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Was macht einen guten Hauskreisleiter aus?

Könnte ich einen Hauskreis leiten? Welche Fähigkeiten brauche ich dafür? Wer vor diesen Fragen steht, findet in diesem Artikel wertvolle Tipps.

Von Marcus B. Hausner

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Oft werden Menschen unvorbereitet mit einer Aufgabe betraut und fühlen sich dann mit Schwierigkeiten oder Konflikten leicht überfordert. Das Ergebnis ist leider nicht selten ein Rückzug aus der Mitarbeit. Das ließe sich vermeiden, wenn Menschen gerade in Gemeinden auf ihre Aufgabe besser vorbereitet und später dann begleitet würden.

Durch Begleitung und Vorbereitung können Menschen ein eigenes „Ja“ zu der Berufung und zu der Aufgabe finden und schaffen, was sie sich nie zugetraut hätten. Doch was macht eine gute Hauskreisleiterin oder Hauskreisleiter aus? Für mich haben sich durch meine jahrelange Arbeit mit Kleingruppenleiterinnen und -leitern zwölf Fähigkeiten herauskristallisiert, die es Menschen ermöglichen, erfüllt und auch erfolgreich dieser schönen Aufgabe nachzukommen. Ich spreche hier nicht von geistlichen Gaben oder Persönlichkeitsmerkmalen, sondern vielmehr von Handlungsfeldern, ja Gewohnheiten, die es Menschen ermöglichen, andere Menschen in Hauskreisen zu fördern.

Diese sogenannten Kompetenzen (Fähigkeiten) haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch hängen die nötigen Kompetenzen stark von den Schwerpunkten der Hauskreise ab. So wird sicher eine Bibelstudiengruppe, die sich im Gemeindezentrum trifft, andere Dynamiken haben als ein missionarischer Gesprächskreis in einem Café oder wieder andere als eine Fürbittengruppe. Egal welche Schwerpunkte, welches Profil dein Hauskreis auch haben mag, die zwölf Kompetenzen können für dich eine gute Landkarte zur Orientierung sein.

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1. Berufung

Im Leben eines Hauskreises gibt es Höhen und Tiefen – das gehört dazu. Aber gerade, wenn es schwierig wird, Probleme auftauchen, braucht es Klarheit, dass man buchstäblich „im Auftrag des Herrn unterwegs ist“ und die Kleingruppe nicht einer netten Idee entsprungen ist oder man Kleingruppe mal „probiert“.

Sicherlich ist es normal, auch an der eigenen Beauftragung zu zweifeln, jedoch ist gerade sie das Fundament, wenn man mit Enttäuschungen oder Niederlagen umzugehen hat.

2. Charakter

Charakter ist, was der Mensch tut, wenn ihm niemand zuschaut. Er ist neben der Berufung die unaufgebbare Grundlage für Leitungsarbeit. Nun geht es nicht um Fehlerfreiheit, sondern um das mündige Umgehen mit den Licht- und Schattenseiten unseres Wesens. Gott nutzt Situationen in unserem Leben, die unseren Charakter stärken oder schwächen.

Wir haben die Aufgabe, diese Situationen zu erkennen und sie in Abhängigkeit von ihm und in Gemeinschaft mit Freundinnen und Freunden zu bewältigen und Versagen wahrzunehmen und, je länger, desto mehr, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was bei Gott zählt, ist nicht Perfektion, sondern ein Herz, das sich nach einem ehrlichen und aufrichtigen Leben im Licht sehnt. Menschen, für die wir Verantwortung tragen, werden dieses Herz stärker sehen als alle unsere Worte.

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3. Begabung

Als Jesus-Nachfolgerinnen und -Nachfolger begabt uns der Heilige Geist für die Aufgaben in Gemeinde und Welt. Diese Gaben sind ein Geschenk, das Christen teilen sollen. Für die Leitung einer Kleingruppe sind Gaben wie beispielsweise der Hirtendienst, Organisation, Leitung oder Glaube sicherlich von großer Hilfe.

Sie können ihm vertrauen, dass er Sie begabt, wenn er Sie auch berufen hat. Ihre Aufgabe ist es, diese Gaben zu entdecken, zu bejahen, zu trainieren und vorbehaltlos für das Gedeihen der Kleingruppe einzusetzen. Damit geht einher, dass niemand zu allem begabt ist, also jede und jeder die Ergänzung und Beteiligung aller in der Kleingruppe benötigt. Das befreit und bringt alle ins Spiel, denn: Alle sind Gottes Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

4. Verfügbarkeit

Es gibt im Leben eine Fülle von Faktoren, die bestimmen, wie viel Zeit und Kraft eine Leiterin oder ein Leiter für die Kleingruppe einsetzen kann. Dazu gehören der ausgeübte Beruf, die Familiensituation, die persönliche Gesundheit oder die von Angehörigen oder die eigene körperliche oder psychische Belastbarkeit. Das Leben vollzieht sich nie linear, sondern ist voller Veränderung und manchmal auch Überraschungen. So gibt es Lebenssituationen, die eher mehr oder weniger Verfügbarkeit erlauben.

