- Werbung -

Vom Party-Rapper zum „Evangelisten“: „Es sind schlimme Sachen gelaufen“

Mit dem Durchbruch im Musikbusiness lernt Rapper „Laruzo“ auch dessen Schattenseiten kennen. Er betrügt seine Frau, ein Freund verrät ihn für den Erfolg. Dann lässt sich der Musiker ganz auf Jesus ein – und es kommt zum „U-Turn“.

Jordan, deine Rapper-Karriere ist 2016 relativ überraschend abgehoben. Wie war das genau?

- Werbung -

Jordan „Laruzo“ Larbie: Mein Label wollte mich eigentlich droppen. Das Album „Contenance“ war der letzte Verzweiflungsschuss. Und der ging durch die Decke. Spotify war noch relativ neu und ich war einer der ersten, die da alles auseinandergenommen haben. Auf einmal bekam mein Manager nur noch Anrufe von Streamingdiensten, die ihn fragten, wer dieser Laruzo [sein Rap-Alias; Anm. d. Red.] ist.

Was hat das mit dir gemacht?

Larbie: Das war mein Kindheitstraum. Ich habe in der Schule gemalt, wie ich auf der Bühne stehe und eine goldene Schallplatte bekomme. Auf einmal geht das in Erfüllung. Die Leute wollen mit dir Fotos machen. Du wirst zu Clubshows eingeladen, verdienst in zwanzig Minuten fünftausend Euro. Das hat mich, einen Jungen aus Dortmund vom Borsigplatz – quasi aus dem Ghetto – komplett durchdrehen lassen.

Für eine kurze Zeit hatte ich so einen Hype, dass mich jedes große Label in Deutschland haben wollte. Bei Warner Music habe ich unterschrieben, weil die das meiste Geld geboten haben. Plötzlich machst du Stories von deinem Lifestyle im Mercedes und möchtest zeigen, dass du jemand bist und was erlebst und du den Hype verdient hast.

Hat sich dadurch auch dein Umfeld verändert?

Larbie: Ja. Viele falsche Freunde. Leute kommen aus den Löchern und wollen mit dir zu tun haben, sich aber eigentlich nur an dir bereichern. Ich habe sehr schmerzlich erleben müssen, dass ein guter Freund mich für den Erfolg verraten hat. Es sind schlimme Sachen in der Zeit gelaufen und ich bin froh, dass das vorbei ist.

Wer hat in der Zeit zu dir gehalten?

- Weiterlesen nach der Werbung -

Larbie: Die treueste von allen war meine Frau. Sie hat einiges mit mir durchmachen müssen. Ich habe in der Zeit mit anderen Frauen geschrieben und mich verabredet. Ich will das nicht verteidigen, aber es war wirklich unglaublich, wie viele Versuchungen in dieser Welt mit Geld und Erfolg einhergehen.

Als mich meine Frau darauf angesprochen hat, habe ich trotzdem noch gelogen. Erst als ich bereit war, auf Jesu Namen und den meiner Tochter zu schwören, legte sich bei mir der Schalter um. Gott hielt mir den Spiegel vor und sagte: „Guck mal, wer du geworden bist.“

Wie bist du da rausgekommen?

Larbie: Das ist der Punkt, von dem ich in „U-Turn“ singe. Ich habe von da an versucht, alles besser zu machen, mich wieder mit Jesus befasst. Der Vertrag bei Warner ging zu Ende. Das Geld war langsam alle. Corona kam und damit gingen auch die Clubauftritte.

„Ich sag dir ehrlich, es war nicht einfach, alles zu ändern […]“

Alles ist zusammengebrochen, aber ich hatte das Gefühl, es sollte so sein. Weil mir Gott gesagt hat: „Ab jetzt machst du die Musik für mich. Ab jetzt gehst du raus und gibst mir die Ehre.“

Wie ist es dir ergangen, seit du deinem früheren Leben den Rücken gekehrt hast?

- Werbung -

Larbie: Ich sag dir ehrlich, es war nicht einfach, alles zu ändern und den Leuten, mit denen ich unterwegs war, zu verklickern: Ich mach jetzt nur noch Musik für Jesus. Viele meiner Kollegen sind Moslems. Die kannten mich nur als Party-Rapper und haben mich dann zum ersten Mal überhaupt als gläubig wahrgenommen, auch wenn ich das eigentlich schon die ganze Zeit war.

Machst du dann jetzt nur noch christliche Musik?

Larbie: Ich mach gerne beides. Ich will weiterhin Mainstream-Musik machen, damit ich die Plattform und die Reichweite halten kann, um dann immer abwechselnd einen christlichen Song zu bringen. Es kommt dann eben auf die Aussage an. Früher handelte meine Message immer von Frauen, Partys und Autos. Aber man kann Rap auch anders machen.

Das heißt aber, du musst dich weiterhin in der säkularen Szene behaupten. Hast du manchmal das Gefühl, da rauszufallen?

