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Jesus-Fan dank Serienmarathon

Nathanael Ullmann hält nichts von typisch christlichen Büchern und Filmen. Es gibt eine Ausnahme: Die TV-Serie „The Chosen“ hat ihn neu für den Glauben begeistert.

Zu Beginn direkt ein Geständnis: Ich bin kein Freund typisch christlicher Medien. Der Plan, säkulare Erfolgstitel mit christlichem Inhalt zu füllen in der Ho­ffnung, Menschen inner- und vor allem außerhalb der christlichen Blase damit zu begeistern, geht für mich nicht auf. Dafür sind die Ergebnisse qualitativ viel zu oft mangelhaft.

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„Ich würde ja gerne mehr christliche Medien konsumieren, wenn sie denn besser wären“, habe ich als Jugendlicher oft gedacht. Da gab es christliche Videospiele, christliche Rockmusik, christliche Bücher. Aber an die weltlichen Originale reichten sie alle nicht heran. Einen negativen Höhepunkt machten für mich bisher die christlichen Filme aus. Die Geschichten waren vorhersehbar, die Charaktere boten keinen Identifikationspunkt und der geistliche Inhalt beschränkte sich meist auf „Glaube an Gott und dein Leben wird toll“. Kurzum: Es fehlte eine ernsthafte Tiefe.

Dementsprechend wenig begeistert war ich, als ich das erste Mal von „The Chosen“ hörte. Wieder so ein Jesus-Film. Diesmal vielleicht mit einer hochauflösenden Kamera gefilmt. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen, dass der christliche Markt nachzieht, wenn Netflix und Co. mit ihren Serien Erfolge feiern. Auch der erste Trailer überzeugte mich nicht. Denn ich sah genau das, was ich erwartet hatte: von Pathos triefende Aufnahmen in einem Israel, das wir alle so schon in zig anderen Filmen gesehen hatten. Nur eben in ein paar hübsche Aufnahmen verpackt.

Trotzdem entschloss ich mich eines Nachmittags, der Serie eine Chance zu geben. Mehr aus Pflichtgefühl als aus wirklicher Lust. Denn damals arbeitete ich noch für die SCM Verlagsgruppe, die für den Vertrieb der Serie in Deutschland zuständig ist. Und ich musste ja wissen, worum alle einen Rummel machten. Ich schaute mir also die Pilotfolge an – und wollte meinen Augen nicht trauen.

Dramaturgische Glanzpunkte wie diese finden sich am laufenden Band.

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Denn das, was ich da sah, hatte nichts mehr mit den fremdschämigen Bibelverfilmungen alter Tage zu tun. Den hehren Anspruch, die Qualität einer Netflix-Serie abzuliefern, hat das Team um Produzent Dallas Jenkins voll erfüllt. Natürlich versprühen die Charaktere in manchen Momenten noch amerikanisches Pathos. Gelegentlich übertreibt es die Serie mit ihrer Rührseligkeit ein wenig. Aber sie macht auch so viel richtig. Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

Die Dramaturgie: Jesus in der Pilotfolge erst in den letzten zehn Minuten auftreten zu lassen, ist ein genialer Schachzug. Der Auftritt ist perfekt gesetzt, die Emotionen sind zu diesem Zeitpunkt maximal aufgeladen. Was es bedeutet, wenn Jesus in die Leben von Menschen tritt, wird überhaupt erst erfahrbar dadurch, dass wir erleben, wie es ohne ihn ist. Dramaturgische Glanzpunkte wie diese finden sich am laufenden Band.

Die Figuren: Wie unglaublich menschlich diese Charaktere doch geschrieben sind! Matthäus wird als Asperger Autist gezeichnet, Simon Petrus als Raufbold. Plötzlich verstehe ich diese Figuren. Sie sind Menschen wie Sie und ich. Und das ist fantastisch.