Es ist dann ein Zeichen guter Haushalterschaft, wenn man realistisch die eigenen Möglichkeiten einschätzt und Voraussetzungen schafft, die einen selbst und andere nicht überfordern. Möglicherweise ist es in bestimmten Situationen besser, dass man die Verantwortung noch nicht übernimmt oder sich die Aufgaben so mit anderen teilt, dass sie mehrere Schultern tragen und die Kleingruppe gleichzeitig genug Schub erhält.

5. Kommunikation und Vertrauen

Kommunikation und Vertrauen sind zwei wesentliche Elemente für tragfähige und gesunde Beziehungen. Vertrauen schafft in der Kleingruppe eine Atmosphäre der Offenheit und Sicherheit. Beides trägt dazu bei, dass die Kleingruppe als Heimat erlebt und zu einem Ort wird, an dem sich Leben verändert.

Menschen suchen zutiefst nach Orten der Annahme und Sicherheit. Hier können und wollen Menschen wachsen und sie erhalten Kraft und Energie, das Evangelium in ihre Welt zu tragen. Leiterinnen und Leiter, die angemessen kommunizieren, werden verstanden und verstehen die anderen. Klarheit und Ausrichtung sind die Folge. Menschen sind an Bord und verstehen damit ihre eigene Rolle im Hauskreis besser und übernehmen dafür Verantwortung.

6. Menschen finden

Jesus ging mit offenen Augen und einem wachen Herzen durch die Welt und begegnete Menschen. Nach einer Nacht des Betens wählte er zwölf Männer aus, die er zum Kern einer Bewegung formte, die das damalige Weltreich verändern sollte. Menschen finden bedeutet dort zu sein, wo die Menschen sind, so zu sprechen, dass sie es verstehen, und so zu handeln, dass sie es nachvollziehen können. Menschen finden ist eine der Grundbewegungen der Sendung Gottes (missio dei) in diese Welt, sei es das verlorene Schaf, der verlorene Sohn oder die verlorene Drachme.

Menschen finden bedeutet, sie wahrzunehmen, wertzuschätzen und einzuladen, ein Leben in Gottes neuer Welt zu führen. Menschen sammeln Menschen ganz unterschiedlich. Persönliche Gespräche im vertrauten Rahmen sind eine Möglichkeit. Anderen fällt es leichter mit Gruppen zu arbeiten. Es ist unbedeutend, wie Menschen gesammelt werden, jedoch ist es für das Leben einer Kleingruppe wesentlich, dass sie ein Ort bleibt, an dem (immer wieder neue) Menschen zusammenkommen.

7. Fördern

Leiterinnen und Leiter, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, andere Menschen zu fördern, haben ein Menschenbild, das den anderen bejaht, ihm etwas zutraut und an ihn glaubt. Sie schaffen ein Klima, in dem sich Menschen entfalten können. Es fällt ihnen auf diese Weise leicht, Verantwortung zu übernehmen, Fehler zu machen und vieles zu tun, um das in sie gesetzte Vertrauen zu erwidern.

Sie erkennen das von Gott gegebene Potenzial in Menschen. Sie sind in der Lage, es zu benennen und die Menschen so anzusprechen, dass sie es entdecken und einsetzen. Wichtig ist, dass Leiterinnen und Leiter einen Blick für Leitungspotenzial entwickeln und Menschen bewusst fördern, dieses Potenzial zu nutzen und auszuleben. So kommen mehr und mehr Menschen ins Spiel.

8. Freisetzen

„Und er gab ihnen die Vollmacht …“ Menschen freizusetzen bedeutet, sie zu autorisieren, sie zu bevollmächtigen, ihnen Verantwortung und Aufgaben anzuvertrauen, die ihrem Potenzial, ihrer Berufung und ihrer Kapazität entsprechen. Menschen übernehmen gerne Verantwortung, wenn sie weder überfordert noch unterfordert werden. Die Kleingruppe ist ein idealer Ort, Aufgaben zu übernehmen, an ihnen zu wachsen und zu lernen.

Als Kleingruppenleiterin oder -leiter stellst du die Möglichkeiten zur Verfügung, neue Erfahrungen zu machen und zu wachsen. Dabei dürfen Fehler gemacht, Erfolge gefeiert und völlig neue Wege gegangen werden, als die ursprünglich gedachten. Freisetzen schafft Freiheit und Leben.

