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Näher, mein Gott, zu dir

Dieser Choral ist in der ganzen Welt bekannt. Tragische Bekanntheit erlangte „Näher, mein Gott, zu dir“ dadurch, dass das Lied auf der Titanic kurz vor ihrem Untergang gespielt wurde – eine trostreiche Zusage im Angesicht des Todes.

  1. Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir.
    Drückt mich auch Kummer hier,
    drohet man mir, soll doch trotz Kreuz
    und Pein dies meine Losung sein:

[Chorus] Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir.

  1. Bricht mir, wie Jakob dort, Nacht auch herein,
    find ich zum Ruheort nur einen Stein;
    ist selbst im Traume hier mein Sehnen für und für:
    Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!
  2. Geht auch die schmale Bahn aufwärts gar steil,
    führt sie doch himmelan zu unserm Heil.
    Engel, so licht und schön, winken aus selgen Höhn:
    Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!
  3. Ist dann die Nacht vorbei, leuchtet die Sonn,
    weih ich mich dir aufs neu vor deinem Thron;
    baue mein Bethel dir und jauchz mit Freuden hier:
    Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!
  4. Ist mir auch noch verhüllt dein Weg allhier,
    wird nur mein Wunsch erfüllt: näher zu dir.
    Schließt dann mein Pilgerlauf, schwing ich mich freudig auf:
    Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!

Sarah Flower Adams


Noch nicht ins evangelische Gesangbuch aufgenommen

Der Choral „Näher, mein Gott, zu dir“ kommt aus England und ist in der ganzen Welt bekannt. In deutscher Übersetzung findet man es in fast allen Liederbüchern evangelischer Freikirchen und Gemeinschaften. In den offiziellen Gesangbüchern der evangelischen Landeskirchen hat es dagegen bis heute keine Aufnahme gefunden. Entstanden ist es, wie gesagt, in England. Sarah Flower Adams, eine fromme Dame, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in London lebte, hat das Gedicht geschrieben, welches später zu diesem Lied vertont wurde.

Geschichte mit Happy End

Das fünfstrophige Lied „Näher, mein Gott, zu dir“ knüpft an die Geschichte von Jakobs Traum von der Himmelleiter aus dem 1. Buch Mose an. Da hören wir von einem Flüchtling, der vor seinem nicht ohne Grund höchst erzürnten älteren Bruder Esau flieht. Bei hereinbrechender Nacht kommt Jakob an einen heiligen Ort, weiß aber zunächst nichts von der Heiligkeit der Stätte. Hier findet er „zum Ruheort nur einen Stein“. Aber dann träumt er einen wunderbaren Traum, an dessen Ende Gott ihm Land, viele Nachkommen und Bewahrung verspricht, dazu die Zusage, dass seine Reise schließlich doch noch ein gutes Ende nehmen wird. Wer das Lied singt, identifiziert sich mit dem verängstigten Flüchtling und seiner Geschichte, und empfängt mit ihm die trostreiche Zusage Gottes, die ihm seinen Weg erhellt.

Das Lied beginnt mit einer „Losung“, einem Slogan, wie man heute vielleicht sagen würde: Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir. Dieses Losungswort kann als Überschrift über dem Lebensweg jedes gläubigen Menschen stehen. Das Losungswort steht aber nicht nur am Anfang des Liedes; es bildet auch den Schluss von jeder der fünf Liedstrophen und prägt sich so dem, der das Lied singt, tief ein.

Beim Untergang der Titanic gespielt

Wer „Näher, mein Gott, zu dir“ einmal in England oder in Amerika mitgesungen hat, wird mit Erstaunen festgestellt haben, dass das Lied dort zu einer anderen Melodie gesungen wird, als derjenigen, die sich im deutschsprachigen Raum vor gut hundert Jahren eingebürgert hat, als das Lied vom deutsch-amerikanischen Methodistenprediger Ernst Heinrich Gebhardt hervorragend ins Deutsche übersetzt wurde.

Der Choral hat eine lange und reiche Wirkungsgeschichte. Besonders bemerkenswert ist, was uns vom Untergang der Titanic berichtet wird, die wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg mit über 2000 Passagieren an Bord einen Eisberg rammte und nach kurzer Zeit unterging. Der kleinen Zahl der Geretteten verdanken wir die Nachricht, dass die Bordkapelle kurz vor dem endgültigen Untergang des Schiffes auf die Bitte eines Baptistenpredigers hin „Näher, mein Gott, zu dir“ spielte. So wurde die „Losung“ vielen angesichts des sicheren Todes zu einer Botschaft, die ihnen ihr Sterben als einen Schritt zu Gott hin deutete.

Text: Reinhard Deichgräber


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

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