Auf den ersten Blick ist es ein gewöhnliches Weihnachtslied: Hirten, Krippe, Weisen. In den 1930er Jahren war diese Botschaft allerdings unerwünscht.
Wisst ihr noch, wie es geschehen?
Immer werden wir’s erzählen:
Wie wir einst den Stern gesehen
Mitten in der dunklen Nacht,
Mitten in der dunklen Nacht.
Stille war es um die Herde.
Und auf einmal war ein Leuchten
Und ein Singen ob der Erde,
Daß das Kind geboren sei,
Daß das Kind geboren sei.
Eilte jeder, dass er’s sähe
Arm in einer Krippe liegen.
Und wir fühlten Gottes Nähe.
Und wir beteten es an,
Und wir beteten es an.
Könige aus Morgenlanden
Kamen reich und hoch geritten,
Dass sie auch das Kindlein fanden.
Und sie beteten es an,
Und sie beteten es an.
Und es sang aus Himmelshallen:
Ehr sei Gott! Auf Erden Frieden!
Allen Menschen Wohlgefallen,
Welche guten Willens sind!
Welche guten Willens sind!
Immer werden wir’s erzählen,
Wie das Wunder einst geschehen
Und wie wir den Stern gesehen
Mitten in der dunklen Nacht,
Mitten in der dunklen Nacht.
Text: Hermann Claudius (1939), Melodie: Christian Lahusen
Vor mir liegt ein Buch mit lauter Advents- und Weihnachtsliedern, 578 an der Zahl! Wenn man darin blättert, kommen einem viele wieder in den Sinn. Und andere kennt man nicht. Kein Wunder, denn das Singen von Weihnachtsliedern gehörte schon immer zum beliebtesten Festkreis des Jahres. Deswegen sind auch manche Lieder nur regional verbreitet und vertraut gewesen. In manchen Liedern vermisst man den Bezug zum christlichen Glauben, die Basis des Festes. Im Dritten Reich spitzte sich die Lage noch derart zu, dass gezielt germanische Traditionen in den Vordergrund geschoben wurden: „Hohe Nacht der klaren Sterne“. Diese Zurückdrängung der eigentlichen Weihnachtsbotschaft hat einen Verleger dazu veranlasst, christliche Dichter und Musiker zu bitten, „neue Weihnachtslieder“ zu erarbeiten. Und unter diesem Titel erschien dann 1939 ein Singbüchlein. Eines der Lieder beginnt mit einer Frage, die exakt jenes Problem anspricht: Könnt ihr euch noch erinnern, was zu Weihnachten passiert ist? Und dann antworten stellvertretend die weihnachtlichen Zeitzeugen. Die weihnachtliche Botschaft wird nicht verklingen! Man darf vermuten, dass der Dichter Hermann Claudius an die lange Tradition der Krippenspiele anknüpft. Jedenfalls ist die Rollenverteilung klar: Erst ist von den Hirten selbst die Rede, dann vom Kind in der Krippe und schließlich von den Weisen, hier nach alter Tradition als „Könige“ auftretend. Dass es sich um ein himmlisches Ereignis handelt, wird auch gebührend besungen, zur Ehre Gottes und zum Wohlgefallen aller Menschen. Wenn wir die Botschaft dieses Liedes hören und mit einstimmen, spüren wir: Was einst geschehen ist, bleibt wirksam – so wie damals auch heute. Und immer.
Claudius ist 1980 verstorben, kurz vor seinem 102 Geburtstag. Seinen Familiennamen – und sein dichterisches Talent – hat er von seinem Urgroßvater geerbt. Der hatte zum Beispiel ein Weihnachtsstück verfasst. Darin erklingen einzelne Choralstrophen, Sprechgesänge und zu guter Letzt ein ganz neues Kinderlied: „Wir wollen seine Krippe schmücken“. „Neue Weihnachtslieder“ – eine gute alte Tradition!
Text: Günter Balders
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Und falls du die alten Liederschätze auch anhören möchtest, dann kannst du im SCM-Shop vorbeischauen. Der SCM-Shop gehört wie Jesus.de zur SCM Verlagsgruppe.