9. Vision

Vision beschreibt eine Zukunft, beschreibt ein Bild, das fern und anspruchsvoll genug ist, um Menschen zu inspirieren, zu begeistern und zu mobilisieren. Vision beschreibt ein Bild, das so realistisch ist, dass es Menschen Mut macht, zu gehen und sich auf den Weg zu machen. Einfach „eine Kleingruppe zu gründen“ ist bei weitem keine Vision.

Wie sieht die Kleingruppe aus? Welche Menschen kommen dazu? Was ist das Besondere, Neue und Andere daran? Die Leiterin oder der Leiter braucht nicht nur ein klares Bild von der Zukunft, der sie oder er entgegengeht, sondern auch die Fähigkeit, die Vision zu formulieren und andere Menschen dafür zu gewinnen. Menschen sollen diese Vision verstehen, ihr Glaube soll dadurch angeregt werden, um Gottes Möglichkeiten zu vertrauen.

10. Ziele und Strategien

Planung bedeutet, dass eine Aufgabe gedanklich ausgestaltet wird. Dabei sollte das Gebet eine große Rolle spielen. Das Gründen und Leiten einer Kleingruppe ist ein langfristiges und komplexes Unterfangen. Viele starten mit einer Gründung, ohne ein klares Bild vor Augen, was sie eigentlich erreichen wollen. Wenn keine klare Vision vorhanden ist, sind die Schritte zu dieser Vision unklar. So ist auf Dauer schwierig zu erkennen, ob man erfolgreich ist und eine Entwicklung stattfindet.

Trotzdem glauben manche Christinnen und Christen, dass wir durch Planung Gott in seinen Möglichkeiten beschränken würden. So verlegen sie sich mehr auf einen „mystischen“ Weg, der allein auf Gottes Führung vertraut. Es ist weder weise noch biblisch, ohne Plan zu arbeiten. Planen ersetzt nicht das Reden Gottes. Planen wird erst dann geistliche Frucht hervorbringen, wenn wir es im Gehorsam gegenüber Gott tun.

11. Praktische Umsetzung

„Denn sie tun nicht, was sie eigentlich wissen …“ Wer kennt das nicht? Frisch nach einer Konferenz oder einer Gemeindefreizeit ist man noch voller Ideen und Tatendrang. Kaum zu Hause angekommen, hat uns der Alltag wieder. Wie können wir in kleinen, klaren Schritten das umsetzen, was wir als richtig erkannt haben? Für die Leitung einer Kleingruppe bedeutet es in erster Linie, dass wir klar sehen, wohin wir gehen wollen, und dann unsere Energie und die unserer Leute realistisch einschätzen sowie bereit sind, keine Abkürzungen zu gehen, sondern lange an einem Thema dranzubleiben. Dies gleicht einem Schwungrad, das kleine Impulse auf die Achse erhält und sich anfangs sehr langsam dreht, jedoch mit der Zeit immer schneller wird und auf Dauer ein gewaltiges Momentum entwickelt.

12. Lernen und Wachstum

Kennzeichen von Leben – will man den Biologinnen und Biologen glauben – ist Bewegung und Wachstum. Das bedeutet, dass auch geistliches Leben von Bewegung und Wachstum gekennzeichnet sein sollte. Praktisch heißt das für die Leiterin oder den Leiter einer Kleingruppe, sie oder er bewahrt sich lebenslang die Haltung einer Schülerin oder eines Schülers, eines Lernenden und rechnet mit Wachstum – sei es qualitativ oder auch quantitativ. Dies hat immer eine persönliche Ebene, jedoch betrifft es ebenfalls die Kleingruppe. Als Kleingruppenleiterin oder -leiter ist es deine Aufgabe, ein Klima zu schaffen, das Lernen und Wachstum willkommen heißt, auch wenn es persönliche Einschränkungen mit sich bringen kann.

Das schaffe ich ja nie …!

Wenn man die zwölf Kompetenzen so an einem Stück betrachtet, können sie sich zu einem Berg formieren. Auch wenn ich mich wiederhole: Es gilt diese Kompetenzen wie eine Landkarte zu lesen und nicht wie ein Anforderungskatalog. Bedenke gemeinsam mit deinen Freundinnen und Freunden in der Kleingruppe, welche Kompetenzen für deine Gruppe besonders wichtig sind, welche du bereits stark einsetzt und bei welchen du von anderen Menschen ergänzt werden kannst. Ansonsten gilt: Denke an Petrus auf dem Wasser.

Marcus B. Hausner gründete 2007 die Vineyard Filstal und leitet heute die Evangelischen Vineyard-Gemeinschaften in Württemberg. Er arbeitet hauptberuflich als Unternehmensberater.


Dieser Artikel ist im Hauskreismagazin (HKM) erschienen. HKM ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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