Vater und (auch eine bessere Mutter) ist als menschliche Eltern. Aber wie immer bei Vergleichen, die hier als Vergleiche dann allerdings keinesfall perfekt sein können, ist Gott mit seiner unendlichen Eigenschaften der Liebe natürlich nicht im direkten Vergleich mit einer Bestleistung für Eltern, sondern er ist schlicht und einfach Gott und unvergleichbar. Ich glaube nicht, daß der Himmel und auch Jesus, die Wertmaßstäbe der Welt anwenden, also gleiches hier mit gleichem zu vergelten. Das Evangelium ist gewissermaßen antizyklisch, Jesus schwimmt mit seinem Leben und auch seiner Bergpredigt gegen jeden Strom nicht nur der damaligen, sondern auch unserer jetzigen Zeit. Gott liebt seine Feinde, sonst müsste man hier postulieren, daß er seine Feinde nicht liebt und gleiches mit gleichem doch vergilt. Der Schöpfer aller Dinge ist nicht nur der Herr von allen Dingen, sondern auch das Gute in Person. Und Jesus hat damals auch die Feindesliebe praktiziert, weil er nicht nur für die Sünde aller Menschen starb, sondern derjenigen auch seiner Hinrichter (hier also zunächst für die römischen Besatzer mit ihrem „Blutrecht“ der Todesstrafe und mit jenen zwangsläufig verbündeten der Hohepriestern und Schriftgelehrten). Jesus befreite sich nicht vom Kreuz, rief also keine Engelheere (weil es auch keine kriegerischen Engel gibt), sondern nahm seine Todesstrafe auch freiwillig hin. Seine Liebe ist also so wesentlich größer als die von Menschen. Und deshalb wird er definitiv niemanden in einer Hölle quälen und/oder hinrichten (auch wenn wir dies den Leuten wie Putin oder Hitler gerne gönnen würden). Sondern das Gericht über alle Menschen war in Golgatha, dort wurden alle vollständig freigesprochen. Nunmehr wird uns Gott nur noch erziehen wollen, aber nicht mit Gewalt, sondern auch in jener Form, wie der Himmel funktioniert: Nur mit viel Liebe. Und dies wird uns Menschen keinesfalls gefallen und wird wahrscheinlich als ungerecht angesehen. Denn wir würden ja unsere Feinde, und sei es nur der gemeine Nachbar, insgeheim lieber gern schmoren lassen. Zum Schluss: Ohne Jesus gibt es keine Erlösung, aber mit Jesus entscheiden sich alle Menschen dann doch freiwillig für Gott – am besten sofort, aber auch in der Ewigkeit. Zeit bleibt ja in Raum und Zeit noch genügend, bis das Universum abdankt und die 1 Billion Galaxien langsam verlöschen, den Kältetod sterben und dann alle Energie und Masse verpuffen lassen. Dies dauern in einer Zahl ausgedrückt an Jahren: Mit einer 1 und dahinter mit mehr als 20 Nullen. Dann erst gibt es einen Neuen Himmel und eine Neue Erde, gewissermaßen ein Neues Universum, wo es unsere Art von Zeit (oder auch gar keine) nicht mehr gibt. Denn sonst würden niemand der ehemals Sterblichen die Ewigkeit seelisch seelisch verkraften. Wir sind im Himmel kein Geistnebel, sondern mit neuem Auferstehungskörper richtige Menschen und die brauchen auch zuhause bei Gott kreatürliche Übersichtlichkeit. Auch daran glaube ich, aber ich könnte die Landkarte des Himmels, wie auch sonst niemand, niemals erklären.
