- Werbung -

Freuet euch der schönen Erden

Der Dichter Philipp Spitta besingt in diesem Lied die Schönheit der Natur. Dabei grenzt er sich von einem pantheistischen Weltbild ab.

  1. Freuet euch der schönen Erde,
    denn sie ist wohl wert der Freud.
    O was hat für Herrlichkeiten
    unser Gott da ausgestreut,
    unser Gott da ausgestreut!
  2. Und doch ist sie seiner Füße
    reich geschmückter Schemel nur,
    ist nur eine schön begabte,
    wunderreiche Kreatur,
    wunderreiche Kreatur.
  3. Freuet euch an Mond und Sonne
    und den Sternen allzumal,
    wie sie wandeln, wie sie leuchten
    über unserm Erdental,
    über unserm Erdental.
  4. Und doch sind sie nur Geschöpfe
    von des höchsten Gottes Hand,
    hingesät auf seines Thrones
    weites, glänzendes Gewand,
    weites, glänzendes Gewand.
  5. Wenn am Schemel seiner Füße
    und am Thron schon solcher Schein,
    o was muss an seinem Herzen
    erst für Glanz und Wonne sein,
    erst für Glanz und Wonne sein.

Philipp Spitta

- Werbung -

Schönheit der Natur besingen

Herrlich! Ein Spaziergang im Grünen oder – wenn das gerade nicht geht – ein Blick aus dem Fenster führt uns die Schönheit der Natur vor Augen. Und lässt uns vielleicht das Lied „Freuet euch der schönen Erden“ summen oder singen, dessen Text 1833 mit dieser Überschrift veröffentlicht wurde.

Verfasst hat es der junge Theologe Philipp Spitta. Der hatte nach dem Studium zunächst eine Stelle als Hauslehrer gefunden, an einem wunderschönen und zugleich stillen Ort in Norddeutschland: Lüne bei Lüneburg. Hier entfaltete sich sein dichterisches und musikalisches Talent.

Büchlein wird zum Bestseller

Abends bei den Hausandachten der frommen Familie griff er zu seiner Harfe und begleitete den Gesang. Und ihm selbst in den Sinn gekommene Gedichte trug er in kleine Heftchen ein, denen er den Titel „Aus der Einsiedelei“ gab. Im letzten der insgesamt zwölf Hefte findet sich die ursprüngliche Fassung des Liedes „Freuet euch der schönen Erden“.

- Weiterlesen nach der Werbung -

An eine Veröffentlichung hat er nicht gedacht. Einem Freund gelang es dann aber doch, ihn dazu zu überreden. Und der kümmerte sich auch um die Drucklegung. Das Büchlein wurde zum Bestseller! Der Titel: „Psalter und Harfe“. Da wird schon deutlich, dass Spitta die Bibel Basis für Glauben, Lehre und Lebenslauf war.

Alles für den Herrn

In einem Brief an einen Freund heißt es: „Dem Herrn weihe ich mein Leben und meine Liebe, so auch meinen Gesang. (…) Ihm bin ich, was ich bin, / Drum leg ich Sang und Lieder, / Die er gegeben, wieder / Vor ihm zum Opfer hin.“

Das Lied „Freuet euch der schönen Erden“ besingt, wie gesagt, die Schönheit der Natur. Naturlyrik gab es (nicht nur) damals reichlich. In manchen Gedichten spiegelt sich ein Weltbild, das man in der Forschung Pantheismus nennt: Die Welt ist mit Gott identisch. Oder eine Variante (Panentheismus): Die Welt ist nicht gleich Gott und nicht mit Gott identisch, aber „in Gott“. Und genau von diesem Welt- und Gottesbild grenzt sich das Lied ab.

Gott als Gegenüber

Spitta besingt die „Freude an der Schöpfung“ (so der Titel des unmittelbar davor abgedruckten Textes), also an dem, was Gott geschaffen hat. Entsprechend ist auch das Lied „Freuet euch der schönen Erden“ gegliedert und akzentuiert. Es besingt freudevoll, ja begeistert die Schönheit der Erde (Strophe 1) und des Himmels (Strophe 3). Aber es folgt jeweils (Strophe 2 und 4) der Verweis auf Gott als Gegenüber seiner Schöpfung.

- Werbung -

Philipp Spitta bedient sich dabei einer biblisch-bildlichen Sprache. Nach dem Sprachgebrauch der Lutherbibel wird die Erde – um es im heutigen Deutsch zu sagen – als Fußbank Gottes charakterisiert und der Himmel als der weltweite Überzug seines Herrschersitzes. Und dann Strophe 5 – als Schlussfolgerung – ein begeisterter Ausruf: Wenn sich schon in Erde und Himmel die Schönheit Gottes widerspiegelt, wie viel Schöneres erwartet uns bei Gott selbst, dort an seinem Herzen.

Und nach welcher Melodie singt man das Lied? Rund 20 verschiedene habe ich mittlerweile gefunden. Anfangs sang man es gern nach der Melodie „Ringe recht, wenn Gottes Gnade“. Im vorigen Jahrhundert werden es manche in Kindergottesdienst oder Sonntagsschule anders gesungen haben. Vielleicht schon nach der heute verbreiteten, besonders geeigneten Neuschöpfung. Die enthielt „Unser Lied“, das Singebuch der Mädchen-Bibel-Kreise von 1925. Sie stammt von einer Frau. Ihren Namen werden wohl wenige spontan finden: Frieda Fronmüller – die erste Kirchenmusikdirektorin Deutschlands!

Text: Günter Balders


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

Und falls du die alten Liederschätze auch anhören möchtest, dann kannst du im SCM-Shop vorbeischauen. Der SCM-Shop gehört wie Jesus.de zur SCM Verlagsgruppe.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

Zuletzt veröffentlicht