Larbie: Nachdem ich mich entschieden hatte, diesen Weg zu gehen, habe ich mir ein Jahr Zeit mit meiner Familie genommen, um mir klar zu werden, wo ich hin will. Eigentlich war die Pause für das Musikgeschäft aber zu lang und danach hat sich bemerkbar gemacht, dass ich nie auf eine echte Fanbase hingearbeitet habe. Meine Hörer sind immer dem aktuellen Hype gefolgt, das sind ja keine echten Fans.

Ich habe dann trotzdem alles auf den Weg gebracht. Das Label, mit dem ich damals meine erfolgreichste Single gemacht hatte, wollte mit mir jetzt auch das christliche Ding durchziehen. Das Budget sah dann natürlich anders aus. Früher hatte ich für Videos fünfzigtausend Euro zur Verfügung. Das war jetzt alles nicht mehr da.

Dann habe ich die erste christliche Single „Hunderttausend Watt“ gebracht, aber die Leute, die mir auf Instagram gefolgt sind und mein Comeback mitbekommen haben, hatten Party erwartet und auch Spotify hat mich nicht mehr gepusht. Ich bin in keiner Playlist gelandet und der Song ist komplett versandet.

„Mir war klar, dass der Feind mir Steine in den Weg legen wird […]“

Hat dich das entmutigt?

Larbie: Im ersten Moment schon. Ich habe mich aber auch ein bisschen darauf eingestellt. Mir war klar, dass der Feind mir Steine in den Weg legen wird, wenn ich durch meine Musik die Frohe Botschaft predigen möchte. Denn mein Ziel ist: Geh raus und versuche die Jugend zu erreichen. Das hat Gott mir so gegeben.

Ist darüber auch die Zusammenarbeit mit den O’Bros entstanden?

Larbie: Ja, die beiden haben wohl mitbekommen, dass ich jetzt christlichen Rap mache und mich auf Insta angeschrieben, ob wir nicht mal was zusammen machen wollen. Ich wusste, ich kannte die beiden irgendwoher, aber ich musste sie erst noch mal googeln. Und dann hab ich erst gecheckt, was die in den letzten Jahren erreicht haben und fand auch die Bewegung voll cool, die sie mit den Real Life Guys gestartet haben.

Später haben wir uns in Mannheim in den Naidoo Studios zur Session getroffen und es hat direkt gepasst. Am Abend vorher hatten wir uns im Restaurant getroffen. Die beiden kommen rein und direkt hast du gute Laune, weil die einfach eine coole Ausstrahlung haben.

Wir hatten die allerkrassesten Themen. Jesus und unsere Zeugnisse – alles flog über den Tisch, sodass sogar Leute von außen zugehört haben. Ich habe an dem Abend schon mal meine Idee für den Songtitel in den Raum geschmissen und die hat uns dann nicht mehr losgelassen.

„Er ist der gute Hirte und er verliert seine Schafe nicht.“

Was wünschst du dir, dass Menschen mitnehmen, die „U-Turn“ hören?

Larbie: Das ganze Meaning von dem Song ist ja: Kehr um. Ich habe erlebt, dass ich Christ war und mich trotzdem von Gott abgewendet habe. Aber hat er mich allein gelassen? Nein. Er hat mich immer wieder ermahnt, bis ich dann diese ganz heftige Backpfeife bekommen habe, durch die ich endlich aufgewacht bin.

Ich bin davon überzeugt, dass er für uns alle einen Weg vorbestimmt hat und es trotzdem an uns ist, ob wir den gehen oder nicht. Aber auch, wenn wir immer wieder vom Weg abkommen, gilt: Er ist der gute Hirte und er verliert seine Schafe nicht.

Kannst du dir ein gesundes Gegenstück zur weltlichen Musikbranche vorstellen – ein Netzwerk, das Künstler verbindet, ohne auf Hierarchien zu bestehen? Und glaubst du, die christliche Musikszene könnte so etwas sein oder ist sie genauso anfällig für toxische Strukturen?

Larbie: Um das zu beantworten, bin ich noch nicht lange genug im christlichen Musiksektor unterwegs. Was ich sagen kann: Im Zwischenmenschlichen ist das kein Vergleich. Ein christlicher Kollege hat lang auf meinen Part warten müssen und das war mir mega unangenehm. Jeder andere aus dem normalen Rap-Geschäft hätte Stress gemacht, aber er war absolut geduldig und hatte Verständnis.

Vielleicht ist die Szene für das, was du vorschlägst, auch zu klein. Ich würde mir aber wünschen, dass eine Community entsteht, in der jeder mit jedem arbeitet. Ich habe mal mit dem Rapper PRAY und auch den O’Bros darüber gesprochen, eine christliche Playlist zu bauen, in der jede Woche die neuen Singles platziert werden. Selbst Spotify kann sich nicht dagegen wehren, wenn so eine Playlist auf einmal 600.000 monatliche Hörer hat. Ich will, dass wir das System lahmlegen und da zusammen groß werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Ann-Sophie Bartolomäus.


Ausgabe 1/23

Dieses Interview ist in der Zeitschrift DRAN erschienen. DRAN ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht

1 Kommentar

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.