Kinder sind Minderheit, sozial und Kinderlogik unschlagbar
Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen.“ (Markus 10). Dieser Satz lässt mich ebenso seitdem nicht mehr los. Ich glaube auch, daß die Autorin des obigen Textes wirklich die Kinder eben deshalb von Jesus so herausgehoben fühlt, weil sie – damals extrem – aber heute immer noch – eine Randgruppe sind. Etwa wie arme Menschen, Kranke, Behinderte oder sonstige Randsiedler. Wahrscheinlich geht es auch darum, daß die Starken, Großen und Wissenden eben mit dem was sie meinen zu sein, sich hervorheben. Demütig zu sein heißt ja niemals unterwürfig zu werden und sich (umgangssprachlich) zu demütigen. Kinder nie durch eine priviligierte Stellung, oder vornehme Sitzordnungen, beim Mahl glänzen und damit gewissermaßen ihre Autorität hierauf alleine hierauf begründen. Da denke ich auch an den führenden Politiker und seine vielen Assistenten jenseits des großen Teiches, dem es nur um sich und um sonst niemand und nichts geht. In unseren Diktaturen dürfen Menschen die gegen den Strom schwimmen, keine Meinung äußern und früher war es vorallem die Kinder, die unbedingt schweigen mussten weil Erwachsene redeten. Gott sei es gedankt, wurde bei uns Kinderarbeit abgeschafft, in anderen Ländern der Erde ist sie immer noch üblich.
Die Kleinen und die Schwachen sind eigentlich die fünfte Kolonne des Himmels, denn als Letzte werden sie die Ersten sein. Kinder gehen mit der Welt ehrlicher und den Fragen des Lebens lebensnah logischer um. Befragte Kinder hatten den planenden Fachleuten gesagt, dass an der Kita eine Ampel hingehört, weil vor wenigen Tagen dort ein Kind überfahren wurde. Und Kinder kommen da nicht als Bedenkenträger infrage und sind für bürokratische Hürden und Denkverbote wenig geeignet. Sie sind ehrlich. Sie sagen wen sie lieben und vor wem sie auch Angst haben. Kindern sollten Menschenrechte ausdrücklich auch zuerkannt werden, weil sie Kinder sind. Sie haben ein Recht zu leben, wenn sie noch nicht auf der Welt sind, und niemand darf sie vorgeburtlich genetisch verändern. Und beim kirchlichen Kindergottesdienst sollte der genauso liebevoll und auch gut vorbereitet werden wie für unsere Erwachsenen. Wir sollten, wenn wir über betende Kinder nachdenken, vor Gott so ehrlich sein wie unsere Kinder.
Kinder haben ebenfalls auch gefragt, was Gott vor der Schöpfung machte und ob er sich nicht langweilte, weil ja noch nichts da war. Dadurch aber wurde philosophisch die moderne Fragestellung favorisiert, ob ein Nichts vor der Schöpfung überhaupt existieren kann. Aber wenn nicht, ob dann nicht Gott – was er ja so ist – schon von Ewigkeit zu Ewigkeit auf einer Existenzebene ist, in der es keine Zeit (oder nicht unsere Zeitform) existiert.
Gott existiert ja von Ewigkeit Ewigkeit. Denn wer würde eine Ewigkeit im ewigen Leben aushalten, wenn sie nicht ewige Gegenwart wäre. Kleinere Menschen fragen lange vor der Einschulung warum die Banane krumm ist. Auch dies kann man rafiniert einfach und logisch Kindern erklären.
Wenn wir Kinder über Grundsatzfragen im Bundestag mitentscheiden ließen, würden sie jeden Krieg kathegorisch ablehnen, aber leider würde sich niemand daran halten. Wenn Kinder gut sind, oder auch böse, dann ist es unterscheidbar. Erwachsene machen daraus dann die alternative Wahrheit, oder sie verkleiden sich politisch taktisch als Wölfe in Schafsfellen. Taktisch verhalten sich die kleinen Menschen nur, weil sie es von uns lernen. Ältere Kinder wurden unter versteckter Beobachtung getestet, ob und wie lange ihr normales Sozialverhalten anhält, wenn Erwachsene nicht für die Einhaltung von Regeln sorgen. Auch wiederholt kam es immer zu dem Ergebnis, daß sie sozialer sind und sorgsam mit sich umgehen, bevor sie unsere schlechten Angewohnheiten bei uns erlernen. Viele Monate haben ein halbes Dutzend Kinder, auf einer Südseeinsel gestrandet,
einfach ihr Zuhause verinnerlichtes Sozialleben weiter praktiziert und sogar die Gottesdienste nicht vergessen, bevor sie endlich gerettet wurden. Daraus hatte man leider einen nicht jugendfreien Thriller gemacht, weil der kindlich-jugendliche Inselfrieden sich als Filmstoff niemals eignete.