Der Kontext: Die Serie setzt die biblischen Geschichten in eine Beziehung zueinander. Natürlich nimmt sie sich künstlerische Freiheiten. Aber sie macht die Bibel dadurch maximal nahbar. Die Hochzeit von Kana werde ich nie wieder mit den gleichen Augen sehen. Für mich wurde sie durch die Serie zum großen Wendepunkt in Jesu Handeln, zum Moment, ab dem es kein Zurück gibt.

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Die Historizität: Zeitgleich zum ersten Schauen von „The Chosen“ las ich „Das Leben des Messias“. Ein Buch, das Jesus in den jüdischen Kontext einordnet. Und ich war fasziniert, wie viel von dem, was ich in dem Buch über jüdisches Leben las, in der Serie seine Abbildung fand.

Jesus als Freund

Am meisten allerdings faszinierte mich, wie die Serie Jesus darstellt. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, ihn noch nie so gesehen zu haben. Der Schauspieler Jonathan Roumie macht einen grandiosen Job, denn er brilliert im Drahtseilakt zwischen göttlicher Lebensfreude und menschlicher Ernsthaftigkeit. Was die Serie zeigt, ist harter Tobak.

Es ist das echte Leben. Von Tod ist die Rede, von Verkrüppelung, Existenzängsten und psychischen Erkrankungen. Den Zuschauenden präsentieren sich tiefe Schicksale. Und der Jesus der Serie begegnet ihnen. Er nimmt sie wahr, er leidet mit. Er zeigt sich verständig, liebevoll. Er steht plötzlich vor der Tür und klopft an. Er nimmt in den Arm, er weint. Und doch ist da auch immer wieder eine ausgelassene Freude. Eine Freude am Leben, an der Welt.

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Der Jesus, den wir in „The Chosen“ sehen, freut sich auf einer Hochzeit. Er albert mit Kindern herum, zimmert mit ihnen Spielzeug. Er macht sogar mal einen Scherz. Ein Gott, der sich dieses wundervolle Universum erdacht hat, der uns Menschen kreiert hat, mit all unseren Besonderheiten, den stelle ich mir genau so vor. Dass er Freude hat an seiner Schöpfung – und leidet, wenn er sieht, wie sie sich selbst zerstört.

Genau diese zwei Seiten sind es, die in mir eine Sehnsucht geweckt haben. Diesen Jesus wollte ich beim Schauen dieser Serie ganz neu kennenlernen. „The Chosen“ hat meinem Glauben neuen Schwung gegeben. Ich wollte mehr wissen über dieses Wesen, das uns als Menschen ernst nimmt und trotzdem lachen kann.

Kein Bibelersatz, aber ein Zusatz

„The Chosen“ ist tatsächlich eines der wenigen christlichen Produkte, die ich bedenkenlos auch Nichtchristinnen und -christen nahelege. Ich habe schon erlebt, wie die Serie einer engen Bekannten durch ein dunkles Tal geholfen hat. Und wie sie danach begann, die Bibel zu lesen. Andere berichten von ähnlichen Erlebnissen. Überhöhen darf man die Filmreihe nicht.

Sie ist kein Ersatz fürs Bibellesen. Aber sie ist optimal geeignet, um einen Einstieg in den Glauben zu ermöglichen. Ich habe in meinem Leben schon mehrmals die Bibel durchgearbeitet. Und jedes Mal hatte ich danach mehr Fragen an den Glauben als davor. Das ist auch vollkommen legitim – nur so kann der eigene Glaube wachsen.

Aber einer Person, die lose am Glauben interessiert ist, direkt und kontextlos dieses komplexe Werk in die Hand zu drücken, halte ich nicht immer für den passenden Weg. Genau hier kann „The Chosen“ Abhilfe schaffen. Es war nie so leicht zu erfahren, woran wir Christinnen und Christen eigentlich glauben. Und dafür bin ich „The Chosen“ unendlich dankbar!

Nathanael Ullmann arbeitet als Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit beim Bund FeG.


Ausgabe 4/23

Dieser Artikel ist in der FeG-Zeitschrift Christsein Heute erschienen. Christsein Heute ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Die Serie ist toll. ich habe mir die ersten beiden Staffeln in drei Tagen angesehen, ist einfach toll.

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